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Lasst die Hunde von der Leine!

Mehr als 200 Vierbeiner feiern in Hermsdorf ihr eigenes Woodstock – inklusive Gassi-Runden im Riesenrudel.

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© Thorsten Eckert

Von Sebastian Kositz

Hermsdorf. Katzen gehen besser schon mal in Deckung. Was sich für Mitte September anbahnt, ist für viele Stubentiger der Albtraum schlechthin: Hunde, Hunde, und noch mehr Hunde werden anreisen, wollen in Hermsdorf ihr ganz persönliches Woodstock feiern. Mehr als 200 Vierbeiner aus dem gesamten Bundesgebiet, aus Österreich und der Schweiz haben sich bereits angekündigt, wollen vor den Toren Dresdens mit ihren Haltern ein bis dahin einmaliges Festival in Sachsen zelebrieren.

Die Hunde kommen: Mitte September wollen Dutzende Halter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit ihren Vierbeinern in Rudel-Spaziergängen durch Teile der Großgemeinde Ottendorf-Okrilla ziehen. Derartige Mega-Gassi-Runden hat es so in Sachsen bisla
Die Hunde kommen: Mitte September wollen Dutzende Halter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit ihren Vierbeinern in Rudel-Spaziergängen durch Teile der Großgemeinde Ottendorf-Okrilla ziehen. Derartige Mega-Gassi-Runden hat es so in Sachsen bisla © dpa

Der Hermsdorfer Carsten Gnausch ist nicht erst seit gestern auf den Hund gekommen, betreibt schon länger eine Pension und Schule für die Vierbeiner. Der Hundetrainer mit dem Cowboy-Hut als Markenzeichen gilt als echter Experte, der auch vor den ganz unbequemen Kumpels nicht zurückschreckt. Jetzt hat er sich einer neuen Herausforderung gestellt und plant für das Wochenende vom 11. bis zum 13. September auf seinem Gelände an der Straße Am Steinbruch eine richtig große Nummer: das Woodstock für Hunde.

„Wir wollen Trainer, Halter und Züchter zusammenbringen, Erfahrungen austauschen und ein paar Tage zusammen Spaß haben“, erklärt Carsten Gnausch. Die Idee, so viele hundeverrückte Menschen und ihre Tiere auf einen Haufen zu bringen, sei ihm mit befreundeten Berufskollegen gekommen. Später habe sich schließlich Hermsdorf als Veranstaltungsort einfach ergeben. „In Deutschland gab es schon einige ähnliche und sogar größere Veranstaltungen, in der Größenordnung ist es so allerdings wohl für ganz Ostdeutschland bislang einzigartig“, sagt Carsten Gnausch.

Gassi im Rudel

Anders als beim namensgebenden Festival werden sich Hund und Halter allerdings nicht einfach nur berauscht im Gras herumwälzen. Geplant ist eine Handvoll Vorträge, Vorführungen und Lesungen, für die Carsten Gnausch einige Fachleute aus der Szene nach Hermsdorf lotsen wird. Den Höhepunkt bilden zweifelsohne zwei große Mega-Gassi-Runden. „Wir planen am Sonnabend und am Sonntag jeweils vormittags einen Rudelspaziergang“, kündigt der Hermsdorfer Organisator an.

Der erste Rudel-Rundgang am Sonnabend wird voraussichtlich von der Hundeschule durch den Hermsdorfer Schlosspark nach Grünberg führen, am Sonntag wollen die Hundefreunde in Richtung Medingen aufbrechen. Auch diese Gassi-Runden im riesigen Rudel habe es bislang in diesem Ausmaß in Sachsen noch nicht gegeben. An den Spaziergängen können sich nicht nur die Teilnehmer des Treffens, sondern auch andere Halter mit ihren Hunden anschließen, die Teilnahme ist kostenlos. „Wir wollen uns in der Gemeinde mit unseren Hunden natürlich auch entsprechend zeigen“, erklärt Carsten Gnausch.

An dieser Stelle könnten jetzt neben vielen Katzen allerdings auch so manche Zweibeiner – mit Blick auf mögliche delikate Hinterlassenschaften – ins Grübeln geraten. Allein schon deshalb, weil am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals wieder Hunderte Gäste im Schloss und im Park Hermsdorf erwartet werden. Carsten Gnausch verspricht, dass nur angenehme Erinnerungen vom Woodstock für Hunde bleiben werden: „Ein guter Hundehalter weiß, dass er die Häufchen wegzuräumen hat. Deshalb ist diese Sorge unbegründet.“

Genügend Platz

Weit über einhundert Anmeldungen liegen für das Treffen bereits vor und noch immer trudeln täglich neue E-Mails mit Zusagen und Anfragen ein. Weil davon auszugehen ist, dass die allermeisten Halter nicht nur mit einem Hund anreisen werden, rechnet der Hermsdorfer schon jetzt mit mehr als 200 Tieren. Um alle zwei- und vierbeinigen Besucher unterbringen zu können, hat Carsten Gnausch für das Wochenende eigens die Wiese hinter dem Gelände seiner Hundeschule angemietet. Dort ist ausreichend Platz für Gäste, die mit Zelten und Wohnwagen anreisen werden. „Ich gehe aber auch mal davon aus, dass schon jetzt in den Pensionen in der Umgebung für das Wochenende Zimmer gebucht sind“, sagt der Hunde-Fachmann.

Bleibt allerdings noch die Frage, ob sich so viele Hunde auf einem Haufen auch miteinander vertragen. Doch auch da kann Carsten Gnausch Entwarnung geben: „Jeder Teilnehmer ist für seinen Hund verantwortlich und weiß, wie sein Tier auf andere Hunde reagiert und wie damit umzugehen ist.“ Kleine Rangeleien unter einzelnen Tieren seien natürlich nicht ausgeschlossen. Aber die gebe es auf einem richtigen Festival schließlich gelegentlich auch.

Einen Gewinn wollen Carsten Gnausch und seine Helfer mit dem Hunde-Woodstock in Hermsdorf nicht einfahren. Zwar kostet die Teilnahme an den einzelnen Vorträgen Geld. Mit diesen Einnahmen will der Veranstalter allerdings lediglich die durch das Festival anfallenden Unkosten decken. „Das ist eine nicht-kommerzielle Veranstaltung. Wenn am Ende Geld hängenbleibt, spenden wir das für einen guten Zweck“, erklärt Carsten Gnausch.