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Lass uns eine Schule bauen

Wie die Freunde Ezé Wendtoin und Eric Hattke Kinder in Burkina Faso für das Leben wappnen wollen.

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© Christian Juppe

Von Henry Berndt

Ezé strahlt von einem Ohr zum anderen und klatscht Beifall. „Wasser ist Leben“ ruft er, während vor ihm eine meterhohe Fontäne aus der Erde spritzt. Die Brunnenbohrung war erfolgreich. Bald werden hier, am Rande der Millionenstadt Ouagadougou in Burkina Faso Hunderte Kinder sauberes Wasser trinken können. Und das soll erst der Anfang sein.

Vor wenigen Tagen wurde auf dem Gelände in Ouagadougou ein Brunnen in Betrieb genommen.
Vor wenigen Tagen wurde auf dem Gelände in Ouagadougou ein Brunnen in Betrieb genommen. © privat

Hierzulande ist Ezé Wendtoin vor allem als Mitglied der Band Banda Comunale bekannt, die sich seit Jahren gegen Rassismus und für gute Musik einsetzt. Der 26-Jährige stammt selbst aus Burkina Faso, wuchs ohne Strom und Wasser auf. Seit 2015 wohnt er in Dresden und studiert hier Germanistik an der TU. Hier kann er ein Leben leben, das seinen Freunden und Verwandten in der Heimat verwehrt bleibt. Die einstige französische Kolonie Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Erde. 75 Prozent der Einwohner sind Analphabeten. Die Schulpflicht existiert nur auf dem Papier, da der Besuch der Schule die Eltern viel Geld kostet. Was sollte ein Brunnen daran ändern? Womöglich eine ganze Menge.

„Jeder lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt“, sagt Ezé. Erst vor wenigen Tagen ist er von seinem letzten Besuch in Afrika nach Dresden zurückgekehrt. Seinem Freund Eric Hattke brachte er gute Nachrichten mit. Das Wasser läuft. Der nächste Schritt zu ihrem gemeinsamen Traum ist geschafft. Irgendwann soll an der Stelle, wo jetzt der Brunnen gebohrt wurde, eine Schule stehen, in der benachteiligte Kinder kostenlos Zugang zu Kunst, Kunsthandwerk und Bildung erhalten sollen. „Der Bau des Brunnens war ein Meilenstein“, sagt Ezé. Ohne eine ständige Versorgung mit Wasser wäre das Projekt namens Fondation Warc-en-ciel völlig undenkbar gewesen. Arc-en-ciel ist französisch für Regenbogen. Das „W“ steht für Warba, Wennega, Wiire, Wedbinde – traditionelle Werte und Rhythmen aus Burkina.

Auch mit Wasser ist es noch ein weiter Weg bis zum ersten Schultag, da sind sich Ezé und Eric einig. Vor anderthalb Jahren trafen sie sich zum ersten Mal auf einer Konferenz gegen Fremdenfeindlichkeit. Sie kamen ins Gespräch, und Ezé erzählte vom Verein APECA, den er in seiner Heimat gegründet hat. Engagierte Mitstreiter konnte er auch gewinnen. Was ihm noch fehlte, war die nötige öffentliche Aufmerksamkeit – und letztendlich das Geld.

Vom Staat Burkina Faso bekommt Ezé bis jetzt noch keine Unterstützung. Das zwei Hektar große Grundstück in Ouagadougou konnte er mit seinen Einnahmen als Musiker finanzieren. Mit seiner ganz eigenen Mischung aus afrikanischen Rhythmen und eingängigem Pop gewann er vor drei Jahren einen Hauptpreis im bundesweiten Wettbewerb „Eine-Welt-Song“. Dafür gab es ein paar Tausend Euro. Die sind nun aufgebraucht.

Eric Hattke hörte aufmerksam zu und war sich recht schnell sicher, dass er helfen kann. Ist er doch zufällig selbst Vorsitzender des Dresdner Vereins Atticus, der sich für eine lebendige und weltoffene Gesellschaft einsetzt. Seit diesem Tag bündeln die beiden ihre Kräfte – und sind ziemlich beste Freunde geworden. „Wir widerlegen jedes Klischee über Deutsche und Afrikaner“, sagt Eric. Pünktlicher ist grundsätzlich Ezé. Eric friert dafür schneller. Ihre Freundschaft im Alltag und ihre Kooperation in der Sache vereinfachen hierzulande viele Dinge, zum Beispiel das Ausstellen von Spendenquittungen.

„Uns ist aber wichtig, dass die Spenden nicht als Einbahnstraße betrachtet werden“, sagt Eric. „Das Projekt kann vielen das Bewusstsein zurückgeben, wie es einem Großteil der Welt geht und was Ressourcenknappheit bedeutet.“

Während Eric in Deutschland die Werbetrommel rührt, träumt Ezé schon von seiner Schule, die gleichzeitig ein Kulturzentrum werden soll. Proberäume kosten Künstler sonst viel Geld. In der Nähe der Schüler könnten alle von der kreativen Atmosphäre profitieren. „Die Kinder finden hier Zeit und Raum, sich durch Musik, Theater und Malerei künstlerisch auszudrücken“, schwärmt Ezé. Natürlich sollen sie auch Lesen und Schreiben lernen – aber nicht im starren Frontalunterricht, sondern mithilfe innovativer Lehrformen. Nicht zuletzt soll das Schulzentrum den Nachwuchs auch auf handwerkliche Berufe wie Schneider, Weber oder Schmied vorbereiten. Das Beste ist gerade gut genug für Ezé und Eric.

Im nächsten Semester wird Ezé voraussichtlich sein Studium in Dresden beenden. Vielleicht will er danach noch promovieren. Irgendwann aber will er auf jeden Fall zurück in seine Heimat gehen – die dann vielleicht ein kleines Stückchen lebenswerter geworden ist.

Für das Schulprojekt spenden können Sie hier: Atticus e.V., Ostsächsische Sparkasse Dresden, IBAN: DE21 8505 0300 0221 1149 12, BIC: OSDDDE81XXX, Verwendungszweck: Schulprojekt Burkina Faso