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Lautlos abgewickelt

Die Grumbacher Kartoffelspezialitäten haben ihr Geschäft eingestellt. Die Verantwortlichen halten sich bedeckt.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Hauke Heuer

Grumbach. Die Grumbacher Kartoffelspezialitäten sind am Ende. Nach Informationen der Sächsischen Zeitung hat das Unternehmen bereits Ende April die Produktion endgültig eingestellt. Die Internetseite ist nicht mehr erreichbar und das Telefon nicht besetzt. In der Google-Suche wurde der Vermerk „dauerhaft geschlossen“ hinterlegt. Nur ein Eintrag im Handelsregister zeugt noch von der Existenz des Unternehmens, das sich offensichtlich in der endgültigen Abwicklung befindet.

Das Grumbacher Unternehmen hatte sich seit 1991 als 100-prozentige Tochter der Agrar GmbH Dresdner Vorland Grumbach auf die Produktion von Nahrungsmitteln aus Kartoffeln, wie Pommes frites, Kartoffelpuffer und Klöße spezialisiert. Abnehmer waren unter anderem die Pommes-Marke McCain und Kaufland. Seit einigen Jahren liefen die Geschäfte schlecht. Frisches Geld musste her.

Zuletzt war der Kartoffelproduzent Friweika aus dem westsächsischen Weidensdorf für einen Euro in das marode Unternehmen eingestiegen und wollte investieren. Doch im vergangenen Sommer scheiterte das Geschäft für viele vollkommen unerwartet und der Investor zog sich wieder zurück. Im Rahmen der Übergangsphase habe man bestehende Probleme nicht klären können. Das schlechte Jahresergebnis 2016 habe die Lage noch verschärft, teilte Friweika damals mit.

Anfang Juli übernahm das ursprüngliche Mutterunternehmen Agrar GmbH Dresdner Vorland Grumbach wieder die Geschäfte bei den Kartoffelspezialitäten. Die Produktion lief vorerst weiter. Die Geschäftsleitung teilte mit, dass man seinen Lieferverpflichtungen weiterhin nachkommen wolle. Auch Entlassungen seien vorerst kein Thema. Jetzt scheint es so, dass die wiederholt schlechten Jahresabschlüsse letztlich doch zur endgültigen Schließung des Unternehmens geführt haben.

Die jährlichen Verluste der Kartoffelspezialitäten stiegen nach Informationen der Sächsischen Zeitung von 2013 bis 2015 von 306 000 Euro auf 453 000 Euro. Für die vergangenen zwei Jahre ist noch keine Gewinn- und Verlust-Rechnung öffentlich bekannt. Allerdings wird die Bonität des Unternehmens mittlerweile als äußerst schwach eingeschätzt. Eine zweistellige Zahl an Forderungen konnte nicht bedient werden. Ein Inkassounternehmen wurde eingeschaltet. Neues Geld, das es bräuchte, um die Schulden zu tilgen und das Unternehmen zu modernisieren, könnte nur noch in unzureichendem Maße und zu hohen Zinsen aufgenommen werden.

Bis Anfang des Jahres sank die Belegschaft noch einmal von 35 auf 25 Mitarbeiter. 2014 waren in dem Unternehmen noch 50 Angestellte beschäftigt. Es ist davon auszugehen, dass der Rest der Belegschaft mit dem Ende der Produktion ebenfalls ihre Stellen verlor.

Gesicherte Informationen über den genauen Ablauf der Abwicklung der Kartoffelspezialitäten konnten nicht eingeholt werden. Die Geschäftsleitung der Agrar GmbH Dresdner Vorland Grumbach reagiert seit Wochen nicht auf eine schriftliche Anfrage und zahlreiche telefonische Kontaktversuche. Das Telefon war nur in einem Fall überhaupt besetzt. Der Mitarbeiter wollte keine Auskunft geben. Ein Rückruf der Geschäftsleitung erfolgte nicht. Scheinbar will man das Tochterunternehmen möglichst lautlos abwickeln.

Der Agrar GmbH Dresdner Vorland Grumbach scheint es im Gegensatz zu den Kartoffelspezialitäten allerdings relativ gut zu gehen. Das Unternehmen betreibt in der Region gemischte Landwirtschaft und einen Großhandel für Getreide und Futtermittel. In den Geschäftsjahren 2015 und 2016 wurden nach Informationen der Sächsischen Zeitung Gewinne eingefahren. Der Umsatz bleibt mit rund fünf Millionen Euro im Jahr stabil. Die Kapitalrücklage belief sich 2016 auf rund neun Millionen Euro. Lediglich die Beteiligung an dem maroden Tochterunternehmen schlug ins Kontor, konnte aber ausgeglichen werden. Die Bonität ist als gut zu bewerten. Folglich müssen sich die rund 60 in dem Landwirtschaftsbetrieb verbleibenden Mitarbeiter wohl keine Sorgen um den Erhalt ihrer Stellen machen.