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Land in Sicht

Für Sanierungsarbeiten wird im Bautzener Stausee Wasser abgelassen. Die Anlieger hoffen dennoch auf eine gute Saison.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Arndt

Jeden zweiten Tag schieben die Mitarbeiter der Ocean Beach Bar die Tretboote ein Stück weiter vor – ans Wasser, wo sie hingehören. Doch Bautzens Stauseewasser macht sich in diesem Sommer davon. Die Landestalsperrenverwaltung hat den Stöpsel gezogen und senkt bis Ende August den Spiegel um fünfeinhalb Meter ab. Dadurch ändert sich das Ufer des Sees wesentlich.

„Der Strand an der Ocean Beach Bar wird dann eine Breite von rund 90 Metern haben“, informiert Andrea Wagner von der Landestalsperrenverwaltung (LTV), Betrieb Spree/Neiße. Weiter oberhalb, an der Bucht von Burk, wo sich auch der Campingplatz befindet, werde die Verlandung sogar eine Breite von 145 Metern einnehmen, da die Bucht sehr flach ist, so die LTV-Mitarbeiterin. Ob sich die Wasserqualität durch den Ablass verschlechtert, lässt sich laut Wagner nicht voraussehen. Aber es ist klar, dass ein kleinerer See sich schneller erwärmt. Und das mögen Blaualgen, die den Gästen dann das Baden verleiden.

Unternehmen sehen alles ganz entspannt

Die am Stausee ansässigen Freizeitunternehmen sehen dem Schauspiel gelassen entgegen. „Letztes Jahr war es ähnlich“ sagt Elisabeth Kepstein. Die 26-Jährige arbeitet im dritten Sommer für die Beach Bar und sieht alles ganz entspannt. Dann gibt es eben mehr Platz zum Sonnen. Bei schönem Wetter ist bei der Ocean Beach Bar viel Begängnis. „Das Wasser ist super und wir haben Wind. Wie an der Ostsee“, schwärmt Kepstein. Neu zum Tretbootverleih ist jetzt Stehpaddeln dazugekommen. Bei dieser Sportart steht man aufrecht auf einem Surfbrett und schiebt sich mit einem Stechpaddel vorwärts. Ein aktueller Vorteil: Die Surfbretter lassen sich auch mal hundert Meter zum Wasser tragen.

So einfach geht das bei den Bootsvereinen am See nicht. „Die Absenkung des Wasserspiegels führt dazu, dass die Segelsaison für die größeren Boote im Juli beendet sein wird“, berichtet Klaus Hanisch, Vorsitzender des Bautzener Segel-Clubs. Wer ein Trailerboot besitzt, das sich auf einem Anhänger transportieren lässt, werde sich andere Gewässer suchen. Hanisch ist bewusst, dass die Absenkung für Reparaturen an der Staumauer notwendig ist. Einen Wunsch hätte er dennoch gehabt: Dass man den Verein schon Ende letzten Jahres darüber in Kenntnis gesetzt hätte. Dann hätte man sich besser darauf einstellen können. Nun liegt der Termin für die Regatta um den Stauseepokal im Monat September und jetzt fehlt das Wasser. Wir müssen nun entscheiden, ob wir die Regatta absagen, so Hanisch.

Dammsanierung beginnt im September

Katrin Kasper vom Minigolfpark hofft, dass sich der geschrumpfte Stausee nicht negativ auf die Besucherzahlen auswirkt. „Vielleicht ersetzen Schaulustige die Gäste, die aufgrund des Wassermangels wegbleiben. Denn es ist gewiss interessant zu sehen, wie das Bautzener Meer immer kleiner wird“, sagt sie. Auch weil der Stausee noch nie nur als reiner Badesee betrachtet wurde, ist Katrin Kasper optimistisch. Das sieht Gisela Linke, Rezeptionistin beim Natur- und Abenteuer-Campingplatz, ähnlich: „Die Mehrheit unserer Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt nicht zum Badeurlaub, sondern sie gucken sich hier die Gegend an.

Im September will die LTV mit der Sanierung des Stauseedammes beginnen. Das Bauwerk erhält eine neue wasserundurchlässige Beschichtung. Diese muss laut Talsperrenchef Sebastian Fritze aller 10 bis 15 Jahre erneuert werden. Gleichzeitig will der Betrieb etwas gegen die alljährliche Blaualgenplage unternehmen. Bei Niedrigwasser installieren Taucher eine neue Wasserentnahmeanlage. Sie wird höher als der alte Abfluss liegen, sodass im Sommer nicht mehr kaltes Tiefenwasser, sondern das von der Sonne erwärmte Oberflächenwasser in die Spree weitergeleitet wird. Dadurch hofft man, dass sich der Stausee im Sommer nicht zu schnell aufheizt und das Algenwachstum gebremst wird. Blaualgen, auch Cyanobakterien genannt, sind in der Lage Gifte zu bilden, die beim Menschen zu Hautreizungen, allergische Reaktionen und Durchfall führen können.

Für Badende bestehen durch die Talsperrenabsenkung keine Sicherheitsrisiken. „Da die Talsperre Bautzen kein ehemaliger Tagebau ist, kann es – durch das gewachsene Ufer – zu keinen Uferabrutschungen kommen“, betont Andrea Wagner von der LTV. Zum Balaton wird der Stausee auch nicht: Im Durchschnitt werde der See eine Tiefe von fünf Metern haben. An seiner tiefsten Stelle werden es acht Meter. Wie an jedem Badegewässer sei die übliche Vorsicht geboten, so Wagner.