Merken

Lamas machen Laune

Lothar Jander hat zehn Lamas, jetzt kommen noch vier Fohlen dazu – die Tiere machen viel Arbeit und bringen viel Freude.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Klipphausen. Dass die Jungtiere bei den Lamas Fohlen heißen wie bei den Pferden – ist nur eine der interessanten Informationen, die aus Lothar Jander nur so heraussprudeln, wenn der von seinem Hobby erzählt. Auf dem Saupe-Hof im Klipphausener Ortsteil Bockwen hält er zehn erwachsene Tiere und seit Donnerstag ist ein ebensolches Fohlen hinzu gekommen. „Seit 2005 haben wir die Lamas und jedes Jahr Kleine. Wir haben noch nie Hilfe bei der Geburt gebraucht.“ Auch das neue braune Fohlen, das eine Fellfarbe wie ein italienischer Milchkaffee hat, kam problemlos zur Welt. „Minuten nach der Geburt müssen die Fohlen schon auf den Beinen stehen, sonst holt sie der Puma.“

Dieses Fohlen ist am Donnerstag geboren worden. Die Lama-Dame rechts mutet vom Fell her an wie ein Apfelschimmel.
Dieses Fohlen ist am Donnerstag geboren worden. Die Lama-Dame rechts mutet vom Fell her an wie ein Apfelschimmel. © Claudia Hübschmann

Damit erinnert Lothar Jander daran, dass die Lamas aus Südamerika, aus dem Gebiet der Anden kommen. Und so wie dort, so hält er sie hier als das, was sie sind – als landwirtschaftliche Nutztiere. Das heißt, Fohlen werden verkauft und erwachsene Tiere auch zum Schlachten gebracht. Aber nicht dieser wirtschaftliche Aspekt ist es, für den sich Lothar Jander die Tiere hält. Es ist vielmehr die Freude, die ihm die stillen Tiere bereiten. „Bald werden wir drei Fohlen haben, und wenn die herumtollen, hat man gar keine Lust mehr, ins Haus hineinzugehen.“ Manchmal stellt er sich einen Tisch raus, mit Kaffee und Kuchen und schaut dem Treiben zu mit seiner Frau Annegret. Sie ist „Schuld“ daran, dass es die Lamas auf dem Saupe-Hof gibt. „Sie hat die Tiere in Niederlommatzsch, in einem Gehege gesehen, dann war es vorbei.“

Es handle sich übrigens um Kleinkamele, erklärt Lothar Jander. Von den Ureinwohnern wurden sie als Lasttiere benutzt. So wurde Erz aus dem Gebirge zu den Häfen am Meer gebracht und umgekehrt Salz hinauf. Allerdings kann man Lamas keine Riesenlasten aufbürden, dafür sind sie zu grazil gebaut. Rund 30 Kilogramm Last kann man ihnen aufbürden und mal ein Enkelkind zum Reiten draufsetzen. Und Lothar und Annegret Jander satteln ihre Tiere manchmal, um auf Wanderungen mit Lamafreunden zu gehen oder, um sie auf Märkten zu präsentieren. „Ich bin erst kürzlich zur Langen Nacht der Wissenschaften in Dresden mit einigen Tieren gewesen, da sind wir auf ein äußerst interessiertes Publikum gestoßen.“

Das Futter für seine Herde von zehn Tieren, erzeugt Lothar Jander selbst. Er hat etwa zwei Hektar Land, darunter eingekoppelte Weiden und zwei größere Wiesen, auf denen er Heu macht. Die Tiere zu versorgen, macht einige Arbeit, „und dann ist es wie der Lohn dafür, wenn wieder ein Fohlen auf die Welt kommt“. Zu all der Arbeit halst sich Lothar Jander – er betreibt in Weinböhla das Geschäft „Alles billig“ – noch mehr auf. Denn er ist aktiv im Alpaka- und Lama-Zuchtverband Mitteldeutschland e. V. So hat er vergangenes Jahr eine Fernwanderung in Thüringen organisiert. Es ging um die Drei Gleichen genannten Burgen, da waren 25 Tiere dabei, das war die größte Lama-Karawane, die Deutschland bislang gesehen hatte.“

Lothar Jander kennt seine Tiere ganz genau. Er weiß, dass es unter ihnen eine extreme Hierarchie gibt, „jedes Tier steht in der Rangordnung auf einer Stufe“. Er weiß, dass man die Tiere nicht vermenschlichen darf, sondern als autonome Individuen betrachten muss. Dann wird es auch nie passieren, dass man angespuckt wird, weil man als etwas anderem Zughöriges betrachtet wird. Erst nach einem drei Viertel Jahr, wenn die Fohlen in der Herde geprägt worden sind, legt er ihnen erstmalig das Halfter an.

Im Unterschied zu den Alpakas, die wegen ihrer Wolle gezüchtet werden und zwischen Schur und Schur auf der Wiese grasen wie Schafe, sind die Lamas viel enger mit den Menschen vergesellschaftet und dadurch umgänglicher. Weil es bei den Lamas nicht darauf ankommt, dass die Farbtöne im Fell möglichst einheitlich aussehen, gibt es bei ihnen ziemlich verrückte Färbungen. Langer weißer Hals und weißer Kopf und brauner Körper und braunes Hinterteil sind ebenso vorhanden wie eine Färbung wie ein Apfelschimmel.

Lothar Jander bringt sein Hobby so auf den Punkt: „Ich bin ein lebensfreudiger und optimistischer Mensch und die Lamas machen mich locker und entspannt.“