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Leerstand im Bahnhof

Mit der Mietersuche tut sich die Deutsche Bahn schwer. Dabei hatte erst kürzlich ein Händler Interesse angemeldet.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Der Anblick ist reichlich trostlos. Eine leere Schaufensterfront, dahinter ein gefliester, leerer Raum. „Provisionsfrei zu vermieten“ steht auf einem Blatt Papier, das jemand an die Scheibe vor der Ladenfläche im Riesaer Bahnhof geklebt hat. Darunter stehen die Kontaktdaten einer Mitarbeiterin der Deutschen Bahn.

Der Syrer Elias Aked verkauft orientalische Speisezutaten und Gewürze. Er ist an dem Geschäftsraum im Riesaer Bahnhof interessiert.
Der Syrer Elias Aked verkauft orientalische Speisezutaten und Gewürze. Er ist an dem Geschäftsraum im Riesaer Bahnhof interessiert. © Klaus-Dieter Brühl

Drei der insgesamt vier Ladenflächen in der Riesaer Bahnhofshalle sind vermietet. Bei der Suche nach einem Mieter für die einzige freie tut sich das Unternehmen aber offensichtlich schwer. Jedenfalls stehe die Fläche nun schon seit geraumer Zeit leer, wie die Deutsche Bahn auf SZ-Anfrage bestätigt. Wie lange das schon der Fall ist, das teilt die Pressestelle des Unternehmens nicht mit.

Dabei sah es erst vor kurzer Zeit so aus, als könnte bald ein neues Geschäft einziehen. In einem Gespräch mit der SZ hatte der Unternehmer Elias Aked angekündigt, er wolle mit seinem Handel für orientalische Spezialitäten eine Außenstelle im Bahnhof einrichten. Derzeit fährt der Syrer noch mit einem Transporter durch den Altkreis und beliefert vor allem Asylbewerber mit Nahrungsmitteln, die sie aus ihren Heimatländern kennen. Die Beantragungen für das geplante Geschäft in der Riesaer Bahnhofshalle und für ein weiteres im Meißener Bahnhof liefen bereits, hatte Aked Anfang April gesagt.

Mieter auch im Obergeschoss

Der Deutschen Bahn ist von diesem Wunsch derzeit nichts bekannt. „Derzeit gibt es keine Mietinteressenten“, heißt es aus der Pressestelle in Leipzig. Elias Aked war am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Derzeit sind im Riesaer Bahnhof eine Bäckerei, ein Kiosk sowie eine Buchhandlung eingemietet. „Ferner sind Büroflächen in den Obergeschossen vermietet“, heißt es von der Pressestelle der Deutschen Bahn. Vor allem Verkehrsdienstleister hätten dort ihre Büros. Auch in den Obergeschossen und im Seitenflügel des Bahnhofsgebäudes seien noch Flächen frei. Schwierig wird die Suche auch nach einem neuen Mieter für die freie Ladenfläche vor allem deshalb, weil sich das Unternehmen nach verschiedenen Kriterien richten muss. So seien Mietverträge mit religiösen und politischen Organisationen ausgeschlossen, teilt die Bahn mit. „Wir dulden auch keinen Verstoß gegen die guten Sitten“, heißt es weiter. Was genau das heißt, wird nicht näher ausgeführt, die Botschaft ist jedoch klar: Einen Nachmieter um jeden Preis wird es nicht geben.

Zu bedenken ist aus Sicht der Bahn auch, welche Geschäfte denn für den Branchenmix im Bahnhof Sinn machen. Diese Entscheidung basiere „auf konzeptionellen, qualitativen und wirtschaftlichen Kriterien“, so die etwas umständliche Erklärung der Bahn. Und weiter: „Jeder Bahnhof hat einen auf die Zielgruppe und das Umfeld maßgeschneiderten, frequenzabhängigen Branchenmix.“ Für den Fall Riesa könne man sich den Einzug eines Dienstleisters vorstellen. Ein Autovermieter oder eine Versicherungsagentur seien beispielsweise potenzielle Mieter, die aus Sicht der Bahn gut passen würden.

Also doch keine orientalischen Spezialitäten für Reisende aus Richtung Dresden oder Leipzig? In Stein gemeißelt sind die Auswahlkriterien nicht, deutet die Sprecherin der Deutschen Bahn an: „Letztendlich sind es Einzelfallentscheidungen.“ Ehe die fallen, müsste sich aber erst einmal überhaupt ein offizieller Bewerber für das Ladenlokal finden.