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Laubegaster Werft ist pleite

Das Traditionsunternehmen musste überraschend in die Insolvenz. Es hat sich an dem Großauftrag für zwei Fähren für Kenia verhoben.

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Von Tobias Wolf

Aus für ein Dresdner Traditionsunternehmen: Die Schiffs- und Yachtwerft Dresden aus Laubegast hat am vergangenen Freitag den Gang zum Insolvenzgericht angetreten. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde gestern Franz-Ludwig Danko, der Dresdner Repräsentant der Rechtsanwaltskanzlei Kübler aus Frankfurt am Main eingesetzt. 24 Mitarbeiter und sechs Lehrlinge bangen um ihre Arbeit.

„Die Werft hat sich an den Auto- und Passagierfähren für Kenia verhoben“, sagt Danko. „Dieser Auftrag hat das Unternehmen finanziell überfordert.“ Wie groß das Minus beim größten Neubau-Projekt in der Geschichte der Werft seit 1952 tatsächlich ist, äußerte das Unternehmen bislang nicht.

Stunden vor der Insolvenz war noch ein zweiter Steuermann an Bord gekommen. Nun ist der frühere Chef der Sächsischen Dampfschiffahrt, Michael Lohnherr, zweiter Geschäftsführer. „Angesichts der finanziellen Situation der Werft gab es keine Alternative mehr zu einem Insolvenzantrag“, erklärt Lohnherr. „Bei dem Kenia-Auftrag wurden mangels Erfahrung mit Großprojekten einige Fehler gemacht.“ Vor allem sei man nicht auf die Schwierigkeiten vorbereitet gewesen, die in Zusammenhang mit Afrika-Geschäften aufträten.

„Dort werden oftmals Zusagen nicht eingehalten“, sagt Lohnherr. „Angesichts des Auftragsvolumens hat die Werft die Risiken unterschätzt.“ So habe der Wert des Projekts im zweistelligen Millionenbereich ein Vielfaches des normalen Jahresumsatzes betragen. Zwischen 1,6und2,1MillionenEuro habe dieser in den vergangenen Jahren gelegen. Ohne diesen verführerischen Auftrag wäre das Unternehmen nach Einschätzung Lohnherrs auch nicht pleite gegangen. Doch der frühere Dampfschifffahrts-Chef ist zuversichtlich, was die Zukunft des Unternehmens angeht: „Bis Mitte April haben wir noch genügend Aufträge und auch den Sommer werden wir überstehen.“ Der erste Geschäftsführer Torsten Müller teilt diese Einschätzung. „Den Fortbestand der Werft sehe ich nicht gefährdet“, sagt er. „Entlassungen wird es auch keine geben.“ Auch die beiden größten Kunden des Unternehmens hoffen darauf, dass in Laubegast weiter Schiffe gebaut werden. „Uns würde es sehr leid tun, wenn die Werft schließen müsste“, sagt Falk Lösch, der Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB). „Mit den Laubegaster Kollegen haben wir einen langjährigen und fachlich zuverlässigen Partner.“ Die meisten DVB-Elbfähren wurden dort gebaut.

„Wir hoffen, dass es weitergeht“, sagt Dampfschiffahrtschef Ludwig Sebastian Meyer-Stork. „Auch wenn eine Insolvenz zunächst Unsicherheiten vor allem für die Mitarbeiter bringt, so ist sie doch auch eine Chance, die Werft wieder auf Kurs zu bringen.“ Zwei Dampfer der Sächsischen Dampfschiffahrt, die Meissen und die Pillnitz, sollten planmäßig Ende Januar auf die Werft zur Winterreparatur. „Dabei bleibt es auch, wenn die Finanzen sichergestellt sind und die Schiffe termingerecht fertig werden“, erklärt Meyer-Stork.

Vor mehr als zehn Jahren war die Werft schon einmal insolvent. Damals ging das Mutterunternehmen Deutsche Binnenwerften pleite. Die Angestellten trifft es diesmal nicht so hart. „Wir können auf keinen einzigen verzichten“, betont Lohnherr. „Ohne Großaufträge schaffen wir das viel besser.“