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Letzte Klappe für die Video World

Die Videothek an der Dresdner Straße in Freital macht zu. Das liegt am Internet – und den Kunden selbst.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Carina Brestrich

Freital. Es ist der letzte Akt einer mehr als 25 Jahre währenden Story – allerdings ohne Happy End: Die Video World in Freital macht zu. In den vergangenen Wochen lockte die Videothek an der Dresdner Straße in Deuben noch einmal viele Kunden an – mit satten Rabatten auf ihre DVDs. Mitte dieser Woche ist nun Schluss. Dann macht mit der Freitaler Video World der letzte Verleiher zwischen Dresden und Dippoldiswalde dicht. Seit 1989 konnten an der Dresdner Straße erst Videokassetten, später DVDs und Blue-Ray-Discs ausgeliehen werden. Doch die schnelle Entwicklung der Medien und insbesondere das Internet machen den DVD-Verleihern wie der Video World Konkurrenz. Im Netz sind Filme schnell und kostengünstig verfügbar, der Gang in die Videothek wird damit überflüssig. Die Folge: Das Verleih-Geschäft habe sich zum Schluss nicht mehr gelohnt, heißt es von der Betreiberfirma der Freitaler Video-World-Filiale. Stattdessen müssen DVD-Fans künftig bis nach Dresden.

Die Freitaler Videothek ist kein Einzelfall. Wurden 2006 in Sachsen noch 50 Videotheken von den Statistikern gezählt, nennt das Statistische Landesamt für das Jahr 2014 nur noch 38 Videotheken. So wurden Filmfans im alten Weißeritzkreis einst auch in Wilsdruff fündig – bis der Inhaber vor fünf Jahren aufgeben musste. Damals lief das Geschäft in Freital noch. Als Grund nannte die Betreiberfirma damals zusätzliche Standbeine wie den Verleih von Konsolen und Spielen.

Doch auch die werden in den Wohnzimmern immer seltener. Stattdessen wird im Netz gedaddelt oder per Smartphone. Überhaupt hat sich der Videokonsum verändert. Kurze Clips werden über die sozialen Netzwerke hin- und hergeschickt. Hinzu kommen die Streaming-Anbieter, die Serien und Filme im Internet inzwischen zum pauschalen Abopreis anbieten. Der größte Feind ist allerdings ein anderer. Laut Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland (IVD) ist nach wie vor die Filmpiraterie die größte Konkurrenz. Illegale Kopien und Mitschnitte werden im Netz angeboten. „Dort sind die Filme meist noch vor uns und kostenlos verfügbar“, sagt Jörg Weinreich, geschäftsführender Vorstand beim IVD. Streaming-Dienste seien dagegen weniger ein Problem. „Dort gibt es keine aktuellen Spielfilme“, sagt Weinreich.

Nicht nur in den Videotheken nimmt das Interesse am Medium DVD ab. Auch die Stadtbibliothek Freital registriert ein sinkendes Interesse an der runden Scheibe. Obwohl die Ausleihe dort in der Jahresgebühr enthalten ist und die DVDs für eine Woche mit nach Hause genommen werden können, gehen weniger DVDs über die Ausleihtheke: Zählte die Bücherei vor fünf Jahren noch knapp 8 100 Entleihungen, waren es vergangenes Jahr knapp 5 000. Dabei bemüht sich die Bibliothek, die Auswahl kontinuierlich zu erhöhen. So zählten 2012 nicht einmal 1 000 DVDs zum Bestand der Bibliothek, mittlerweile sind es knapp 1 400. „Auch in Zukunft werden Filme angeschafft, allerdings nicht in der großen Anzahl“, sagt Leiterin Heike Thomas. Schwerpunkte seinen Literaturverfilmungen, Bestseller und preisgekrönte Filme – mit einer Einschränkung: „Wir bieten keine Filme mit Altersfreigabe ab 18 Jahren an“, sagt Heike Thomas.

Wie lange das Geschäft noch läuft, das vermögen die Verleiher nicht zu sagen. „In teureren Mietlagen mit sehr guter Internetanbindung ist es etwas schwieriger“, sagt Jörg Weinreich vom IVD. Deshalb müssen die Verleiher vor allem mit einem punkten, sagt Weinreich: mit Beratung und Service. Denn darauf kommt es den treuen Kunden ganz offenbar an. Für die, die früher mal kamen, zählt dagegen etwas anders. „Anscheinend ist es für viele ehemalige Kunden wichtig, die Filme umsonst zu erhalten“, sagt Weinreich.