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Lernen in Containern

Die Königsbrücker Oberschüler mussten vor fast zwei Jahren ihre Schule räumen. Eine glückliche Fügung, sagen sie.

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© René Plaul

Von Nicole Preuß

Königsbrück. Die Mädels der Abschlussklasse haben es sich im Unterrichtsraum bequem gemacht. Der hat alles, was man zum Lernen braucht: Schulbänke, Stühle, eine Tafel und viel Licht. Trotzdem sitzen sie nicht in einem Schulgebäude. Die Oberschüler der Arthur-Kießling-Schule in Königsbrück lernen seit fast zwei Jahren zum größten Teil in Containern. Die Module stehen neben der neuen Turnhalle und den Fachräumen an der B 97 am Rand von Königsbrück.

Sophia Richter besucht die zehnte Klasse und hat von Bekannten schon einige Vorurteile über die Containerschule gehört. „Alle sagen, dass die Räume hier so schlecht wären, aber das stimmt gar nicht“, sagt sie. „Unsere Zimmer sind für uns ganz normale Unterrichtsräume. Wir lernen hier genauso wie in Klassenzimmern in einem Schulhaus.“ Das, so gibt sie zu, musste sie aber auch erst einmal erfahren. Denn der Blick von außen macht erst einmal skeptisch. Weiße Blechkisten stehen aneinandergereiht hinter einem Maschendrahtzaun. Der Weg zu den sechs Klassenräumen führt durch eine Tür an der Stirnseite der Modulreihe. Spinte für die Sachen und Bücher der Schüler stehen in den Fluren. Der Boden wippt bei jedem Schritt ein bisschen mit. Die Container waren einst eine Notlösung, mit der weder Schüler, Eltern, Lehrer noch der Träger der Schule, der Landkreis gerechnet hatten.

Schnell eine Lösung gesucht

Eigentlich sollte die Zukunft der Schüler nämlich im alten Schulgebäude am Schulplatz liegen. Dort sollte über die Sommerferien 2014 ein zusätzliches Treppenhaus eingebaut werden – eine Anforderung des Brandschutzes. Doch bei den Arbeiten entdeckten die Bauarbeiter ein noch viel größeres Problem. Die Deckenbalken waren zum großen Teil marode und damit eine Gefahr für Lehrer und Schüler.

Der Kreis suchte schnell nach einer Lösung und fand sie im Aufstellen von Containern an der Schul-Außenstelle an der Bundesstraße. Innerhalb einer Woche mussten Schulleiterin Sigrun Kreher und ihre Kollegen die Unterrichtsmaterialien in die Containerschule bringen. „Und wir haben pünktlich begonnen“, sagt Sigrun Kreher. Am Anfang mussten noch einige Probleme aus dem Weg geräumt werden. So wurde dafür gestritten, dass eine neue Haltestelle direkt an der Schule eingerichtet wird, an der die Schüler losfahren können. Doch jetzt ist die Schulleiterin zufrieden, sogar mehr als das. „Wir sind den maroden Balkenköpfen nicht böse, absolut nicht.“

Die Vorteile liegen für Schüler und Lehrer auf der Hand. „Die Räume sind groß und hell. Die Zimmer unten in der Schule waren eher klein und düster“, sagt Sigrun Kreher. Ein großes Plus ist außerdem, dass jetzt Wege wegfallen. Die Schule am Schulplatz war schon immer zu klein für die Schüler. Die Jugendlichen pendelten deshalb zwischen der alten Schule und dem Neubau. Dort hatte der Landkreis neben der Turnhalle auch neue Fachräume für Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft, Informatik und Musik eingerichtet. Der Stundenplan wurde so konzipiert, dass eine Klasse den ganzen Tag auf dem Gelände mit der Turnhalle Unterricht hatte, damit sie in den Pausen nicht die Schulgebäude wechseln musste. Doch dann war die Mittagsversorgung für die Schüler schwierig.

Freude auf das neue Haus

Victoria Hergenröther zog vor einem Jahr aus Stuttgart nach Königsbrück und kam an die Schule. „Als man mir sagte, ich gehe auf eine Containerschule, war ich erst mal geschockt, bis ich die Räume wirklich gesehen habe“, sagt die Schülerin.

Ein Nachteil der Container ist die Hellhörigkeit. Wenn eine Klasse zum Beispiel mal laut einen Film guckt, bekommen das die Schüler im Nebenraum mit. „Das Problem mit der Hitze im Sommer hab ich mir aber schlimmer vorgestellt“, sagt Sophia Richter. „Die Räume kühlen sich über Nacht gut wieder ab.“ Trotzdem freuen sich Schüler und Lehrer auf die neue Schule, die jetzt für vier Millionen Euro gebaut werden soll. Sie wird an das vorhandene Gebäude mit moderner Turnhalle und Fachräumen angebaut. Im Herbst soll es losgehen, wenn der Kreistag der Finanzierung zustimmt. „Für Königsbrück wird es ein Gewinn sein, so eine moderne Schule zu haben“, ist Sigrun Kreher überzeugt. Und ein Platzproblem wird es dort vermutlich nicht geben. Die Schule ist auf Zuwachs geplant. Sie wird erst einmal für eine Klasse pro Klassenstufe gebaut, kann aber auch erweitert werden. 180 Schüler lernen derzeit in der Oberschule.