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Langsames Ende der Gift-Halden

Die Sanierung der Altlasten am Stahlwerk Freital ist zwar so gut wie abgeschlossen. Doch Schadstoffe verschwinden nicht so schnell.

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© Andreas Weihs

Von Matthias Weigel

Freital. Die Altlasten im Freitaler Hütten-, Sau- und Wettingrund hinter dem Edelstahlwerk sollen dieses Jahr fast vollständig saniert sein. Ein spürbarer Effekt wird sich allerdings erst in zehn bis 15 Jahren einstellen. Wie die Altlastenexpertin Sieglinde Pollmer erklärt, müssten die zahlreichen Pumpen zunächst weiter laufen und den Grundwasserspiegel künstlich absenken.

Nötig ist das vor allem zum Schutz der Grundmauern im Stahlwerk. Über Jahrzehnte wurde das Tal mit Müll, Resten aus der Uranerz-Förderung und -Aufbereitung, Schlacke des Stahlwerks und Abraum vom Kohlebergbau zugeschüttet. Fließwasser und Regen waschen seither chemische Stoffe aus, die gefährlich sind. Vor allem Sulfate, also Salze der Schwefelsäure, nagen an den Gemäuern. 1959, so hat es Pollmer recherchiert, ist einer der Öfen im Stahlwerk sogar wegen zerfressener Fundamente abgekippt. Brunnen wurden gebohrt, Pumpen angeschmissen – seither laufen sie und senken den Wasserspiegel unter die Fundamentkante ab.

25 Millionen Euro für Sanierung

Nach 1990 begann dann eines der aufwendigsten Sanierungsprogramme der Nachwendezeit in der Region. Das Gebiet im Freitaler Sau-, Hütten- und Wettingrund umfasst rund 55 Hektar. Insgesamt fließen fast 25 Millionen Euro von EU, Bund, Freistaat, Stadt, Edelstahlwerk, Wismut oder Abfallzweckverband in die Maßnahmen. Ziel der Sanierungen: die Umweltfolgen minimieren und vor Strahlung schützen, außerdem eine Sicherung der Halden vorm Abrutschen und eine geordnete Entwässerung. Und nicht zuletzt ging es darum, das Eindringen von Wasser zu verhindern, die Flächen abzudichten und die Belastung des Grundwassers zu senken.

Arbeiten sollen 2016 beendet werden

Mit der abschließenden Sanierung der Hüttengrundhalde läuft aktuell das letzte große Vorhaben im Saugrund in Regie des Stahlwerks. Nach letzten Erkenntnissen lagern in der Hüttengrundhalde zu rund 60 Prozent Schlacke aus dem Stahlwerk und zu 40 Prozent Hausmüll der Stadt Freital. Die Deponie wurde 1989 geschlossen. Eine erste Etappe zur Sanierung der Altlasten wurde bereits zwischen 2006 und 2011 gestemmt und die Halde ringsum auf 35000 Quadratmetern abgedichtet, abgedeckt, terrassiert, begrünt und mit einem Entwässerungssystem ausgestattet. Kosten: 2,7 Millionen Euro aus Mitteln des Stahlwerks und Förder-Programmen. Inzwischen ist die Schlackeaufbereitung des Stahlwerks, die sich einst hier befand, auf eine Fläche der benachbarten und sanierten Paul-Berndt-Halde umgezogen.

Seit 2015 läuft nun die Sanierung der restlichen Hüttengrundhalde. Dort sind noch 33 500 Quadratmeter abzudichten, abzudecken und zu profilieren. Die Arbeiten sollen 2016 beendet werden. „Wir haben es dann zwar mit der wesentlichen Abdichtung geschafft“, sagt Pollmer. Bis das aber die erhoffte Wirkung zeige und sich die Werte signifikant verbesserten, würde es dauern. „Zehn bis 15 Jahre sind es mindestens“, sagt Pollmer. Das Grundwasser würde weiterhin engmaschig und gemeinsam mit den Behörden überwacht. Ob 2030 oder später die Pumpen abgeschaltet werden können, bleibt dennoch abzuwarten.