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Letzte DDR-Kita wird abgerissen

Der Stadtrat hat beschlossen, einen Neubau an die Chladeniusstraße zu setzen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Zwar wurde an der Kindereinrichtung Chladeniusstraße immer wieder etwas erneuert, aber am Grundproblem hat das nichts geändert. Der Bau, der am 10. Januar 1983 als dreigeschossiger Komplex eröffnet wurde, bleibt verwinkelt und dunkel. 1998/1999 wurde zwar das Haus grundlegend saniert, aber die Brandschutzverkleidungen aus Asbest im Haus hat man nicht entfernt – der Aufwand wäre zu groß geworden. Das und die Vielzahl der großen Arbeiten an Fassade, über die Treppe, bis hin zum kompletten Innenausbau haben Stadtbaudirektor Tilo Hönicke schließlich irgendwann ins Grübeln gebracht.

Einschließlich einer vorübergehenden Unterbringung in Containern während des Umbaus hätten Kosten von fast einer Million zu Buche geschlagen. Eine Summe, angesichts der die Stadt auch gleich neu bauen kann – für geschätzt 1,8 Millionen Euro. Dafür jedoch hätte der Trägerverein „Lustiger Tausendfüßler“ einen modernen Neubau, ausgeführt als eingeschossigen Flachbau, vielleicht sogar mit Keller.

So entfielen auch die Kosten für Fluchttreppen und einen Personenaufzug. Und noch etwas könnte sich gleich umsetzen lassen. Die Stadt will bei der Gelegenheit gleich noch die Zahl der Kita-Plätze erhöhen – um wie viel, das soll noch eine Analyse zeigen. Noch kommen weniger Kinder zur Welt, als Großenhainer sterben, sagte Oberbürgermeister Sven Mißbach auf Nachfrage eines Stadtrates. 2015 waren es 136 Geburten, 2016 dann 130 und bis Ende Juli 2017 waren es jetzt 91 Geburten. Profitieren würde Großenhain aber von den Zuzügen.

Da erhofft sich die Stadt in den kommenden Jahren noch mehr Interesse – und will vorsorgen. Es wird vorgeschlagen, den Bau auf 110 Kinder auszulegen – mit der Option, je nach Geburtenrate, jederzeit zu erweitern. Schon jetzt rechnet das Bauamt damit, dass der Neubau teurer werden könnte, falls die Baupreise weiter so anziehen.

Denn geplant ist der Neubau erst im Jahr 2020. Das ist auch der Grund, weshalb im Rathaus moderate Anschaffungen und Erneuerung noch gebilligt werden, zum Beispiel neuen Sand für die Kleinen oder das Malern in einigen Räumen. Dass alles nach den Wünschen von Trägerverein und Stadt gebaut wird, dafür soll das Großenhainer Planungsbüro Ralf Höna sorgen.

Erst bei Planungsleistungen über derzeit 209 000 Euro Netto muss man europaweit ausschreiben. Dass das Bauamt ausgerechnet einen Großenhainer Planer für die Baustelle haben möchte, hat einen Grund. Denn jeder Planer bringt schließlich seine Firmen mit, mit denen er zusammenarbeitet. Die Stadt möchte aber gern die Aufträge bei den Großenhainer Firmen lassen.

Schließlich sei nicht abzusehen, ob 2020 die Auftragslage auch noch so gut ist wie derzeit. Dann könnte man mit einem repräsentativen Objekt für Beschäftigung sorgen. Ralf Höna hat bereits den Kindergarten-Neubau in Wildenhain geplant. Außerdem Objekte wie das Landratsamt am Remonteplatze 7 und 10, die Feuerwehren in Kleinraschütz und Skassa, die Marienkirche, die Aufstockung des DRK-Gebäudes am Bad und anders.

Die Stadt will zudem versuchen, 66,66 Prozent der förderbaren Kosten über die Kulisse „Stadtumbau“ bei der Sächsischen Aufbaubank zu bekommen. Dafür muss das Fördergebiet in der Stadt aber noch einmal verändert werden. Das war nach der Wende nur die Innenstadt, später der äußere Stadtring – mit Naturbad, das nun technisch umgebaut wird.