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Langer Kampf fürs Hebbelbad hat sich gelohnt

Die Cottaer Schwimmbecken sind wieder geöffnet. Damit ist der Bürgerverein am Ziel.

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© Katja Frohberg

Von Ivonne Wistuba

Dicht an dicht stehen die Besucher auf der Liegewiese. Laut schreiend toben Kinder im Schwimmbecken. Doch auch Senioren haben sich ihren Platz erobert und plaudern über alte Zeiten. Zum 100. Jubiläum wurde am Sonnabend im Cottaer Hebbelbad ordentlich gefeiert. Zudem konnte das historische Freibad nach dem Umbau endlich wieder eröffnet werden.

Für Rosemarie Griese ist das ein ganz besonderer Tag. Mit zwei Kolleginnen des Bürgervereins Freibad Cotta steht sie unter einem gelben Zelt am Rand des neuen Sprungbeckens und verkauft Lose. Seit Mittag arbeitet die rüstige Dame schon am Lotteriestand. Für 50 Cent kann hier jeder sein Glück probieren. Immer wieder öffnet die 78-Jährige behutsam die weiße Blechkassette und lässt die Geldstücke hineinplumpsen. „Das kommt alles dem Bad zugute“, erklärt sie.

Leicht gebeugt läuft die Löbtauerin die wenigen Schritte im Zelt zwischen den Losen und den Preisen hin und her. „Das geht ganz schon schön auf die Knochen“, sagt Rosemarie Griese. Doch heute ist das egal. Denn zehn Jahre haben sie und ihre Kollegen vom Badverein für den Erhalt gekämpft. Heute ist das Ziel erreicht. So beugt sich die Rentnerin trotz der müden Knochen auch gerne mal etwas weiter hinunter, wenn ein Kind eine Frage hat und sich auf Zehenspitzen der alten Dame entgegenreckt. „Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Griese lächelnd. „Es hat sich nur das Äußere geändert an der alten Hebbelpfütze. Pfütze, weil es immer so dichtes Gedränge gab, dass man gar nicht schwimmen konnte“, erklärt sie, während ihr Blick über die Massen streift.

Der Badverein hat für diesen Tag einige Hürden gemeistert. Vor allem 2006 schien die Situation ausweglos. Denn der Boden des Beckens war so kaputt, dass das Wasser auslief. „Das war unser düsterster Moment. Sogar wir mussten einsehen, dass es sinnlos war, so viel Wasser zu verschwenden“, erklärt Griese. „Doch dann kam Eberhard Rink und sagte, dass das Bad auf keinen Fall geschlossen wird. Dafür werde er sorgen“, erinnert sie sich. Der Unternehmer und Stadtrat finanzierte alle Reparaturen. Dies veranlasste seine FDP-Fraktion dazu, einen Antrag zum Umbau der Anlage zu stellen. 2011 war klar, dass der Bau tatsächlich beginnt. Rink war überglücklich. Denn er verband mit dem Bad viele Kindheitserinnerungen. Leider erlebte der 64-Jährige die Eröffnung nicht mehr. Er starb im vergangenen Oktober. „Rink hat sich diesen Tag am meisten gewünscht“, resümiert Griese.

Doch er war nicht der Einzige, der viele Erinnerungen an das Bad hatte. Extra zur Eröffnung ist auch Heinz Horn gekommen. Der 93-Jährige war hier nach 1945 Bademeister. Leider darf der leidenschaftliche Schwimmer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ins Wasser. Trotzdem wollte Horn sich das Fest nicht entgehen lassen. Zuviel Schönes hat er hier erlebt. „Hier habe ich meine Frau kennengelernt. Sie war eine begnadete Schwimmerin“, erinnert sich Horn. „Jetzt ist es hier richtig schön. Es gibt einen Sprungturm und sogar eine Rutsche für Kinder“, sagt er. „Der alte Badturm war ja schon vorm Krieg gesperrt, weil der so kaputt war. Das haben die Russen aber nicht gewusst. Als die 1945 hier badeten und einer auf den Turm kletterte, um runterzuspringen, brach der unter ihm zusammen. Da machte der aber einen ordentlichen Klatscher“, erzählt Horn lachend.