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„Lieber DJ Happy Vibes …“

Die Debatte um den Wilsdruffer Entertainer geht weiter. Nun meldet sich ein Linken-Kreisrat zu Wort – und erwidert die Kritik.

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© Dirk Zschiedrich

Wilsdruff/Pirna. Andreas Hofmann alias DJ Happy Vibes sorgt weiter für Wirbel. Im Kreistag vergangene Woche hat er ein Statement in der Bürgerfragestunde über das geplante Asylbewerberheim in Kesselsdorf vortragen und eine Petition dazu einreichen wollen (SZ berichtete). Zwar wurde die Petition angenommen, der DJ aber mit dem Hinweis, dass nur Fragen zugelassen sind, vom Vize-Landrat in der Rede abgewürgt. Darüber erboste sich Hofmann öffentlich. Rainer Böhme, Vize-Fraktionschef der Linken im Kreistag, wendet sich nun mit einem offenen Brief an den DJ. (SZ/wei)

Andreas Hofmann alias DJ Happy Vibes beschwerte sich, dass er seine Petition gegen ein geplantes Asylheim nicht ausführlich vorstellen durfte.
Andreas Hofmann alias DJ Happy Vibes beschwerte sich, dass er seine Petition gegen ein geplantes Asylheim nicht ausführlich vorstellen durfte. © Karl-Ludwig Oberthür

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Lieber Kollege Happy Vibes. Als der Redakteur in seinem Bericht das Wort „Eklat“ verwendete, wollte er Euch beide aufwerten. Dich mit einer „Aufsehen“ erregenden Aktion und sich, indem er Deine Provokation überbewertete. Denn – das sollte es doch sein, eine provozierende Aktion. Du standest am Mikro direkt neben mir. Und da ich auch gelegentlich für Musik sorge und der Ältere bin, trage ich Dir einfach das Du an.

Ja, auch wenn man Dich nicht genau eingewiesen hat – den Sprecher einer Bürgerinitiative – dann weiß man doch, dass man in einer Fragestunde Fragen stellen kann und soll. „Darf ich unsere Petition einreichen?“ Ja. Und aus die Maus. Übers Postfach, wie alle anderen Petitionseinreicher wäre normal gewesen und dann eine Info an die Zeitung. Aber das war nicht Dein Anliegen. Nein, die Wilsdruffer Bürgerinitiative und Du, ihr wolltet uns Kreisräten mal reinen Wein einschenken. Weil wir ja nicht wissen, mit welchen Ängsten die Bürger „draußen“ leben müssen. Also zumindest wir von CDU, Linken , SPD, Grünen, FDP. Denn die hast Du in einen Sack gesteckt und warst bemüht, verbal drauf zu hauen. Worum geht es eigentlich in der Petition? Na, ich werde mich erkundigen.

Wollte ich Pegida-artigen Reden zuhören, würde ich übrigens nach Dresden gehen oder vielleicht nach Wilsdruff kommen. Aber das hast Du mir einmal mehr vergällt. Wäre ich Verschwörungstheoretiker, müsste ich vermuten, dass Dein Auftritt nicht nur mit Deinen Freunden auf der Zuschauerbühne abgesprochen war, sondern auch mit der AfD-Fraktion. Die hast Du ja aus der Schelte ausgenommen. Gut, die sind nun wirklich nicht links. Und die haben dann erklären dürfen, wozu Du nicht mehr gekommen bist. Du wusstest vorher nicht, wie lange man Dich reden lässt. Aber Du wusstest genau, dass Du hinterher Deinen Auftritt als erneuten Beweis für das undemokratische System durch alle sozialen Medien blasen wirst. Vielleicht haben wir mal Gelegenheit zu diskutieren, was Du und ich am System undemokratisch finden.

„Lügenpresse“ nimmst Du hoffentlich vorerst nicht in den Mund. Eine Viertel Seite für Dich! Wow! Vielleicht willst Du wie Bachmann ein Medienstar werden. Im Altertum hat einer eines der Weltwunder angezündet. Da hat man verboten, jemals seinen Namen zu nennen. Find ich gut.

Zum Schluss: Wir sind uns vielleicht uneins im Musikgeschmack, aber sicher einig, dass wir keine Kriege, keinen Hunger und keine Not wollen. Nirgendwo. Aber wir sind vermutlich unterschiedlicher Meinung, wie man diese Übel verhindert und ganz sicher, wie man mit den Opfern umgeht.

Ich jedenfalls stimme Varoufakis zu: „Wer auch nur einen toten Flüchtling im Mittelmeer akzeptiert, verdient es nicht Mensch genannt zu werden.“ Zustimmung dafür wäre eine Gesprächsgrundlage. Echt.

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Rainer Böhme ist 68 Jahre alt und diplomierter Staatswissenschaftler. Er ist heute Rentner und lebt in Sebnitz.