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Lebensretter vom Olbersdorfer See

Robert Kromat holt einen 28-jährigen Ertrinkenden vom Grund des Sees. Das ist für ihn nicht das erste Mal.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Leben zu retten ist für Robert Kromat nichts Ungewöhnliches. Dafür ist er ausgebildet. Als Rettungsschwimmer hat er das in den vergangenen Jahren an der Ostsee – so wie viele seiner Kollegen – schon mehrmals gemacht – zuletzt allerdings quasi vor seiner Haustür. Der 28-jährige Zittauer ist oft am Olbersdorfer See. Was er am 24. Juli dieses Jahres gemacht hat, kann er heute nicht mehr sagen.

Andere wissen es dafür umso besser. Ohne sein schnelles Handeln wäre an diesem Tag ein 28-jähriger Mann im Olbersdorfer See ertrunken. Olbersdorfs Bürgermeister Andreas Förster (FDP) dankte ihm jetzt auf der Gemeinderatssitzung dafür. Robert Kromat freut sich über die Blumen, die er wenig später seiner Freundin schenkt und auch über die Zehnerkarte für das Olbersdorfer Bad. „Aber eigentlich muss das nicht sein. So würde doch jeder handeln“, sagt er.

Auch wenn er sich an das Datum heute nicht mehr erinnert. Was an jenem Tag aber geschah, weiß er noch ganz genau. Am späten Nachmittag wartet er am Steg am „Haus am See“ auf seine Freundin. Am Strand wimmelt es von Badegästen. „Wenn du Rettungsschwimmer bist, hast du einen Blick dafür, wenn sich jemand ungewöhnlich im Wasser verhält“, sagt er. Deshalb fällt ihm der Schwimmstil eines Mannes und sein seltsames Tauchverhalten auf. Er gehört zu einer Gruppe von Ausländern, die einige Meter entfernt auf der Wiese sitzen. Weil der Mann nicht wieder auftaucht, rennt Robert Kromat sofort ins Wasser und schwimmt zu der Stelle hin.

„Ich habe kurz zuvor noch Luftbläschen gesehen“

Als er die 30 Meter bis zu ihm überwunden hat, ist dieser immer noch nicht aufgetaucht. „Ich habe kurz zuvor noch Luftbläschen gesehen“, erinnert sich der 28-Jährige. Deshalb weiß er relativ genau wo er suchen muss. Das Wasser ist aber trüb und gibt die Sicht bis zum Grund nicht frei. Robert Kromat taucht und findet den Ertrinkenden dennoch sofort. Der Mann liegt bereits auf dem Grund des Olbersdorfer Sees. Etwa fünf Meter ist dieser dort tief.

Der Rettungsschwimmer holt ihn hoch. „Zum Glück ist er, kurz nachdem wir auftauchten, zu sich gekommen“, schildert er. Schnell bringt er ihn zum Ufer. Dort helfen ihm dann auch andere Badegäste, den Verunglückten aus dem Wasser und auf den Steg am Hotel zu holen. Bis dahin schauten sie und auch die „Kumpels“ des fast Ertrunkenen nur zu. Einige filmten das Geschehen mit dem Handy.

Wie lange die Rettungsaktion dauerte, kann er nicht sagen. „Du bekommst einen Adrenalinschub und dann läuft alles wie in einem Uhrwerk ab, wenn du das tust“, sagt er. Zwei bis drei Minuten soll der 28-jährige Tunesier schon unter Wasser gewesen sein. Viel später hätte Robert Kromat nicht kommen dürfen. Am Hotelsteg leistet er noch Erste Hilfe und ruft die Rettungsleitstelle an. „Alles richtig gemacht“, sagt seine Freundin zu ihm als sie am See eintrifft und mitbekommt, was gerade los war. Für ihn ist das Ereignis kurz darauf eigentlich abgehakt gewesen. Aber dann muss er am nächsten Tag zur Polizei. Es soll ein Video geben, zu dem man ihn befragen möchte, heißt es.

„Es gab im Zuge der Ermittlungen einen Hinweis auf ein mutmaßliches Video, der sich so nicht bestätigt hat“, berichtet Polizei-Pressesprecher Michael Günzel. Der Lebensretter ist nur als Zeuge zu dem Sachverhalt befragt worden, um eine genaue Darstellung des Herganges zu finden. Zudem musste geklärt werden, ob eine strafbare Handlung vorlag. „Die Ermittlungen haben zweifelsfrei ergeben, dass ein Verschulden Dritter oder ein Straftatsverdacht ausgeschlossen werden können“, schildert Michael Günzel.

Auf die Frage der Polizei, ob sie seinen Namen oder Telefonnummer an den Verunglückten weitergeben darf, falls er sich bei ihm bedanken will, antwortet Robert Kromat mit Nein. „Es ist doch ganz normal, dass man jemandem in Not hilft“, sagt er. Seit er seit einigen Jahren von der Wasserwacht weg ist, hat diese mehrmals bei ihm angefragt, ob er nicht wieder ehrenamtlicher Rettungsschwimmer sein möchte. „Aber das ist eine Zeitfrage“, meint Robert Kromat. Ein Sommereinsatz an der Ostsee würde dem Kaufmann, der bei Edeka in Zittau arbeitet, aber schon noch mal reizen.