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Letzter Nagel fürs Dachgebälk

Die Arbeiten an Bautzens neuem Hotel machen Fortschritte. Davon konnte sich zum Richtfest ein besonderer Besucher überzeugen.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Es ist gar nicht so einfach, mit einem langen Hammer einen langen Nagel ins Dachgebälk einzuschlagen. Das merkten Jörg Beutel und Enrico Paul von der IC Team Management Consulting GmbH recht schnell. Die Bauherren des künftigen Bautzener Hotels, das im Gebäude Goschwitzstraße 27 entsteht, feierten am Freitag mit dem traditionellen Hammerschlag das Richtfest für den Umbau des Gebäudes, das viele Jahre die Goethe-Apotheke beherbergt hatte.

Wie Clemens Heber, der Juniorchef der Zimmerei Heber, aus Kirschau sagte, musste der gesamte alte Dachstuhl wegen Schwammbefalls abgetragen werden. Clemens Heber sprach den Richtspruch und ließ nach altem Brauch ein Sektglas auf dem Boden zerschellen, nachdem er es zuvor zu Ehren der Bauherren und der Handwerker geleert hatte. In den letzten Tagen hatten die Zimmerleute den alten Dachstuhl originalgetreu wieder erstehen lassen. Wichtig sei gewesen, auch die Gauben zu erhalten, damit das Gebäude ins Stadtbild passt. So ein Altbau sei für die Zimmerleute, aber auch alle anderen Handwerker immer eine Herausforderung.

Mit besonderen Gefühlen nahm Rolf Leidler am Richtfest teil. Sein Vater Paul Leidler hatte die Goethe-Apotheke viele Jahre geleitet, teils unter staatlicher Regie. Nach der Wende beantragte er die Rückübertragung seines Eigentums. Im stolzen Alter von 78 Jahren ließ er die historische Apothekeneinrichtung restaurieren. Nachdem er im hohen Alter noch Praktika bei seinen einstigen Kollegen absolviert hatte, leitete er die Apotheke noch bis weit in seine 80er hinein, bevor er sie verpachtete und schließlich verkaufte. „Mein Vater ist mit 97 gestorben“, sagt Rolf Leidler, der in jenem Haus mit der Apotheke geboren und aufgewachsen ist. Bis 2014 hat er hier auch noch gewohnt und den Beginn der Bauarbeiten miterlebt.

Stilvoller Rahmen

Dass hier nun ein Hotel entsteht, wäre ganz im Sinne seines Vaters gewesen, findet Rolf Leidler. Er selbst hat zahlreiche Dokumente und Fotos zur Geschichte des Hauses in seinem Besitz. Mit dem neuen Hotelchef Mathias Weise steht er in Verbindung und möchte sie auch nicht abbrechen lassen. Denn die Geschichte des Hauses, in dem die Apotheke seit 1903 in Familienbesitz war, soll in dem neuen Hotel erlebbar bleiben. Unter anderem hat Rolf Leidler noch Druckstöcke von Rezeptblöcken aufbewahrt. Die könnten bei der Gestaltung der Speisekarten Verwendung finden.

Dass die gesamte Einrichtung der Apotheke den stilvollen Rahmen für ein Café bilden wird, freut Rolf Leidler sehr. Er erinnert sich noch, wie die ganze Familie seinerzeit die vielen Schubkästen der Regalwände aufgearbeitet hatte. Es sei der große Traum seines Vaters gewesen, dass die im Jugendstil eingerichtete Apotheke erhalten bleibt. Nun dürfen spätestens ab Herbst Bautzener und ihre Gäste hier die besondere Atmosphäre genießen.