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Langes Riesen-Uhr

Für den Glashütter Luxusuhrenhersteller beginnt am Montag die wichtigste Messe. Dort will dieser wieder auffallen.

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© Ben Gierig/Lange Uhren

Von Maik Brückner

Glashütte. Nach der Messe ist vor der Messe. Für Jan Müller ist das mehr als nur ein geflügeltes Wort. Seit neun Monaten bereitet sich der gebürtige Glashütter auf die Tage Mitte Januar vor. Dann fliegt der 39-Jährige nach Genf, um mit seinen Kollegen den Messestand der Firma Lange aufzubauen. In der südwestschweizerischen Stadt beginnt am Montag die für Lange wichtigste Messe des Jahres, der Genfer Uhrensalon.

Mit diesen Uhren will Lange in Genf punkten

Saxonia Die Saxonia gehört seit 1994 zur Kollektion. Jetzt gibt es zwei neue Varianten mit Perlmuttzifferblättern (16.500 Euro).
Saxonia Die Saxonia gehört seit 1994 zur Kollektion. Jetzt gibt es zwei neue Varianten mit Perlmuttzifferblättern (16.500 Euro).
Kleine Lange 1 Die Kleine Lange 1 Mondphase ist im Vergleich zur großen Schwester 1,7 Millimeter kleiner als der Klassiker (38.500 Euro).
Kleine Lange 1 Die Kleine Lange 1 Mondphase ist im Vergleich zur großen Schwester 1,7 Millimeter kleiner als der Klassiker (38.500 Euro).
Lange 1 Mondphase Die Lange 1 Mondphase gibt es seit 2002. Nun hat sie ein verbessertes Werk bekommen (ab 39.500 Euro).
Lange 1 Mondphase Die Lange 1 Mondphase gibt es seit 2002. Nun hat sie ein verbessertes Werk bekommen (ab 39.500 Euro).
Neue Zeitwerk Die Zeitwerk Decimal Strike mit Schlagwerk kann alle zehn Minuten einen Ton erklingen lassen (120.000 Euro).
Neue Zeitwerk Die Zeitwerk Decimal Strike mit Schlagwerk kann alle zehn Minuten einen Ton erklingen lassen (120.000 Euro).
Lange 31 Die Lange 31 gibt es nun in Weißgold mit grauem Zifferblatt (142.300 Euro). Einmal aufgezogen läuft sie 31 Tage.
Lange 31 Die Lange 31 gibt es nun in Weißgold mit grauem Zifferblatt (142.300 Euro). Einmal aufgezogen läuft sie 31 Tage.
1815 Jahreskalender Die Uhr 1815 Jahreskalender (37.500 Euro) verfügt über eine 123 Jahre genau berechnete Mondphasenanzeige.
1815 Jahreskalender Die Uhr 1815 Jahreskalender (37.500 Euro) verfügt über eine 123 Jahre genau berechnete Mondphasenanzeige.

Dazu werden wieder Hunderte Fachjournalisten und Uhrenhändler nach Genf kommen, die wissen wollen, mit welchen Neuheiten die 30 ausstellenden Uhrenfirmen in diesem Jahr punkten wollen. Für die Lange GmbH, die als einziger Glashütter Uhrenhersteller an dieser Messe teilnimmt, entscheidet sich, wie es im Jahr wirtschaftlich weitergeht. Um weiter im Gespräch zu bleiben, wird das Unternehmen sieben neue Uhren vorstellen und sich die größte Mühe geben, diese gut zu präsentieren. Und dafür sorgt Jan Müller. Der Bauingenieur und Marketingexperte aus Dresden ist beim Uhrenhersteller für die inhaltliche Gestaltung des Messestandes verantwortlich.

Um viele Besucher an den Stand zu locken, wird der Luxusuhrenhersteller wieder sein Highlight als Großuhr präsentieren. Diesmal ist es der Tourbograph Perpetual „Pour le Mérite“ – eine Uhr mit Stoppfunktion, Ewigem Kalender und weiteren Zusatzfunktionen. Zusammen mit Handwerksfirmen der Region tüftelte das Team um Jan Müller, wie dieser filigrane Zeitmesser als Großuhr nachgebaut werden kann. Ganz neu war die Aufgabe nicht, denn diese Form der Präsentation gibt es bei Lange bereits seit sechs Jahren.

Elektromotoren statt Uhrwerk

Deshalb habe man schon eine gewisse Routine bei Planung und Bau entwickelt, sagt Jan Müller. Dennoch gibt es immer wieder neue Herausforderungen, so eine Uhr zu bauen. Denn dieser Tourbograph verfügt über ein Tourbillon. Diese Baugruppe versucht, den Einfluss der Schwerkraft auf die Ganggenauigkeit zu minimieren. Dazu wird in das Uhrwerk ein Käfig gebaut, in dem die sogenannte Unruh, der Anker und das Ankerrad platziert werden. Dieser Käfig rotiert im eigenen Takt und dreht die Unruh mit. Das Team um Jan Müller hat diese Baugruppe für die Großuhr nachgebaut – auch aus Metall.

Dafür mussten fürs Tourbillon 80 Teile in 52-facher Vergrößerung gegenüber dem Original angefertigt werden. Weitere 35 Teile wurden gebraucht, um das Umfeld realistisch darstellen zu können. Auch die Bearbeitung erfolgt nach dem Vorbild der Miniteile der Armbanduhr. Nur die Tourbillonbrücke wurde normal und nicht schwarz poliert, erzählt Jan Müller. Bei dieser Größe sei das technologisch nicht möglich, ergänzt er.

Während der originale Tourbillonkäfig es nur auf ein halbes Gramm Gewicht bringt, schafft es der Nachbau auf stolze 50 Kilogramm. Dieser wird wohl der Hingucker in der fünf Meter großen Riesenuhr sein, hofft Jan Müller. In den letzten Jahren war die Uhr jedenfalls ein beliebtes Fotomotiv. Auch deshalb, weil sie keine Attrappe ist, sondern eine richtige Uhr ist. Damit sich deren Zeiger auch drehen, installiert das Messeteam aber kein Uhrwerk. Es lässt drei kleine Elektromotoren arbeiten. Einer treibt die Zeiger der Uhr an, ein anderer bewegt die Wochentagsanzeige und der dritte sorgt dafür, dass das Datum richtig angezeigt wird. Zur Weiterschaltung der anderer Kalenderfunktionen werden die Zeiger einfach per Hand weiterbewegt.

Bis zum Freitag ist die Uhr des Lange-Messeteams in Genf zu sehen. Dann endet die Messe und die Uhr, die aus Edelstahl, Federstahl, Blech, Messing, Titan, Aluminium, Holz, Bergkristallen, Plexiglas und ein bisschen Gold besteht, wird eingepackt. „In den vergangenen Jahren haben wir sie nach Genf zwei-, dreimal zu anderen Gelegenheiten aufgebaut“, erzählt Jan Müller. Dann war’s das. Und so wird es auch diesmal sein. Einige Teile der Großuhr wie die Motoren werden in den „Nachfolgemodellen“ weiterverwendet. Der Rest wird nicht mehr gebraucht.