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Leise Töne bevorzugt

Annegret und Björn Fischer sind das neue Pfarrerehepaar in der Friedenskirchgemeinde. Sie haben viel vor, auch baulich.

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© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Auf dieses Weihnachten freuen sie sich sehr. Es ist das erste große Fest in Radebeul für Annegret und Björn Fischer und ihre drei Kinder, Gregor, 6, Albrecht, 4, und Helene, ein Jahr jung.

Fischers sind die neuen Pfarrer in der Friedenskirchgemeinde. Weihnachten mit Kindern ist an sich schon besonders. Weihnachten als Pfarrer ebenfalls. Oft sind mehrere Gottesdienste nacheinander zu gestalten. Alles will gut vorbereitet sein.

Nicht nur zum Feiertag, sondern mit jeder Predigt wollen die beiden Seelsorger die Menschen vor der Kanzel erreichen. Wollen ihnen zu verstehen geben: Schön, dass du da bist. Jeder, der den Gottesdienst besucht, soll getröstet nach Hause gehen, sagt Annegret Fischer. Dazu müssen die beiden nicht nur ahnen, sondern wissen, was die Leute bewegt. Sie setzen deshalb auf Gespräche. Auf aufrichtige herzliche Begegnungen im christlichen Sinne, sagt die Pfarrerin. Vom ersten Tag an. Deshalb haben sie sich nicht nur ihrer neuen Kirchgemeinde vorgestellt, so in einem Festgottesdienst am 1. November. Sie waren auch schon bei Händlern und Gastronomen in Kötzschenbroda. Und wurden mit Wohlwollen empfangen, so Björn Fischer.

Gemeinschaft erzeugen

Allerdings hören sie dann oft die Klage, dass die Menschengemeinschaft nicht mehr das ist, was sie mal war. Früher habe man sich viel mehr mit den Nachbarn ausgetauscht. heißt es. Da sehen Fischers eine Chance für die Kirche. Um dieses Gemeinschaftsgefühl wieder zu entwickeln. Von ihrer Pfarrstelle im Striegistal wissen sie: Beziehungen brauchen Zeit. Um Tiefe zu schaffen, um Erlebnisse und Gedanken zu teilen, die nicht jedem anvertraut werden. Um Erleichterung zu finden.

Mit Geduld und Offenheit wollen sie die erreichen, die von der Kirche Hilfe erwarten – über die Gemeinde hinaus. Das haben sie im Striegistal schon so gehalten, in der ersten Pfarrstelle nach Studium und Vikariat für beide. Fünf Jahre haben sie in Marbach und Umgebung gewirkt. Haben sich wie jetzt in Radebeul eine Stelle geteilt. Im Herbst hat die Familie die Gemeinde verlassen. Sie hatte sich für Radebeul beworben und wurde hier angenommen. Von einer Landgemeinde mit 1 300 Gläubigen und vier Kirchen ging es zur Friedenskirchgemeinde mit knapp 4 000 Menschen, einer Kirche und zwei Kapellen. Die Pfarrstelle war durch den Weggang von Pfarrer Wolfram Salzmann vakant geworden.

Beziehungen zum Ort

Von ungefähr kam die Entscheidung für Altkötzschenbroda nicht. Hier haben die Fischers 2009 geheiratet, hier hat Annegret Fischer 2006 ein Praktikum absolviert. Ort und Gemeinde waren der lebhaften jungen Frau seit Längerem vertraut, Beziehungen gab es und regelmäßige Kontakte.

Was außer dieser Verbindung reizt die zwei Mittdreißiger noch an der Lößnitzstadt? Die Lage des Gotteshauses auf dem Anger, sagt Björn Fischer. Ruhig, nachdenklich spricht er über diesen besonderen Ort, der über die Kirchenmauern hinaus wirkt. Über die vielen Fäden, die die Kirchgemeinde mit der Stadt verknüpfen – von den Festen auf dem Anger über den Courageverein bis zur evangelischen Schule und dem Kinderhaus. Und über die Kirchgemeinde als großes Netzwerk, als starke, lebenslange Gemeinschaft.

Auch die Kirche selbst mit ihrer Atmosphäre hat es den Pfarrern sehr angetan. Dort wollen sie große festliche Gottesdienste mit der Gemeinde feiern, deshalb die Kirchenmusik stärken. Eine Aufgabe vor allem für Björn Fischer, der als Pfarramtsleiter außerdem für Finanzen und Personalfragen zuständig ist. Seine Frau wird sich wie im Striegistal speziell dem Bau widmen.

In Radebeul steht sie gleich vor einer großen Aufgabe. Der Kirchturm muss saniert werden. Der Bauantrag ist gestellt, Fördermittel werden erwartet. Jetzt hofft die Gemeinde auf weitere spendenwillige Radebeuler. Am Pfarrhaus drängt die Modernisierung ebenfalls. Andere Schwerpunkte sind Seniorenarbeit und Diakonie.

Nicht alles umkrempeln

Natürlich sind die Pfarrer, zu denen auch Antje Pech gehört, nicht allein zuständig für all die Aufgaben. Für alle Bereiche gibt es Kommissionen. Wir kümmern uns vor allem um den Verwaltungsteil, moderieren, koordinieren, sagt Björn Fischer. Das betrifft nicht zuletzt die drängenden Fragen zum Hochwasserschutz. Da sind wir auf einem guten Weg, sind sich die Pfarrer sicher. Eine ordentliche Lösung für alle ist ihr Ziel. Dafür setzen sie sich ein. Leise, behutsam. Nicht als schrille Eventmanager, die alles umkrempeln wollen. Die leisen Töne haben sich schon in Marbach bewährt.

Leise wird es erst einmal auch zu Weihnachten daheim bei Fischers zugehen. Wenn die Eltern am 23. Dezember zu zweit den Baum schmücken, dann die Weihnachtsstube verschließen. Die erst nach der Christvesper am Heiligabend geöffnet wird. Mit Glöckchenklang und Gesang, Doch spätestens, wenn es nach dem Essen die Geschenke gibt, wird es wohl vorbei sein mit der Stille. Denn dann freuen sich drei kleine Kinder gleichzeitig.

www.friedenskirchgemeinde-radebeul.de