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„Lehm speichert Gifte“

Am Sonnabend gibt es in Gostewitz eine Messe fürs Wohnen auf dem Land. Die SZ hat mit Torsten Selle gesprochen, der dort das Thema Lehmbau näher vorstellt.

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© privat

Strehla/Riesa. Wer sich mit der Baukultur im ländlichen Raum beschäftigt, kommt am Thema Lehm kaum vorbei. Auf die erste Landbaumesse am Sonnabend im Riesaer Ortsteil Gostewitz haben die Initiatoren deshalb jemanden eingeladen, der sich mit dem Thema auskennt. Torsten Selle aus Strehla ist Handwerker und Händler, spezialisiert auf Naturbaustoffe. Die SZ hat mit ihm übers Thema Lehm gesprochen.

Herr Selle, warum sollte man sich als Bauherr für Lehm entscheiden?

Viele Menschen legen wert darauf, wohngesund zu bauen. Sie haben ja selbst gerade über die Giftstoffe in einer Zeithainer Schule berichtet, das ist das beste Beispiel. In den 1990ern wurden viele Stoffe verbaut, die gut aussahen und schnell trockneten, die aber Emissionen und Gifte freisetzen.

Messe in Gostewitz

Die erste Landbaumesse in Gostewitz findet am Sonnabend, 2. September, ab 8.30 Uhr im Wohnkulturgut, An der Keppritz 1, statt. Der Eintritt ist frei.

Architekten, Bauherren und Handwerker informieren übers Bauen und Sanieren im ländlichen Raum.

Vorträge von Lehmbau bis Landwirtschaft gibt es nachmittags. 15.30Uhr präsentieren die Riesaer Stadtwerke das Puppenspiel „Der Goldschatz in der Mühle“.

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Bei Lehm passiert das nicht?

Nein. Im Gegenteil. Schlechte Gerüche wie Zigarettenqualm nimmt er auf und bindet sie. Genauso wie Feuchtigkeit. Die speichert Lehm, man hat sofort ein angenehmes Raumklima. Man muss die Zimmer natürlich regelmäßig lüften, damit die Feuchtigkeit auch wieder raus kann.

Wo funktioniert der Baustoff überhaupt nicht?

Dort, wo es dauerhaft feucht ist. Wie in alten Wohnhäusern, im Erdgeschoss, wo die Mauerwerkssperre fehlt.

Und wie steht es um die Optik?

Viele denken bei Lehm immer noch an bröckeligen Putz mit Stroh drin. Aber das ist lange vorbei, auch mit Lehm kann man ganz glatte Oberflächen herstellen.

Ist Lehmbau teurer als konventionelles Bauen?

Nein, wobei man das immer ins Verhältnis dazu setzen muss, wie man baut. Wenn es nur wenig kosten darf, dann gibt es natürlich genügend preisgünstige Baustoffe auf dem Markt. Übers Thema Wohngesundheit darf man da aber nicht reden.

Kann man denn Lehm auch selbst verbauen, ohne Profi-Handwerker?

Sicher, wenn man sich etwas damit beschäftigt und ein bisschen Geschick hat. Wir haben da auch schon Bauherren betreut und ihnen Techniken gezeigt. Übrigens hat Lehm auch hier einen Vorteil: Er bindet nicht so schnell ab wie andere Gipse oder Zement. Wenn man mal abends nach der Arbeit keine Lust mehr hat, kann man am nächsten Tag trotzdem mit dem Material arbeiten, es ist dann immer noch weich.

Es fragte Eric Weser.