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„Unser Zentrum braucht mehr Kultur“

Händler kämpfen für Heidenaus Zentrum. Mit einer Meile, Einsichten und Visionen.

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© Foto: privat

Heidenau. Die Ernst-Thälmann-Straße ist Heidenaus Mitte und Problem. 2011 haben die Händler die Zukunft in die Hände genommen und einen Verein gegründet, seit 2013 gibt es die Vereinsmeile. Sie ist eine Aktion. Was bringt sie und was fehlt dem Zentrum noch? Die SZ sprach vor der Meile am Sonntag mit der Vereinsvorsitzenden Claudia Benedickt.

Was machen Sie am Sonntag, Frau Benedickt?

Am Sonntag werde ich ausschlafen – habe ich gedacht, bis ich merkte, dass ich Notdienst habe. Ich werde also 8 Uhr in der Apotheke sein und dann gewissermaßen nebenbei die Meile managen. Aber es ist ja alles gut vorbereitet. Den Abend lassen wir nach dem Abbau sicher mit einem gemütlichen Beisammensein ausklingen.

Wie lang oder groß wir die Meile dieses Jahr sein?

Sie wächst. Wir konnten unter anderem die Musiker Lutz Dammann und Torsten Rost und den Dartclub dafür gewinnen. Der Kampfsport ist wieder dabei. Bei den Karatekas wurden wir leider nicht erhört, obwohl alles vielversprechend klang. Einen Neustart gibt es mit dem Tourismusverein Heidenau und der DLRG. Ich freue mich auch sehr über das Mitwirken des Integrationsbeauftragten und einiger Flüchtlinge. Beim Schachklub, den Philatelisten, dem Singekreis, dem Städtepartnerschaftsverein und der Line Dance Company gibt es unkomplizierte Strukturen und zuverlässige Macher. Leider fehlen die Kleingärtner, und der Heidenauer Sport in seiner ganzen Bandbreite ist unterrepräsentiert.

Was hat die Meile in den vergangenen Jahren dem Zentrum, Ihrem Verein, den Beteiligten gebracht?

Dem Zentrum einen Höhepunkt mehr, ein kleines Stück mehr Vielfalt und dem Verein auf den ersten Blick zunächst mehr Arbeit, aber auch bessere Vernetzung, ein Stück weit auch Anerkennung. Den Beteiligten? Das kann ich nur ahnen. Aus meiner Sicht kann man nur profitieren, wenn man sich kostenlos präsentieren kann, um auf sich und sein Angebot aufmerksam zu machen, da bin ich ganz Unternehmerin.

Stadtfest, Vereinsmeile, Weihnachten – reicht das oder braucht die Thälmannstraße noch mehr Aktivitäten?

Grundsätzlich geht es bei unseren Events um das Heidenauer Stadtzentrum. Und das braucht mehr Kultur. Wir haben kein Kino oder Theater, größere kulturelle Veranstaltungen sind nur unter freiem Himmel möglich. Das birgt immer das wettertechnische Risiko, deshalb sind hochkommerzielle Sachen, bei denen man viel Geld in den Sand setzen oder unter Umständen gewinnen kann, keine Option für uns. Die Meile ist eine Low-Budget-Veranstaltung, wir machen keine Verträge, alles läuft auf Vertrauen und Freiwilligkeit. Es bedeutet, Kräfte zu bündeln, Synergien zu nutzen: Wer kennt wen? Wer hat Lust? Wer macht mit? Findet man keine weiteren Mitstreiter, verläuft die Sache im Sande. Und: Es gibt auch andere Heidenauer Vereine, die sich der Kultur verschrieben haben und sogar mit Personal ausgestattet sind.

Die Meile ist in Kombination mit der Abc-Fete eine Veranstaltung, zu der viele Leute kommen. Doch die Läden belebt es eher nicht, die Umsätze sind trotz Sonntagsöffnung gering. Zudem befindet sich die Straße in einem Wandel. Stichwort Gesundheitstrend. Wie wird die Straße künftig aussehen?

Die Hauptaufgabe der meisten Vereinsmitglieder ist das Geschäft. Ich bin Apothekerin und keine Eventmanagerin. Oster- und Weihnachtsdeko, Vereinsmeile – wenn das Unternehmen darunter leidet, muss der Verein den Kürzeren ziehen. An dieser Stelle danke meinem Personal, das mir in erheblichem Ausmaß den Rücken für die Vereinsarbeit freihält. Was gebraucht wird, sind engagierte Leute mit Ideen und Vermieter mit Augenmaß – Teilzeit- und Vollkasko-Mentalität passen nicht zum Unternehmertum. Wir freuen uns schon über Hinweisschilder, die den Weg zu den Heidenauer Bahnhöfen erleichtern, seit Mai gibt es auch welche am Elberadweg. Mit etwas besserem Stadtmarketing könnte man sicher noch mehr bewegen. Tankstellen für Elektro-Fahrzeuge und oder WLAN auf Thälmannstraße sind Visionen.

Der Verein wurde 2011 gegründet, seit fünf Jahren sind Sie Vorsitzende. Was ist von den Träumen und vom Enthusiasmus des Anfangs geblieben?

Geträumt hat niemand. Wir haben immer versucht, jeweils das Beste herauszuholen, das machen wir auch weiter so.

Vereinsmeile, 6. August, 14 bis 18 Uhr

Das Gespräch führte Heike Sabel.