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Landschaft, Lehre, Leidenschaft

Adolf Böhlich vervielfältigte die Kunst – als Maler und als Ausbilder von rund 2 000 Kunsterziehern.

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© Sven Ellger

Von Nadja Laske

Zwei Dutzend Häuser, davon drei Kneipen. Das Landleben seiner Kindheit hat Adolf Böhlich recht lustig in Erinnerung. Schluckenau heißt der Kreis auf Deutsch, Sluknov in Tschechien. Dort ist der Maler groß geworden, zwischen Wiese, Wald und Feld, mit einem Großvater, der die Sense schwang und leinene Zierbänder in herrlichen Farben wob.

Nicht nur deutsche Landstriche, sondern auch die Natur in südlichen Ländern malte Adolf Böhlich.
Nicht nur deutsche Landstriche, sondern auch die Natur in südlichen Ländern malte Adolf Böhlich.
Was einst klein begann, ...
Was einst klein begann, ...
... wurde Tausende Werke groß.
... wurde Tausende Werke groß.

„Als ich in die zweite Klasse ging, hat mir mein Vater einen Farbmalkasten geschenkt“, erzählt Adolf Böhlich. Schon als Steppke habe er gern gezeichnet und bei jeder Gelegenheit mit Pinsel und Stift in der Hand die Landschaft ringsum bestaunt. Zwar hatte der Vater, ein Buchhalter, kein besonderes künstlerisches Talent. Doch er erkannte die Neigung seines Sohnes. Der war sich seiner Begabungen selbst nicht ganz so sicher: „Ich trug immer beides in mir – das Künstlerische und Technische.“ So erlernte er zunächst den Beruf des Fernsehtechnikers und arbeitete im Sachsenwerk Radeberg. Auch dort fiel sein künstlerisches Faible auf und öffnete Adolf Böhlich den Weg zur sogenannten Arbeiter-und-Bauern-Fakultät, die Jugendliche aus nichtakademischen Elternhäusern ein Hochschulstudium ermöglichte.

„Eigentlich wollte ich Künstler werden, aber dann sah ich meine Frau Unterricht geben“, sagt der 85-Jährige. Sie war Kunstlehrerin in einer Lausitzer Dorfschule und steckte ihren künftigen Mann mit einer großen Begeisterung an: junge Menschen an die bildende Kunst heranzuführen. Das war der Beginn seiner Lehrtätigkeit. Nach den ersten beiden Jahren als Lehrer an einer Oberschule wechselte Adolf Böhlich 1960 an die Pädagogische Hochschule Dresden und bildete angehende Kunsterzieher aus. Er promovierte und wurde schließlich Professor für Theorie und Praxis der Bildenden Kunst. In 40 Jahren bildete er rund 2 000 Kunsterzieher aus und weiter, betreute Diplomanden und Doktoranden. Sein Kunstlehrbuch „Mit Feder, Stift und Pinsel“ wurde sogar ins Japanische und viele andere Sprachen übersetzt.

All die Jahre verlor sich Adolf Böhlich von Herzen an die Lehre, nicht aber in der Lehre. Seine eigene künstlerische Arbeit hat er nie aufgegeben und entwickelte sie immer fort – ab Anfang der 1990er-Jahre nicht ganz freiwillig. Nach einem schweren Zugunglück, das er zusammen mit seinen zwei Enkelsöhnen und seiner Frau überlebte, verlor der Maler die feine Linienführung mit Feder, Stift und Pinsel. Seiner verletzten Hand fehlte auch die Kraft für die Technik der Radierung. Deshalb ging Böhlich zum Aquarellieren über und fand seinen Ausdruck in der fließenden Farbe – Malerei zwischen Freiheit und Kontrolle.

In seinen Aquarellen verschwimmen reale Landschaften und Träumereien zu bildnerischen Schwebezuständen. Unzählige Stunden lang hat der Maler die Uferlandschaften der Uckermark, den Blick ins Elbsandsteingebirge und die Küsten auf Rügen und Usedom verewigt. Arbeiten von ihm sind noch bis zum 5. Juli in der Ortsverwaltung Schönfeld-Weißig zu sehen und werden zu Beginn des neuen Schuljahres im Gorbitzer Ehrenfried-Walther-von-Tschirnhaus-Gymnasium ausgestellt.