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Lebenskatastrophen gemeistert

Karin Barber aus Demitz-Thumitz suchte ihren Weg. Heute entscheidet die Inhaberin eines mobilen Handels, wann, mit wem oder wo sie arbeitet.

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© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Mit dem Laptop auf den Knien sitzt Karin Barber im Garten und beantwortet E-Mails. Um diesen Arbeitsplatz beneidet sich mancher, sagt die Demitz-Thumitzerin schmunzelnd. Sie schätzt diese Freiheit. Etwas ernster fügt sie sogleich hinzu, dass es heutzutage ja egal sei, wo der Computer steht. Auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer, auf der Terrasse oder eben unter den großen, schattigen Bäumen im Garten. Die 54-Jährige ist Networkerin, wie man auf Neudeutsch sagt. Sie arbeitet online im Direktvertrieb. Es ist eine der beruflichen Karrieren, wie sie vor Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte. Zum einen war die Technik noch nicht so weit und zum anderen die Möglichkeit für eine Selbstständigkeit im Osten Deutschlands doch sehr beschränkt.

Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte Karin in Bischofswerda. In der Stadtverwaltung baute sie ab 1990 das Fremdenverkehrsamt mit auf. Drei Jahre ging das. „Nicht immer konfliktfrei“, wie sie sagt. Sie sei einerseits ein Unruhegeist, irgendwie ein kleiner Weltverbesserer und zum anderen ein emotionaler Familienmensch. In einem Angestelltenverhältnis lässt sich damit nur schwer umgehen. Die Strukturveränderung in der Verwaltung nahm sie als Wink mit dem Zaunpfahl – und wurde ihr eigener Chef. Seither bestimmt die Mutter zweier erwachsener Kinder selbst, wann sie arbeitet, mit wem oder wo. Das hört sich nach unendlicher Freiheit an und wird ihrem Naturell gerecht. Aber, so gibt sie zu bedenken: „Man hat 100 Prozent Verantwortung für sich selbst und das, was man tut.“ Und man müsse strukturiert und vollkommen diszipliniert sein.

Glücklich verliebt

Karin Barber verkauft Produkte für den amerikanischen Direktvertrieb Amway. Außerdem vermittelt sie Menschen diese Geschäftsidee, coacht sie auch. Beides ist Stück für Stück gewachsen. Heute kann sie gut davon leben. Das war nicht immer so. Lebenskatastrophen der privaten und geschäftlichen Art haben um sie keinen Bogen gemacht. Drei Jahre betreute sie ihre Mutter. Und nach einem Unfall war sie selbst ein halbes Jahr „weg vom Fenster“, kann von Glück reden, dass ihr der Rollstuhl erspart blieb. Auch in ganz schweren Zeiten suche sie nach etwas Positivem. Und sei es nur ein Strohhalm, um daraus Kraft zu schöpfen. Karin Barber rappelte sich immer wieder auf. „Entweder akzeptieren oder verändern“, nur das zählt für sie.

Dabei wirkt sie, als habe sie das Glück gepachtet. Sie verrät, dass sie „glücklich verliebt“ ist. Auch geht es ihren Kindern, ihrer Mutti und ihrem Freund gut. Vor allem aber liege es wohl an ihrer Lebensmaxime: glücklich und zufrieden sein. Und das strahlt sie auch aus. Die ganzheitliche Gesundheitsorientierung war schon immer ihr Thema. Aus diesem Hobby hat sie einen Beruf gemacht. Als Gesundheit definiert sie das Zusammenspiel von Ernährung, Bewegung und positiver Lebenseinstellung. „Damit hat jeder sein Wohlbefinden ein Stück selbst in der Hand.“

Richtige Pausen zwischen der Arbeit

In den 1990iger-Jahren ließ sich die studierte Diplom-Ingenieurökonomin im Fernstudium zur Ernährungsberaterin ausbilden. In Demitz-Thumitz fand sie den Standort, um ihr Lebenskonzept umzusetzen. In einem großen Haus, in dem auch ihre Tochter lebt – mit einem großen Garten. Dreimal drei Stunden ist ihre Alltagsregel. So viel arbeitet sie am Tag. Mit richtigen Pausen dazwischen. „Da gönne ich mir den Luxus, im Sommer im nahen Steinbruch zu baden, im Winter für eine kurze Auszeit die Skier anzuschnallen und zwischendurch zu wandern“, erzählt sie. Dafür arbeitet sie abends, weil dann die meisten Kunden Zeit haben. Sie vertreibt Produkte für Gesundheit, Schönheit und Wellness wie Nahrungsergänzung und Kosmetik, aber auch Haushaltchemie. Die habe mit Gesundheit mehr zu tun, als mancher glaubt. Wenn man nur an die Inhaltsstoffe denkt. Dass diese hautfreundlich und in den biologischen Kläranlagen gut abbaubar sind, darauf legt sie großen Wert.

In den Tag startet Karin Barber entspannt. Sie schläft aus. Der Wecker klingelt nur an wenigen Tagen im Jahr, wenn sie zur Weiterbildung fährt oder die Organisation für eine naturkundliche Wanderung des Bischofswerdaer Wandervereins übernimmt, dessen Vorsitzende sie ist. Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster freut sie sich auf den neuen Tag. Zehn Minuten Sport und ein Glas Wasser auf nüchternem Magen, das macht fit, sagt sie. Man sieht es ihr an, schlank, wie sie ist. Wie gesund Wasser als Lebensmittel Nummer eins ist, darüber zum Beispiel hält sie Vorträge. Mit Kräutern befasst sie sich immer noch gern, obwohl sie lernen musste, dass man damit nicht den ganzen Tag zubringen kann. In schlechten Zeiten habe sie den Gürtel enger geschnallt, sei aber trotzdem ihrem Konzept treu geblieben. Karin Barber kann sich ausleben in dem, was sie tut. Wer kann das schon von sich behaupten?