Merken

Lernen von Versagern

Bei der ersten FuckUp Night in Dresden erzählten Gründer von ihren Misserfolgen. Das Ziel: eine neue Kultur des Scheiterns.

Teilen
Folgen
© Ronald Bonß

Von Marco Henkel

Dresden. Über ihre Erfolge sprechen Unternehmer gerne. Über ihre Niederlagen und Pleiten schweigen sich die meisten lieber aus. Denn in Deutschland gilt Scheitern noch immer als Makel, den man nur schwer wieder los wird. Möglichst geradlinige Karrierewege gelten hierzulande noch immer als erstrebenswert.

Sören Frost will das ändern: „Ich berate seit 20 Jahren Existenzgründer und ich möchte Gründern die Angst vor dem Scheitern nehmen. Niederlagen gehören dazu“, weiß er. Am Donnerstagabend veranstaltete er die erste Dresdner FuckUp Night. Das Prinzip dahinter ist einfach: Drei Redner erzählen vor Publikum, wie sie den Karren einmal richtig schön in den Dreck gefahren haben und was sie daraus gelernt haben. Dabei darf bei Bier und Salzstangen herzlich gelacht werden.

Denn eine Pleite kann ziemlich lustig sein – zumindest im Nachhinein. „Ich war sehr jung und habe mich übernommen“, bilanziert etwa der Leipziger Kilian Springer seine Versuche, nach dem Abitur als Party- und Konzertveranstalter durchzustarten heute. Der Versuch war nach wenigen Monaten gescheitert. Was am Ende übrig blieb war ein Berg Schulden und ein leeres Regal. Denn seine gesamte Hip-Hop-Plattensammlung hatte der 30-Jährige verkauft, um das nötige Startkapital für seine Firma zusammenzubekommen. „Das hat sehr wehgetan, aber ich habe auch sehr viel gelernt“, resümiert Springer, der heute eine eigene Anwaltskanzlei hat.

Thomas Kuwatsch aus Leipzig scheiterte hingegen mit einem sozialen Netzwerk für Autofreunde. „Das Team passte nicht“, sagt er heute. „Wenn ihr gründet, sucht euch die besten Leute raus“, gibt er dem Publikum mit auf den Weg.

Marcel Pölzl aus Dresden schlitterte in die Privatinsolvenz, nachdem die Beziehung zu seiner Freundin scheiterte. Den ehemals gemeinsam gegründeten Frühstücks-Lieferdienst Frühstückszwerge konnte er nur mit Mühe retten. „Heute läuft es besser denn je“, sagt der ehemalige Hartz-IV-Empfänger. Sein Schlusssatz könnte das Motto des Abends sein: „Jeder kann fallen und alles verlieren. Aber man muss wieder aufstehen.“