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Laster-Firma wächst

Das Wittgendorfer Unternehmen investiert rund eine halbe Million Euro in eine neue Halle. Das Ende des Baus wird der jetzige Chef aber nur noch als Gast miterleben.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Erfolgsgeschichten gesehen hat Kerstin Loth schon eine ganze Reihe. Auch das was Volkmar Schneider der Mitarbeiterin der Handwerkskammer Dresden berichtet, klingt ganz danach. Kurz nach der Wende machte der Wittgendorfer aus dem ehemaligen Landwirtschaftsstützpunkt, auf dem er seit 1969 tätig war, eine Kfz-Werkstatt. Wenig später tat er sich dann mit Wolfgang Reinhold zusammen, der am Martin-Wehnert-Platz in Zittau eine Stellmacherei betrieb. Mit einigen Mitarbeitern angefangen, hat sich die Fahrzeugbaufirma Reinhold & Schneider inzwischen zum größten Arbeitgeber in Wittgendorf entwickelt. In dem Unternehmen sind derzeit 15 Arbeiter voll beschäftigt.

Damit das in Zukunft so bleibt, soll nun groß investiert werden. Für rund eine halbe Million Euro soll eine neue Produktionshalle entstehen – direkt hinter der alten. In dem bisherigen Gebäude geht es nach Aussage des Firmenchefs beengt zu, da auch die Fahrzeuge immer größer werden. Denn Reparaturen nehmen nur noch einen kleinen Teil der Aufträge ein. Beim Großteil handelt es sich um Aufbauten für Lkw. Die wirtschaftlich schwierige Lage in der Region hatte die Wittgendorfer vor gut 15 Jahren veranlasst, dieses Standbein weiter auszubauen. „Uns blieb nichts anderes übrig, als zu expandieren“, erklärt Volkmar Schneider. Heute habe seine Firma Kunden in Hamburg, Rostock, Frankfurt und München. Um solche deutschlandweiten Aufträge überhaupt annehmen zu können, wurden Ende der 1990er Jahre rund 700 000 Mark in eine moderne Lackierkabine investiert.

Nun, mehr als 15 Jahre später, soll wieder eine Großinvestition folgen. Im Zuge des Hallenneubaus sollen auch zusätzliche Arbeiotsplätze entstehen. Ein derartiges Projekt ist nur mit Förderung möglich. Auch deshalb hat Volkmar Schneider die Kammermitarbeiterin nach Wittgendorf geholt. Kerstin Loth soll ihm bei der Beantragung der Fördermittel helfen. Die Investitionsbereitschaft bei den Handwerksbetrieben in Ostsachsen sei groß, berichtet Frau Loth. Die Summen sind aber etwas rückläufig, fügt sie hinzu. Die Firma Reinhold & Schneider investiere im Vergleich zu ähnlich großen Betrieben schon eine hohe Summe.

Die alte Halle zu erweitern, würde teurer sein, als gleich eine neue zu bauen, meint Volkmar Schneider. Zusätzliche Flächen muss er dafür zum Glück nicht erwerben, sein jetziges Grundstück biete genügend Platz für eine neue Halle. Fertig werden soll diese spätestens 2019. Die Einweihung wird Volkmar Schneider dann nicht mehr als Geschäftsführer miterleben. Denn der 63-Jährige will sich im kommenden Jahr aus dem Unternehmen zurückziehen. Sein Kompagnon Wolfgang Reinhold war schon im April 2015 ausgeschieden. Für ihn ist Jürgen Rönsch als zweiter Geschäftsführer nachgerückt. Rönsch war 1993 der erste Lehrling, der bei Reinhold & Schneider ausgebildet wurde.

Auch Volkmar Schneider hat den Weg für seine Nachfolge bereitet. Vor zehn Jahren ist sein Sohn Jörg, von Beruf Kfz-Mechaniker, in die Firma eingestiegen – mit dem Ziel, sie später zu übernehmen. Das hört Frau Loth gern. Unter den hiesigen Handwerksbetrieben gebe es viele, die kurz nach der Wende gegründet wurden und die jetzt in neue Hände übergeben werden sollen.

Oft finden sich die Nachfolger in der eigenen Familie – wie bei den Schneiders – oder es handelt sich um langjährige Mitarbeiter. Manchmal müsse eine Firma auch dicht machen, weil sie niemand fortführen will. Das sind laut Frau Loth aber nur wenige Fälle. In den meisten werde die Nachfolge mehrere Jahre vorbereitet – so wie bei der Firma Reinhold & Schneider.