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Liebe auf den zweiten Blick

Elisabeth und Karl-Heinz Conrad aus Nieder Seifersdorf feiern diamantene Hochzeit. Ihr Leben war immer voller Arbeit.

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© Bernhard Donke

Von Bernhard Donke

Elisabeth und Karl-Heinz Conrad haben sich bei der Arbeit kennengelernt. „Es war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick“, sagt seine Frau. „Aber eine, die nun schon über 60 Jahre hält“, fügt ihr Ehemann lachend hinzu. Diesen Donnerstag kann das in Nieder Seifersdorf-Baarsdorf lebende Ehepaar seine diamantene Hochzeit im Kreise der Familie und Freunden feiern.

Hinter den beiden liegen gemeinsame Jahre, die ausgefüllt waren mit Arbeit in der Landwirtschaft. Noch heute widmen sich die 82-Jährigen dieser. Während für Elisabeth der Hausgarten das Domizil ist, erfreut sich Karl-Heinz seiner Kleintierzucht mit Geflügel und Kaninchen. Er ist in einer landwirtschaftlichen Familie im schlesischen Altbäckern bei Liegnitz geboren. Die Familie wurde 1946 ausgesiedelt und kam nach einigen Zwischenstationen nach Melaune. Dort schloss er die Schule ab und begann eine Lehre zum Stellmacher. Die beendet er dann in Nieder Seifersdorf, als der Vater 1952 einen landwirtschaftlichen Hof im Ort kaufte und die Familie hinzog. Karl-Heinz selbst arbeitete nach dem Lehrabschluss dort mit, bis zum Eintritt der Familie in die LPG Nieder Seifersdorf Ende 1953. Danach qualifizierte er sich bis zum Meister und war bis zum Renteneintritt in der Tierhaltung tätig.

Elisabeth kam 1934 in Hennersdorf, östlich der Neiße, als erstes von fünf Kindern in einer landwirtschaftlichen Familie auf die Welt. Auch ihre Familie musste im Juli 1945 ihr Heimatdorf verlassen und sich in Melaune eine neue Existenz schaffen. Dort ging sie bis 1949 zur Schule. Danach ging sie in Stellung bei einer bäuerlichen Familie in Zodel, wechselte 1954 nach Nieder Seifersdorf -Baarsdorf in eine landwirtschaftliche Familie, wo sie Karl-Heinz kennenlernte. Und am 3. November 1956 läuteten in der Nieder Seifersdorfer Kirche die Hochzeitsglocken für das Paar. Vor Pfarrer Tilgner gab es sich das Ja-Wort fürs Leben. Eines, das bis heute hält, obwohl die 60 zurückliegenden Jahre stets von viel Arbeit geprägt waren: Der elterliche Hof, auf dem das junge Paar mit lebte, die Arbeit auf der LPG und ihre beiden Kinder, die versorgt und betreut werden mussten, später dann der Umbau des Wohn- und Wirtschaftsgebäudes zu einem kompletten Wohnhaus, in dem heute auch die Tochter mit ihrer Familie lebt. Die Familie des Sohnes hat wegen der Arbeit bereits seit dem Ende der 1990er Jahre seinen Lebensmittelpunkt in den alten Bundesländern gefunden. So blieb nie viel Zeit, um sich noch groß um andere Dinge zu kümmern.

Doch was immer blieb, war das gegenseitige Vertrauen und der Glaube an die Familie. „Wichtig ist, dass man verzeihen kann, denn jeder hat mal Fehler gemacht, deswegen läuft man nicht gleich auseinander, wie das heute leider sehr viele junge Paare tun“, sagt Elisabeth und ihr Karl- Heinz stimmt zu.