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Landskrons Krönung

Am 3. Oktober ist wieder „Schlesisches Bierfest“. Für die bereits 13. Auflage wurde sogar ein neuer Ort gefunden.

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© Rolf Ullmann

Von Ralph Schermann

Der 3. Oktober ist stets ein fröhlicher Tag. In Görlitz sogar feuchtfröhlich. Denn hier ist der 3. Oktober mehr als nur Tag der Deutschen Einheit. Hier ist er Huldigung edlen Gerstensaftes, aber nicht irgendeiner Oberlausitzer Flüssigkeit. Eibauer Bierzug? Bautzener Braufest? Löbauer Kirschporterparty? Da winken die Organisatoren eines Spektakels nur ab. Und das heißt seit 2005 „Schlesisches Bierfest“.

Was als zaghafter Probiertrunk begann, hat sich längst einen regionalen Festplatz im Veranstaltungskalender erobert. Kein Wunder, trifft hier doch jene Dreifaltigkeit aufeinander, die manchem Bierbauch heilig ist: Traditionelles aus dem Landskron-Fass, flotte Blasmusik und launig-wissenswerte Unterhaltung, an deren Ende die begleitenden Damen erfahren, dass eine Krönung mehr als Kaffee ist: Mit funkelndem Kopfputz und nadelfrischer Schärpe wird der Schlesische Bierkönig gekürt.

2005 hatte der Ludwigsdorfer Kunstmüller Dietmar Dörfer die Idee zu so einem regional verankerten Frühschoppen. Er fand Mitstreiter, vor allem gewann er die Landskron Brauerei. Diese stiftet dem Bierkönig seitdem je zwölf volle Kästen aus ihrer Produktion, sodass der Gekrönte ein Jahr lang Monat für Monat daran erinnert wird, einen in der Krone zu haben. Den Titel muss man sich freilich nicht ertrinken, sondern dafür sein Wissen sieden lassen. Matthias Grall, Braumeister und zugleich Landskron-Geschäftsführer, denkt sich Jahr für Jahr knifflige Fragen aus, und wer die meisten beantworten kann, darf sich ein paar Stunden mit der Krone und auf Ewigkeit mit der Jahres-Schärpe brüsten.

„Die Kandidaten dafür bewerben sich nicht vorher, sondern kommen immer spontan aus dem Publikum“, erklärt Karl-Heinz Skade und freut sich zugleich, dass das jedes Jahr problemlos klappt. Skade, in Görlitz bekannt für seine Hausmeister- und Hausverwaltungsfirma sowie die Vermietung von Gästezimmern, hat „so bissel den Hut für das Fest auf“, sagt er. Denn als der Erfinder des Events, Kunstmüller Dörfer, viel zu früh starb, waren sich alle einig, auch weiterhin an den Krönungen festzuhalten. „Das ist garantiert in seinem Sinn“, ist Karl-Heinz Skade überzeugt.

Der jährliche Zustrom gibt ihm recht. Längst hat sich der Ruf der „Schlesischen Bierfeste“ ausgebreitet wie wohl einst die Schlesischen Musikfeste. „Meine Zimmer sind dafür immer restlos ausgebucht“, bestätigt der Organisator. Schon gehen die Krönungen nicht mehr nur an Lokalmatadore, sondern es machen weit Gereiste ein Fass auf. Im vorigen Jahr zum Beispiel umhüllte die Schärpe Peter Lange als König, und der kam aus Katowice. Diesmal sind bereits Gäste aus Gliwice avisiert. Auch sie hätten sicher kein Problem damit, zwölf Bierkästen bis nach Oberschlesien zu hieven. Ähnliches gilt für Besucher aus allen möglichen Bundesländern, die am 3. Oktober zum Bierfest ihre alte Heimat besuchen. Und mittlerweile hat das „Schlesische Bierfest“ tatsächlich auch einen Bierzug begonnen. Fanden die Veranstaltungen erst immer in der Ludwigsdorfer Kunstmühle statt, kommen nun auch andere Krönungsstätten infrage. Nach Gastspielen im Tauchritzer Gut am See hat Karl-Heinz Skade diesmal einen auch namentlich sehr passenden Ort ausgewählt – das Lokal „Schlesisches Tor“ auf der Lutherstraße.

Dort freut man sich: „Das wird bestimmt ein toller Frühschoppen, zumal mit Livemusik.“ Nicht irgendeine Musik, sondern eine klangvolle Tradition wird hier gepflegt: Seit 2005 sind die Original Heideländer Musikanten aus Niesky bei jedem „Schlesischen Bierfest“ dabei. Auch diesmal spielen sie von 11 bis 14 Uhr auf. Gegen 12 Uhr erfolgt die königliche Prozedur, und Einlass ist ab 10 Uhr. Wer unbedingt auch noch den Tag der Deutschen Einheit feiern möchte, dem bleibt also immer noch der Nachmittag. Wenn er dann tatsächlich noch etwas Durst haben sollte…

Gaststätte „Schlesisches Tor“, Lutherstraße 13, Telefon 03581 402969

www.schlesisches-tor.de