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Lenz feiert den Lenz

Die Einwohner des Priestewitzer Ortsteils luden am Sonntag zum ersten Frühlingsfest, und Hunderte Besucher kamen.

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© Anne Hübschmann

Von Catharina Karlshaus

Lenz. Petrus muss ein Lenzer sein. Nachdem es zuvor stundenlang ausgiebig geregnet hatte, konnten die neugierigen Gäste im entscheidenden Moment trockenen Fußes zum Pfarrhof laufen. Dorthin, wo viele fleißige Hände und findige Köpfe aus allen Ortsteilen Priestewitz´s an diesem Sonntag eingeladen hatten. Zum Frühlingsfest nämlich, um endlich mit dem Namen ihres Heimatdorfes zu tun, worauf Besucher der Gemeinde schon längst gekommen sind. „Man kann mit dem Namen Lenz so vieles verbinden! Wir haben das große Glück, in diesem wunderschönen Dorf zu leben. In einer Region, in der es lenz macht, miteinander zusammen etwas zu schaffen“, sagte Sebastian Zehme.

Ein Korbmacher präsentierte sein Handwerk.
Ein Korbmacher präsentierte sein Handwerk. © Anne Hübschmann
Pfarrer Sebastian Zehme und Bürgermeisterin Susann Frentzen beim Musizieren.
Pfarrer Sebastian Zehme und Bürgermeisterin Susann Frentzen beim Musizieren. © Anne Hübschmann

Wie der Pfarrer betonte, hätten im Vorfeld ganz viele Menschen, Vereine, Unternehmen und Einrichtungen alles gegeben, damit der erste Lenzer Frühling ein Erfolg wird. Selbst Dynamo Dresden habe mit seinem erfolgreichen Aufstieg für zusätzlichen emotionalen Rückenwind bei den Organisatoren gesorgt und den letzten Feinschliff am Sonnabend erleichtert. Was der 38-Jährige, der sich im Laufe des Tages ohnehin als wortgewandter und durchaus witziger Entertainer erweisen sollte, zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen kann: Die Idee hat tatsächlich funktioniert. Hunderte Menschen werden nämlich bis zum späten Sonntagnachmittag auf den Lenzer Pfarrhof strömen, und sich von all dem begeistern lassen, was sich viele Bewohner von Priestewitz und Umgebung ausgedacht haben.

Bevor der Tag in der geschichtsträchtigen Kirche mit einer stimmungsvollen Lesung und Bildern nach einem Kinderbuch von Siegfried Lenz und einem Konzert des Kaleidoschores endet, begann er jedoch erst einmal. Mit einem kleinen Blumenkorso präsentiert von Kindern aus den verschiedenen Priestewitzer Ortsteilen. Prächtig geschmückte Bollerwagen hinter sich herziehend, marschierten die Mädchen und Jungen um punkt zwölf durch ein Spalier aus unzähligen Schaulustigen. „Ich wüsste nicht, wann wir so etwas Schönes das letzte Mal in Priestewitz erleben konnten“, konstatierte eine Baselitzerin gerührt und winkte enthusiastisch den kleinen Hauptdarstellern zu.

Unter ihnen auch Selina Schnee aus Kmehlen. Die Siebenjährige hatte trotz winterlicher Temperaturen extra ihr Faschingskostüm angezogen und lief als überaus hübsches Früchtchen verkleidet mit einem geschmückten Wagen voller Erdbeeren für den Ortsteil Gävernitz. Auf einem anderen Gefährt prangte zwischen üppiger Forsythie und Stiefmütterchen das Pfarrhaus von Lenz, Altleis grüßte den Veranstaltungsort ebenso blumig wie Dallwitz oder Nauleis. „Angesichts von 22 Ortsteilen haben wir künftig sicher noch etwas Gestaltungsmöglichkeiten. Aber für den Anfang ist unser Blumenkorso nach holländischem Vorbild ganz wunderbar gelungen“, freute sich Bürgermeisterin Susann Frentzen (parteilos). Gemeinsam mit allen anderen Mitstreitern habe man versucht, mal etwas über die Grenzen eines einzelnen Dorfes hinweg zu organisieren. „Und das hat geklappt! Ich bin unheimlich dankbar für die große Unterstützung. Jeder hat mit angepackt und etwas zum Fest beigetragen. Es ist einfach nur großartig!“

Und tatsächlich. Während klein und groß das Schlüpfen von Küken bestaunt, wird nebenan gebastelt und gewerkelt. Korbmacher Gotthard Börner aus Reinersdorf zeigt, wie viel Fingerfertigkeit dafür notwendig ist, und ausgelassene Kinder toben auf einer Hüpfburg auf der Wiese hinterm Pfarrhaus. Die Mädchen und Jungen der Kindertagesstätten „Regenbogen“ und „Villa Kunterbunt“ locken mit ihrem Programm nicht nur die eigenen Eltern und die stolze Oma als Zuschauer an, die Bierkastenrutsche erweist sich als Riesengaudi. In einem Korb brodelt bereits das Feuer und wartet auf die Knüppelkuchen. Sebastian Fischer brutzelt leckere Quarkkeulchen. Über Politik will mit dem CDU-Landtagsabgeordneten indes hier keiner reden. Die Leute tun das, was Pfarrer Sebastian Zehme ihnen am Morgen vorgeschlagen hat: Einfach miteinander das Leben genießen. Hier, beim ersten und sicherlich nicht letzten Frühlingsfest in Lenz.