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Linie 71 soll eingestellt werden

Kleinnaundorf wird ab August vom Busnetz fast abgekoppelt. Anwohner laufen Sturm und haben eine Hoffnung.

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Von Matthias Weigel

Ohne Umsteigen mit dem Bus zum Dresdner Hauptbahnhof – das ist das Ziel des neuen Verkehrskonzeptes der Dresdner Verkehrsbetriebe DVB und des Regionalverkehrs Dresden (RVD) in Freitals Osten. Ab 24. August sollen dazu die Linien B und 66 verknüpft werden und ein Umsteigen in Coschütz entfallen (SZ vom Montag). Anliegen ist es, neue Fahrgäste zu gewinnen – die Rede ist von bis zu 1 000 pro Werktag –, den Nahverkehr attraktiver zu machen und die Region stärker an die TU und die Innenstadt anzubinden. Den Plänen liegt eine Studie der TU Dresden im Auftrag der DVB zugrunde.

So weit, so gut. Ganz nebenbei aber soll mit der neuen Netzplanung die Linie 71 in Kleinnaundorf und damit die direkte Anbindung an die Straßenbahn bzw. Linie 63 an der Saarstraße wegfallen. Zur Begründung heißt es, dass die Nachfrage im Freitaler Stadtteil sehr gering sei. „Nicht einmal 150 Fahrgäste pro Tag nutzen hier die Linie 71. Selbst in der Hauptverkehrszeit ist die Besetzung der alle 30 Minuten fahrenden Busse einstellig“, schreiben die Verkehrsbetriebe in einer druckfrischen Broschüre zu den Plänen. Weiter heißt es, dass entlang der Linie B „größeres Einwohner-Potenzial und somit auch eine größere Nachfrage“ bestehe: Während im Raum Kleinnaundorf lediglich 1 000 Einwohner leben, wohnen in Burgk etwa 2 400, heißt es. Mit knapp 2 000 Schülern befinde sich zudem das wichtige Berufsschulzentrum in Burgk. Die 71 sei daher unwirtschaftlich und würde unnötig Busse und Personal binden.

Für Kleinnaundorf bleibt die Stadtlinie C mit Anbindung an Freital. Sie fährt künftig von Pesterwitz über Zauckerode, Potschappel, und Birkigt nach Bannewitz und hat dort Anschluss an die 360 nach Dresden. Die neue Regionalbuslinie 366 fährt vom Dresdner Zentrum übers Gewerbegebiet Gittersee nach Bannewitz, allerdings mit Einschränkungen – sie verkehrt morgens nur in Richtung Bannewitz und abends nur in die Gegenrichtung. Sonntags und abends bleibt für die Einwohner gar nur ein Anrufsammeltaxi.

Inzwischen laufen die Einwohner von Kleinnaundorf Sturm gegen die Pläne. Die meisten haben es aus der Zeitung erfahren. „Und wie es dort heißt, sind die Pläne im Ortsbeirat Plauen vorgestellt worden. Bei uns wurde weder mit dem Ortschaftsrat noch mit den Bürgern gesprochen“, sagt Ortsvorsteher Dietmar Polster empört. Die massiven Einschnitte seien unzumutbar. „Wir werden abgehängt.“ Für den aufstrebenden Ort mit etlichen neuen Baugebieten, aber auch einigen älteren Menschen sei es eine Katastrophe. Außerdem wird derzeit ein neuer Kindergarten gebaut – der mit dem Nahverkehr dann nicht mehr erreichbar sein wird. „Wir wollen Aufklärung und wenigstens gehört werden, bevor hier alle Messen gelesen sind“, sagt Polster. Man wolle dafür kämpfen, dass wenigstens die Linie B bis Messweg und zurück fahre, um eine Anbindung zu haben – der Schlenker sei wirtschaftlich vertretbar und Wendeschleifen vorhanden. Am kommenden Donnerstag will sich eine Abordnung im Freitaler Stadtrat erst einmal Luft machen.

Viele Kleinnaundorfer wie Sebastian Walter sind über die Pläne geschockt. Erst nach und nach werden nämlich die tatsächlichen Auswirkungen für den Arbeits- oder Schulweg klar. Verbindungen fallen weg. Umsteigen und lange Fußwege werden nötig „Morgens ist dann von der C an der Haltestelle Zschiedge für das Umsteigen lediglich eine knappe Minute einkalkuliert, was insbesondere im Winter ein erfolgreiches Umsteigen in die B/66 infrage stellt“, sagt Walter. Nachmittags sei das Ganze umgekehrt nur mit 20 Minuten Wartezeit möglich. Weder die Haltestelle Zschiedge noch die an der Hopfenblüte hätten außerdem Wartehäuschen. „Ja, der Nahverkehr muss effizient aufgestellt sein“, führt Walter aus. Allerdings hätten die Verkehrsbetriebe auch eine Verantwortung, dass eine Anbindung gewährleistet ist und nach konstruktiven Lösungen geschaut wird.

Nach Umdenken sieht es beim Regionalverkehr derzeit aber wenig aus. In einem Brief an den Ortsvorsteher heißt es, dass die Fußwege vom Birkenwäldchen oder der Steigerstraße her mit einem Kilometer und etwa 14 Minuten zumutbar seien. Da derzeit von der Stadt ein neuer Fußweg im Ort gebaut werde, sei der Weg dann ja auch praktikabel, heißt es. Und auch für die Schulwege nach Freital, Bannewitz und Plauen sieht der RVD keine Probleme: Einmal Umsteigen sei möglich und zumutbar. Und der OB habe die Pläne im Gesamtpaket außerdem begrüßt.

Ein Hoffnungsschimmer für die Kleinnaundorfer und alle anderen Betroffenen bleibt aber: Es steht in der Broschüre – nicht sehr offensichtlich, aber dennoch drin: Das Ganze ist noch vorbehaltlich der Genehmigung. Und die liegt nach SZ-Informationen noch nicht vor. Im Gegenteil: Im Freitaler Rathaus sind diese Woche erst die Anhörungsbögen für eine Stellungnahme eingegangen. Erst wenn die Stadt also zustimmt, geht das Projekt an den Start.