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Leichtathletik trauert um Pietro Mennea

Der 200-Meter-Olympiasieger ist nach längerer Krankheit im Alter von 60 Jahren gestorben.

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Von Micaela Taroni

Italiens langjähriger 200-Meter-Weltrekordler und Moskau-Olympiasieger Pietro Mennea ist gestern mit 60 Jahren nach längerer Krankheit in einer Klinik in Rom gestorben. Er wird morgen in der Basilika der Heiligen Sabina am Hügel Aventin in Rom beerdigt. Giovanni Malago, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (Coni), rief die Sportverbände auf, bis zum Wochenende bei allen Ereignissen eine Schweigeminute zu Menneas Ehren einzulegen. Vor dem Coni-Sitz in Rom wurde die italienische Fahne auf halbmast gesetzt.

Mennea prägte in den 1970er-Jahren besonders die 200 Meter. Am 12. September 1979 schraubte er bei der Studenten-WM in der Höhenluft von Mexiko-Stadt den Weltrekord auf 19,72 Sekunden. Diese Marke hielt bis 1996, bevor sie Michael Johnson aus den USA auf 19,66 Sekunden verbesserte. Kein Europäer war bis heute schneller als Mennea, damals der erste weiße Sprint-Weltrekordler seit Armin Hary mit 10,0 Sekunden über 100 Meter.

Der Mann aus der apulischen Hafenstadt Barletta verschaffte sich weltweit Anerkennung. In seiner Heimat wurde er geliebt. „Wegen Menschen wie Mennea hat die italienische Fahne auf der Welt geweht. Seine Leistungen sind für uns unvergesslich“, betonte der Kapitän der Fußball-Nationalauswahl, der mehrfache Welttorhüter Gianluigi Buffon. Fecht-Olympiasiegerin Valentina Vezzali erklärte, Mennea sei auch ein Mythos für eine Generation gewesen: „Er war ein Emblem für Italien und hat bewiesen, dass der Sport ein wesentlicher Aspekt für unser Land ist. Italien hat eine großartige Person verloren, die Werte und ein positives Beispiel vermitteln konnte.“

Zweite Karriere als Abgeordneter

Der Höhepunkt in Menneas Karriere war der Goldlauf bei den Boykottspielen von Moskau, bei dem er von der Abwesenheit der US-Amerikaner profitierte. 1972 gewann er in München als Dritter über 200 Meter seine erste Olympiamedaille. 1980 kam noch einmal Bronze mit der 4x400-Meter-Staffel dazu.

1974 wurde er vor heimischem Publikum in Rom umjubelter Europameister. Über 100 und mit der 4x100-Meter-Staffel kam jeweils Silber hinzu. Bei der EM 1978 in Prag feierte Mennea Doppel-Gold über 100 und 200 Meter. Bei der ersten WM 1983 in Helsinki holte er Silber mit der 4x100-Meter-Staffel und Bronze über 200 Meter.

Nach seinem Rücktritt widmete sich der Politologie-Student seinem Studium. Das war die Grundlage für seine zweite Laufbahn in der Politik. Von 1999 bis 2004 war Mennea Abgeordneter des Europäischen Parlaments, wurde anschließend aber nicht wiedergewählt. (sid)