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Langsam zum Erfolg

Das Schlottwitzer Unternehmen Binova etabliert sich im E-Bike-Geschäft. Doch das ist nicht ganz einfach.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner

Glashütte. Ihre Zuversicht hat Katja Söhner-Bilo noch nicht verloren. Wenn sie über Elektrofahrräder spricht, ist sie kaum zu bremsen. Seit vier Jahren beschäftigt sie sich ausgiebig mit diesem Markt. Denn auf dem möchte sie ihren Motor Binova Flow verkaufen. Dieser wartungsarme Elektromotor in einer Kunststoffhülle wurde in der Firma ihres Mannes, der Selectrona GmbH, entwickelt und vor zehn Jahren vorgestellt. Der Motor wurde von der Fahrradindustrie entdeckt, da er sich leicht auf herkömmliche Räder aufschrauben lässt.

Mit dieser technologischen Herausforderung beschäftigt sich die von Katja Söhner-Bilo vor vier Jahren gegründete Firma Binova. 2016 sollte die Produktion in Serie gehen, sagt die Geschäftsführerin. Doch dann traten Probleme mit dem Akku auf. Deshalb wurde die Werbung ein Stück zurückgefahren. Nun aber seien die Probleme behoben. „Bis zum Jahresende wollen wir 1 000 Motoren verkauft haben“, sagt Frau Söhner-Bilo. Um das zu schaffen, soll das zwölfköpfige Team um zwei Mitarbeiter erweitert werden. Am Geschäftsmodell selbst möchte sie nichts ändern. Die Teile für das Set kauft Binova bei verschiedenen Partnerunternehmen ein, der Motor selbst werde im tschechischen Werk der Selectrona GmbH produziert. In Schlottwitz wird konstruiert und entwickelt. Hier werden die Bausätze zusammengesetzt, der Betrieb verwaltet und die Softwareprogramme für die Steuerung entwickelt. Denn der Elektromotor kann an verschiedene Bedürfnisse angepasst werden, er lässt sich auf Citybikes, Touren- und Lastenräder aufschrauben. Auch an Liegeräder lässt er sich montieren. „Damit haben wir viel Spielraum und einen Vorteil gegenüber anderen Anbietern “, sagt die Geschäftsführerin.

Politik könnte mehr tun

Von denen gibt es einige, etwa fünf haben sich in der Branche einen Namen erarbeitet. Das habe auch Binova geschafft, sagt Katja Söhner-Bilo. Gelungen sei das durch Messebesuche. Das Feedback auf den Motor sei gut, sagt sie. Dennoch bleibe es schwer, sich auf dem Markt zu etablieren und durchzusetzen. Denn es existieren keine Standardlösungen. So gebe es immer noch kein einheitliches Aufladesystem für E-Bikes. Jeder Anbieter biete andere Systeme an. Im Sinne der E-Bike-Fahrer wäre es, wenn es eine Lösung nach dem Vorbild der USB-Sticks geben würde, sagt Frau Söhner-Bilo. Diese lassen sich in alle Computer, Laptops und ähnliche Geräte stecken.

Doch nicht nur die eigene Branche tut sich schwer. Auch die Politik könne mehr leisten, um die Elektromobilität zu fördern, sagt Frau Söhner-Bilo. In anderen Ländern wie Dänemark sei man da schon weiter. Dort gebe es breite und gut ausgebaute Radwege, auf denen die Bürger auch bei schlechterem Wetter unterwegs seien. Der Nahverkehr sei so ausgerichtet, dass man dort mühelos Räder mitnehmen könne. Stephan Kühn kann das bestätigen. Der Bundestagsabgeordnete der Grünen, der Anfang der Woche Binova besuchte und sich mit den Ideen und Sorgen vertraut machte, bestätigt, dass Deutschland bei diesem Thema hinterherhinke. Von daher sei es ein richtiges Signal des Bundes, 25 Millionen Euro für den Bau von Fahrradschnellstraßen bereitzustellen. Ausreichen wird das nicht. Die Politik könnte die Elektromobilität fördern, indem sie den Aufbau von Verleihstationen unterstützt, sagt Kühn, der auch verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion ist. Immerhin kosten gute E-Bikes rund 5 000 Euro. Um potenzielle Käufer davon zu überzeugen, wäre es hilfreich, wenn sie diese erst austesten könnten. Auch beim Thema Standardisierung könne die Politik helfen. Bei den Elektroautos sei es gelungen. Auf Druck der Politik sei ein einheitliches europäisches Stecksystem entwickelt worden, sagt Kühn. Katja Söhner-Bilo hofft, dass hier etwas in Bewegung kommt. Da sie selbst Politikwissenschaft studiert hat, weiß sie aber auch, wie lange das dauern kann.