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Tipps fürs richtige Lernen

Professionelle Nachhilfe für Schüler ist nichts Ungewöhnliches. Aber für Eltern? Ein Lerncoach gibt praktische Tipps.

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© A. Seltmann

Von Anja Weber

Sebnitz. Das Lernen lernen – schon klar, werden sich die Eltern in der Aula des Sebnitzer Goethe-Gymnasiums gedacht haben. Doch wie geht das, möglichst ohne Stress und Frust zu erzeugen? Um das zu erfahren, hatten das Goethe-Gymnasium und die Oberschule Am Knöchel zu einem Vortrag zu diesem Thema eingeladen. Gestaltet wurde der durch den LVB Lernen, einem Verein aus Berlin, der sich der Bildungsförderung verschrieben hat und sich deutschlandweit für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit einsetzt. Die Referenten des LVB kommen sowohl an kleine als auch an große Schulen. Die Vorträge sind geeignet für Eltern von Schülern ab der ersten Klasse bis zum Abitur. Die etwa zweistündigen Veranstaltungen sind kostenlos für Eltern und Schulen. Termine sollten allerdings rechtzeitig vereinbart werden. Lerncoach Jens Kühn gelang es, lebensnah und kurzweilig das Thema auf den Punkt zu bringen. Denn Lernen will tatsächlich gelernt sein. Der Lerncoach erklärte unter anderem, welche Faktoren ein Kind beim Lernen beeinflussen, welche Lerntypen es gibt und wie man ihnen helfen kann. Viele praktische Tipps folgten. Deshalb ist hier auch nur eine kleine Auswahl möglich.

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Ratschläge vom Lerncoach

Muss man wirklich ständig lernen, und wie macht man das?

Da gibt es sicherlich viele Weisheiten, wie diese: „Das lernen hört nie auf“. Jens Kühn hatte ebenfalls einen guten Spruch im Gepäck: „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.“ Also, das Lernen hört tatsächlich nie auf. Damit man aber das Gelernte auch im Kopf behält, gibt es verschiedene Techniken, das Gehirn wach zu halten. Wer wusste wohl vor dem Abend, dass nur maximal sieben Informationen auf einmal ins Ultrakurzeitgedächtnis passen? Von diesem müssen die Informationen ins Kurzgedächtnis. Damit sie dort nach dem Üben auch abgespeichert werden, empfiehlt der Experte, nicht gleich danach den Fernseher oder den PC einzuschalten. Mindestens 20Minuten sollte man dem Gehirn Zeit lassen, die Informationen abzuspeichern, sonst geht das Gelernte wieder verloren und gelangt nicht ins Langzeitgedächtnis. „Es ist wichtig, dass die Schüler Wissen geordnet und strukturiert ablegen. Das kann sich das Gehirn besser merken und das Wissen kann besser abgerufen werden“, sagt Jens Kühn. Dazu gehöre zum Beispiel auch, dass in die Schulhefter Struktur gebracht wird. So können zum Beispiel wichtige Merksätze gekennzeichnet werden.

Bleibt einmal Gelerntes für immer im Kopf hängen?

Das ist leider nicht so. Der Lerncoach bremste da alle Euphorie. „Wenn der Lernstoff nicht wiederholt wird, gerät er in Vergessenheit“, sagt Jens Kühn. Schon etwa nach einer Woche ist ohne Wiederholung der Lernstoff zu 40 Prozent wieder weg. In einem halben Jahr ist gar nichts mehr da. Kühn empfiehlt deshalb, am Morgen Gelerntes abends zu wiederholen. Dann ist es auch am nächsten Tag noch im Kopf.

Das Wiederholen müsse für Schüler aber berechenbar sein. Deshalb könne ein bestimmter Zeitraum festgelegt werden, der von den Eltern nicht überschritten werden dürfe. Wie wiederholt werde, hänge von den einzelnen Lerntypen ab. Eine Möglichkeit ist, eine Art Karteikartensystem einzuführen, um so das Wichtige immer wieder im Blick zu haben und es abrufen zu können. Darüber hinaus gibt es im Internet verschiedene Lernplattformen. Familien empfiehlt Kühn, die Angebote genau zu prüfen und zu vergleichen, zumal sie teilweise mit Kosten verbunden sind. Aus seiner Erfahrung empfiehlt er die interaktive Lernplattform „Sofatutor“. Neben dem Lernstoff werden Übungsaufgaben angeboten. Und sollten die Eltern mal nicht weiterhelfen können, können die Schüler über die Plattform mit einem Lehrer chatten.

Lernen alle Schüler gleich schnell und auch gleich viel?

Auch das musste der Lerncoach verneinen. Man unterscheide vier verschiedene Lerntypen. Der logisch-abstrakte Lerntyp habe zum Beispiel eine schnelle Auffassungsgabe, sei sehr ehrgeizig, liebe den Frontalunterricht, aber keine Rollenspiele. Er will immer besser als andere sein. Der sicherheitsliebenden Typ ist sehr ordentlich, brauche bekannte Strukturen und sei sehr still und nach innen gekehrt. Er könnte durchaus auch Rechtschreibprobleme haben, da er mitunter nach Gehör schreibt. Außerdem könnte es ihm an Fantasie mangeln. In beiden Fällen helfe viel Lesen, so der Lerncoach. Der dritte Lerntyp sei der emotionale. Er lerne langsamer, brauche Geborgenheit und neige eher zu Selbstvorwürfen. Er sei ein feinfühliger, auch ein musischer Mensch. Bei ihm müsse viel mit Lob gearbeitet werden. Schließlich gebe es noch den kreativ-chaotischen Typ. Er ist fantasievoll, kreativ, oberflächlich und unordentlich. Er zeige eine rege mündliche Beteiligung, mitunter auch nur, um auf sich aufmerksam zu machen und etwas Schwung in den Unterricht zu bringen.

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