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„Leute, wir haben Winter!“

Eis und Schnee haben Autos ins Rutschen gebracht. Straßenchef Koettnitz stellt klar: Nicht alles kann geräumt werden.

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© René Meinig

Von Sandro Rahrisch und Christoph Springer

Seit genau 31 Tagen liegt in Dresden Schnee. Und der Winter ist immer noch nicht vorbei. Ein paar Flocken kündigt der Wetterdienst für den Mittwochmorgen noch an. Aber dann soll es erst einmal wärmer werden. Wer Eis und Schnee satt hat, kann sich freuen. Wer dagegen gern mit Ski und Rodel unterwegs ist, muss mit dem vorläufigen Ende des Winters rechnen.

Spiegelglatte Straßen: Ohne Hilfe kam dieser Fahrer in der Südvorstadt am Dienstag nicht aus der Parklücke heraus.
Spiegelglatte Straßen: Ohne Hilfe kam dieser Fahrer in der Südvorstadt am Dienstag nicht aus der Parklücke heraus. © René Meinig
Winter kann auch Spaß machen: Max und Emma rodelten mit Mutter Anne den Hang am Kollwitz-Ufer hinab.
Winter kann auch Spaß machen: Max und Emma rodelten mit Mutter Anne den Hang am Kollwitz-Ufer hinab. © René Meinig
Ein dicker Eispanzer, darüber noch Schnee: Eva Möbius musste kräftig kratzen, um die Autoscheibe freizubekommen.
Ein dicker Eispanzer, darüber noch Schnee: Eva Möbius musste kräftig kratzen, um die Autoscheibe freizubekommen. © René Meinig

Hauptstraßen: Großeinsatz für den Winterdienst der Stadt

Rund vier Zentimeter Schnee kamen in der Nacht zum Dienstag runter. Ab 3 Uhr morgens waren 50 Mitarbeiter mit 41 Fahrzeugen im Einsatz. Sie konzentrierten sich vor allem auf Bergstraßen. Reinhard Koettnitz, der Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes, räumte ein, es habe Probleme auf der Saalhausener- und der Kesselsdorfer Straße gegeben. Außerdem kämpfte der Winterdienst gegen Schneeverwehungen im Schönfelder Hochland, etwa auf der Straße zum Fernsehturm. „Leute, wir haben Winter“, antwortete er auf Kritik am Straßenzustand im Zentrum. „Schneemehl bedeutet nicht, dass es sehr problematisch ist.“ Der Einsatz von Schneepflügen sei erst ab sechs bis acht Zentimetern Neuschnee sinnvoll. Nicht mehr als vier Zentimeter seien aber am Morgen gefallen, sagt der Chef des städtischen Winterdienstes.

Nahverkehr: Busse und Bahnen fahren Verspätungen ein

Vereiste und zugeschneite Straßen haben zwischen 7 und 9 Uhr den Busverkehr nach Pennrich und zum Fernsehturm behindert. Die 70 und die 61 konnten vorübergehend nicht bis zu den Endstationen fahren. Danach rollten alle Busse, allerdings mit Verspätungen. Die Straßenbahnen wurden durch verstopfte Weichen behindert. Auf dem Pirnaischen Platz, am Bahnhof Mitte und auf der Leipziger Straße am Ballhaus Watzke mussten die Straßenbahnfahrer oder Helfer Hand anlegen, bevor die Bahnen wieder fahren konnten.

Unfallzahlen: Polizei meldet deutlich mehr Karambolagen

Für die Polizei war der Dienstag ein außergewöhnlich arbeitsreicher Tag. 45 Unfälle passieren in Dresden durschnittlich an einem Werktag. Die Beamten registrierten bis zum frühen Abend 53 Unfälle. Dabei wurden zwei Menschen leicht verletzt.

Glatte Fußwege und Nebenstraßen: Anlieger müssen Schnee schippen

In den Nebenstraßen sah es auch am Abend noch chaotisch aus. Alfred Hobl, der in der Hetzdorfer Straße in Gorbitz wohnt, kam nicht über die Straße und damit auch nicht an seinen Behindertenparkplatz. Die Hauptstraßen wirkten dagegen wie gebohnert, sagte der 74-Jährige. Immerhin der Fußweg sei von der Eisenbahner Wohnungsbaugenossenschaft (EWG) schon früh geschippt worden. Die Mitarbeiter fangen zwischen 4.30 und 5.30 Uhr an und müssen spätestens 6 Uhr fertig sein, sagt Vorstandsmitglied Antje Neelmeijer.

Schneeräumen auf Gehwegen ist Anliegerpflicht. Darauf weist die Stadtverwaltung noch einmal hin. So müssen die Wege montags bis sonnabends bis spätestens 7 Uhr entlang der Grundstücksgrenzen von Schnee und Eis befreit werden. Sonntags bis 9 Uhr. Für die Wohnungsgenossenschaften etwa sind Hausmeisterdienste im Einsatz. Allerdings darf der Schnee nicht auf die Fahrbahn geschoben werden. Damit die Müllabfuhr an die Tonnen gelangt, wird geraten, einen Durchbruch im Schneewall zu schaffen. Außerdem dürfen weder Salz noch Asche oder Kohlenruß gestreut werden.

Flughafen: Maschinen heben verspätet oder gar nicht ab

Am Dresdner Flughafen mussten am Dienstagmorgen einige Jets warten, bis der Winterdienst die knapp drei Kilometer lange Piste geräumt hatte. Der erste Flieger nach Frankfurt konnte erst 40 Minuten später abheben als geplant. Der Frühflug nach München musste gestrichen werden, da die Maschine am Vorabend des Wetters wegen nicht in der bayerischen Hauptstadt abheben konnte. Und das Flugzeug aus Zürich, das halb zehn in Klotzsche landen sollte, musste wegen Eisregens nach Nürnberg umgeleitet werden. Bereits am Montagabend hatten Flieger Schwierigkeiten, zu landen. Die Urlaubsmaschine aus Fuerteventura landete zunächst in Leipzig, weil in Dresden die Piste geräumt wurde. Gegen 1.15 Uhr in der Nacht erreichten die Reisenden dann doch noch ihr Ziel. „Der Winterdienst ist non-stop im Einsatz“, sagte Airport-Sprecher Christian Adler.

Die Aussichten: Glatteis-Gefahr ist noch nicht vorbei

Zumindest Schnee ist erst einmal nicht in Sicht. Höchstens am Mittwochmorgen sind noch ein paar Flocken möglich. Kurzzeitig können Plusgrade erreicht werden. Der Donnerstag dürfte sonnig und kalt starten. Zum Abend hin wird es immer milder, bis zu drei Grad sind drin. Dabei ist am Nachmittag nochmals Glatteis möglich. Das Wochenende wird deutlich milder mit bis zu sechs Grad. Dabei kann es auch regnen.

Tipps für eisfreie Scheiben

Enteiser-Spray und einen guten Eiskratzer empfiehlt der ADAC. Gut bedeutet dabei, der Kratzer sollte aus Kunststoff sein und auch Zacken haben. Ein Geheimtipp: morgens 20 Minuten vor der Fahrt eine Wärmflasche oder Plastikflaschen mit warmem Wasser aufs Armaturenbrett legen. Dann bekommt man das angetaute Eis ganz leicht von der Frontscheibe, sagt der Dresdner ADAC-Techniker Thomas Kubin.

Warmes Wasser über die Scheibe zu gießen, ist dagegen gefährlich, das Glas kann reißen. Und den Motor laufen zu lassen, bis das Eis taut, ist laut StVO verboten.