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Lawalder Konsum macht dicht

Im Lebensmittelladen an der Dorfstraße gehen zum Jahresende die Lichter aus. Die Inhaberin hat lange um den Erhalt gekämpft, ist nun aber machtlos.

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Von Marcus Scholz

Lawalde. Für Verkäuferin Simone Faßke führt der tägliche Arbeitsweg bald nicht mehr nach Lawalde. Frau Faßke arbeitet im Lebensmittelladen an der Dorfstraße, der von den Einheimischen einfach nur „Konsum“ genannt wird. Zuletzt hat der Lawalder Ortskern, in dem auch der kleine Laden zu finden ist, von sich Reden gemacht, als Medizinerin Annette Dutschke bekannt gab, dass sie ihre Praxis schließen werde. Nun kommt eine weitere Hiobsbotschaft für alle Lawalder hinzu: Zum Jahresende wird auch in ihrem Konsum das Licht ausgehen.

Seit 2009 betreibt Cordula Aßmann den Laden. Vor allem für Senioren ohne Auto oder Führerschein ist ihr Geschäft sieben Jahre lang ein Anlaufpunkt gewesen. Nicht nur zum Einkaufen, sondern auch, um sich über den neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Dorfleben zu informieren. „Unsere Kunden sind nicht begeistert. Es gibt viele, die richtig traurig sind“, sagt Frau Aßmann, die auch noch in Neusalza-Spremberg ein kleines Geschäft betreibt. Allein von Mitleid könne sie aber nicht die Miete bezahlen, so die Inhaberin.

Die Gründe, welche letztendlich zum Entschluss geführt haben, den Konsum zu schließen, sind vielschichtig. Zum einen wären da die zu hohen Heizkosten. Cordula Aßmann dreht die Heizung deswegen gar nicht mehr richtig auf. Am vergangenen Mittwochabend, als draußen Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschten, ist es drinnen im Laden kaum merklich wärmer gewesen – das Thermometer, das Frau Aßmann neben ihrer Kasse liegen hatte, zeigte lediglich sieben Grad an.

Zum anderen wäre da der Rückgang der Konsum-Kunden. Senioren, die früher noch zum Einkaufen gekommen seien, würden entweder nicht mehr leben oder mittlerweile neue Wege gehen. „Ältere sind heutzutage mobiler. Sie treffen sich und fahren dann gemeinsam nach Löbau zum Einkaufen“, sagt die Inhaberin. Etwa ein Drittel ihrer Einnahmen sei durch den Kundenschwund weggebrochen, so Cordula Aßmann. Aber nicht nur das. Auch der Großhändler, der den Konsum stets mit Lebensmitteln beliefert hat, habe mitgeteilt, sich zum Jahresende zurückzuziehen. Für die Ladenbetreiberin ein herber Schlag. Denn bei den geringen Mengen, die sie abnehmen würde, sei ein neuer Großhändler schwer zu finden. „Belieferer gibt es genug. Allerdings hätte ich da pro Jahr Waren im Wert von einer halben Million Euro bestellen müssen“, sagt Frau Aßmann.

Die Entscheidung zu schließen, ist der Geschäftsfrau nicht leicht gefallen. Sie gibt aber auch zu, schon drei Jahre über diesen Schritt nachgedacht, ihn im Endeffekt aber immer weiter hinausgezögert zu haben. „Schließlich habe ich auch eine Verantwortung gegenüber meinen Angestellten“, sagt Frau Aßmann. Insgesamt beschäftigt sie in ihren beiden Läden in Lawalde und Neusalza-Spremberg drei Angestellte. Für eine von ihnen hat es bereits eine schlechte Nachricht gegeben – wegen des Lawalder Ladenwegfalls muss sie entlassen werden. „Es sieht aber so aus, dass sie schnell wieder eine neue Arbeit findet“, sagt Chefin Frau Aßmann. Simone Faßke hat dagegen Glück – ihr Arbeitsweg führt künftig zwar nicht mehr zum Lawalder Konsum, dafür aber nach Neusalza-Spremberg.

Bis es so weit ist, steht sie aber noch in der Lawalder Ladenkälte hinter der Kasse. Besonders am Freitag sei laut Frau Aßmann viel zu tun. Daran habe sich nichts geändert. „Viele machen dann ihren Wocheneinkauf“, sagt sie. Sonst seien es eher Kleinigkeiten, die gekauft werden. Zum Beispiel käme ein Kunde regelmäßig nach der Arbeit, um für seine Kaninchen ein Paket Chicorée und für sich ein Päckchen Zigaretten und eine Stange Nougat zu kaufen, so die Inhaberin, die sich freuen würde, wenn sich die Regale bis Jahresende mehr und mehr leeren. Sollte in der Zwischenzeit jemand mit dem Gedanken spielen, den Konsum übernehmen zu wollen, wäre Cordula Aßmann jederzeit gesprächsbereit. „Wenn jemand 25 000 Euro auf den Tisch legt, dann kann er den Laden samt Sortiment haben“, sagt sie.

Dann müssten die Lawalder aber ihr Einkaufsverhalten überdenken, appellierte Bürgermeisterin Nadja Kneschke (parteilos) in der jüngsten Ausgabe des Gemeindeblatts. Es solle sich keiner wundern, wenn den Dörfern reihenweise Läden und Treffpunkte wegfielen. „Es wird lieber zig Kilometer gefahren, um den billigsten Preis zu erhaschen – egal, wie viel Zeit man verliert und welche Fahrtkosten dabei entstehen“, so Frau Kneschke.