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Linke fordern weniger Wohngebiete im Außenbezirk

Trotz großer Bemühungen würden die Innenstädte verwaisen. Fehlendes Geld ist nur ein Grund dafür.

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© Archiv/Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Die Innenstädte verwaisen, während auf der sprichwörtlichen grünen Wiese am Stadtrand neue Häuser gebaut werden. Das sei der falsche Weg, meinen die Ortsverbände der Linken im Altkreis Döbeln. Sie haben sich auf Einladung von Marika Tändler-Walenta, Sprecherin der mittelsächsischen Linken, zusammengesetzt, um die aus ihrer Sicht drängendsten Probleme in den Städten und Gemeinden zu diskutieren. „Ziel darf es nicht sein, künstliche Gürtel im Außenbereich zu schaffen, sondern das Zentrum zu beleben“, sagte Dieter Kunadt von den Leisniger Linken. Hans Holger Zimmer, Vorsitzender des Ortsverbandes Waldheim-Hartha, ergänzte: „In die vom Hochwasser betroffenen Städte wurde investiert, aber es ändert nichts an der Situation. Unsere Innenstädte verwaisen schrittweise.“

Und wie sehen es die anderen Parteien? Kathrin Schneider, Vorsitzende der Waldheimer CDU, meint: „Eigenheimstandorte sollten weiter erschlossen werden, um junge Leute hier zu halten. Der Bedarf ist da.“ Gefragt sei zudem hochwertiger Wohnraum. Und nicht sanierungsfähige Häuser müssten gezielt zurückgebaut werden.

Aufwertung durch Abriss

Das Thema Jugend beschäftigt parteiübergreifend. „Qualifizierte, gut bezahlte Arbeitsplätze sind die Grundvoraussetzung, damit die jungen Leute vor Ort bleiben“, so René Münch von den Roßweiner Linken. Ähnlich sieht es Mario Böhme, Vorsitzender des Ortsvereins der SPD Sachsenkreuz: Im Zuge des demografischen Wandels sollte die Stadt für ihre Einwohner attraktiv und lebendig bleiben. Dazu zählen ein gutes Angebot an Wohnraum, ein möglichst breites Angebot an Gewerbe, Handwerk und damit auch an Arbeitsplätzen sowie eine gut ausgebaute Infrastruktur. „Dabei sollte berücksichtigt werden, nicht nur die Leisniger Innenstadt, sondern auch die zahlreichen Ortsteile nach und nach aufzuwerten“, so Böhme. Durch Abriss, Sanierung und Aufwertung seien viele Brachflächen und Industrieruinen beseitigt.

Stefan Orosz, der für die Linke im Harthaer Stadtrat sitzt, sagte: „Von meinem Gefühl her bleiben jetzt mehr junge Leute hier als noch vor zehn Jahren. Generell müssten für die Jugend mehr Räume geschaffen werden, wo es keine Bevormundung gibt.“ Er nennt das Alternative Jugendzentrum (AJZ) als Beispiel. Dort sei dieses Vorhaben nach einigen Startschwierigkeiten gelungen. Sein Vorschlag: „Vielleicht können die Kommunen Häuser in der Innenstadt zur Verfügung stellen. Dafür braucht es politischen Willen und eventuell nicht viel Geld.“ Dem widerspricht sein Döbelner Parteikollege Volkmar Richter: „So einfach ist das nicht. Da gibt es unter anderem Brandschutzauflagen zu erfüllen und das kostet nicht wenig.“

Hans Holger Zimmerer sprach sich dafür aus, dass Jugendclubs in die Stadtzentren gehören. „Nach Massanei sind es von Waldheim aus drei Kilometer. Nicht jeder Jugendliche ist mobil.“ Wichtig sei aber, dass es Erwachsene gibt, die sich mit vor Ort engagieren und ein Auge auf das Zentrum haben. Er wolle das Thema auf die Tagesordnung in Waldheim bringen.

Ungleiche Gewerbesteuereinnahmen

Klamme Kassen seien ein Problem aller Kommunen. René Münch sieht als eine Ursache die unterschiedliche Wirtschaftskraft. „Die Gewerbesteuereinnahmen sind ungleich verteilt. Man müsste einen Weg finden, sie anzugleichen, damit alle Kommunen gleichermaßen von dem Geld profitieren können“, sagte er. Ein wesentlicher Aspekt sei, dass sich die Firmen überhaupt im Altkreis halten. Es gebe zu viele Beispiele von Unternehmen, die geschlossen sind. Sachsenpolster Waldheim sei eines. Peter Emmrich war früher Betriebsrat bei Sachsenpolster. Er sagte, dass das Unternehmen nach der Übernahme durch die Firma Steinhoff gezielt kaputtgespart worden sei. Das habe zum Verlust zahlreicher Arbeitsplätze geführt – und Frauen und Männer seien deshalb weggezogen.