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Lautlose Jagd auf Styropor-Tiere

Fast 200 Schützen beteiligten sich am Wochenende an der Rathener Bogenjagd. Manche fühlten sich wie Robin Hood.

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© Daniel Förster

Von Daniel Förster

Kurort Rathen. Auf den Wiesen und in den Wäldern rund um Niederrathen tummelten sich am Wochenende allerlei Bären, Bisons, Wildschweine, Füchse, Kojoten oder auch Wölfe – und sogar eine Schildkröte. Fast 200 Schützen machten Jagd auf die Tiere. Die natürlichen Lebewesen an den Hängen und auf den Anhöhen rührten sich aber gar nicht von der Stelle. Doch sahen sie täuschend echt aus. Die äußere Erscheinung war realistisch nachgebildet, das Innenleben aber aus Styropor.

Die Attrappen waren Zielscheiben bei der Rathener Bogenjagd, die am Wochenende 193 Hobbyschützen aus ganz Deutschland – darunter Weltmeister und Europameister – in den Kurort gelockt hatte. Auch wenn es regnete, die Aktiven begaben sich auf die lautlose Pirsch nach den Styropor-Tieren. Die am weitesten Angereisten hatten, um ihrem Bogensport zu frönen, eine mehr als 700 Kilometer lange Fahrt auf sich genommen. So kamen welche aus Tübingen oder aus Südhessen.

Zwei Tage dauerte das Turnier mit Pfeil und Bogen. Dabei waren Konzentration und mentale Stärke gefragt, sagt Organisator Jens Gehrig. Er ist Inhaber vom Bogensport- und Event-Zentrum Sächsische Schweiz in Lohmen und Inhaber vom Hotel Amselgrundschlößchen in Rathen. Auf einem Parcours mit 32 abgesteckten Stationen nahmen die Schützen ihre Ziele aus verschiedenen Distanzen ins Visier. Jeder schoss im Verlaufe des Turniers etwa hundert Pfeile. Die Route ging von Kurort Rathen bis in die Feldsteine und zum Talwächter und wieder zurück zum Haus des Gastes.

Mit Robin Hood auf der Pirsch

Vor der herrlichen Felskulisse des Elbsandsteingebirges genossen die Hobbyschützen – Frauen wie Männern und der Sportlernachwuchs – den außergewöhnlichen Wettkampf. Manche fühlten sich wie Robin Hood und kleideten sich auch so. Der Heidenauer Ronny Langer – einer der besten Schützen – ging in einem selbst angefertigten Gewand der Heldenfigur an den Start. Gewertet wurde in unterschiedlichen Bogen- und Altersklassen.

Vorjahressieger Daniel Schönstedt (21) aus Schlotheim in Thüringen verteidigte seinen Titel und gewann souverän die Gesamtwertung. Der amtierende Europameister und Vierter der WM hatte schon nach dem ersten Wettkampftag die Rangliste angeführt. Bei den Damen hatte Heike Gehritz (42) aus Halle die Nase vorn.

Von den Startern aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hatten der Heidenauer Ronny Langer (46), der für den Dresdner Bogenschützenverein startete, und Uwe Jander (47) aus Pirna (Sportvereinigung Radeberg) den Bogen am besten raus. Die beiden waren letztlich punktgleich und teilten sich den fünften Platz.

Turnierleiter Jürgen Lippek zog vor allen Aktiven den Hut: „Kaum einer ließ sich von dem durchwachsenen Wetter an beiden Tagen entmutigen.“ Schließlich hatte der teilweise starke Regen nicht nur für Nässe von oben gesorgt, sondern den Boden im Gelände arg aufgeweicht, sodass die Jäger stellenweise im Schlamm versanken. Das wäre bei einer richtigen Jagd wohl genauso gewesen.