Merken

Lahmes Internet im Müglitztal

Das Versenden großer Dateien dauert einem Werbefachmann zu lange – nicht nur ihm. Wie Glashütte darauf reagiert.

Teilen
Folgen
NEU!
© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Heiko Rothe sitzt fast täglich am Computer. Der Werbefachmann aus dem Glashütter Ortsteil Börnchen bastelt hier an der Gestaltung von Werbetafeln und Schutzfolien, an Kalendern und Aufklebern. Dazu sind nicht nur viele Absprachen mit den Kunden nötig und wichtig. Seine Partner wollen auch was sehen. Deshalb verschickt er seine Entwürfe per E-Mail.

Eigentlich ein ganz normaler Vorgang. Nicht so für ihn. Das Internet ist lahm. Es dauert, bis seine Mails mit den Anhängen durchs Netz sind. „Ich warte schon mal zehn Minuten, bis sie durch sind“, sagt er. Einmal dauerte es fast zwei Stunden. Weil sich Heiko Rothe gegenüber anderen Werbefirmen benachteiligt fühlt, hat er sich über den Ortsvorsteher an das Rathaus gewandt.

Etwas besser ist die Lage im benachbarten Landgasthof Börnchen. Der hat jetzt zwar eine relativ gute Internetversorgung und kann seinen Übernachtungsgästen WLAN – also drahtloses Internet – anbieten. Dennoch: „Wenn zu viele im Netz sind, komme ich aber nicht mehr rein“, sagt Gastwirt Ulrich Burkhard. Deshalb freut er sich, dass die Stadt Glashütte nun neue Leitungen verlegen lassen möchte. Heiko Rothe hofft indes, dass Börnchen nicht vergessen wird, weil der Ort als Einziger im Glashütter Stadtgebiet eine Lauensteiner Telefonvorwahl hat. Denn für den Ausbau dieses Netzes ist nicht Glashütte, sondern Altenberg zuständig.

Fördermittelzusage für Börnchen

Stadtplanerin Christine Girlich kennt die komplizierte Materie. Börnchen ist kein Einzelfall. Hirschbach, Nieder- und Oberfrauendorf gehören zum Beispiel zum Dippser Telefonnetz, Hausdorf zum Kreischaer. „In diesen Fällen müssen wir mit den Nachbargemeinden kooperieren“, sagt sie. Im Fall von Börnchen sieht es gut aus, da die Stadt Altenberg kürzlich eine Fördermittelzusage für den Internetausbau erhalten hat. Der von Glashütte traf Mitte April ein. Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) war zwar erfreut, wollte aber abwarten, ob es eventuell noch bessere Konditionen über ein anderes Förderprogramm geben könnte. Inzwischen sind die Bedingungen bekannt.

Demnach sieht das neue Programm vor, dass über die Förderung noch mehr Haushalte superschnelles Internet bekommen sollen. Im Gegenzug würde es aber für Glashütte auch teurer werden. Nach Abwägung des Für und Wider schlug Dreßler vor, dass Glashütte nach dem alten Programm sein Internet ausbauen soll.

Dafür sprechen aber nicht nur die Kosten. Das weitere Warten würde auch einen erheblichen Zeitverlust und neue Risiken mit sich bringen, erklärte er in der Stadtratssitzung. Denn es müsste unter anderen eine neue Studie erarbeitet werden, die dann wieder abgestimmt werden müsste. „Ob und wann die Fördermittel ausgereicht werden, ist dabei offen.“

Den Stadtrat überzeugte das. Er billigte das Vorgehen. Zugleich beauftragte er das Büro Innok aus Lauchhammer, den Prozess weiter zu begleiten. Demnach wird das Büro untersuchen, welche Anbieter infrage kommen. Anschließend werden Bietergespräche geführt. Steht der Gewinner fest, wird festgelegt, wo und wann gebaut wird. Ende Oktober soll der Stadtrat dann den Auftrag vergeben. Schon jetzt ist klar, dass die Stadt in alle Ortsteile, also auch nach Bärenhecke, Rückenhain und Neudörfel, Glasfaserkabel verlegen lassen wird, um höhere Bandbreiten zu ermöglichen. Dazu sollen auch die Kabelverzweiger in den Orten umgerüstet werden.

Keine baulichen Veränderungen nötig

Die Ortsnetze und die Hausanschlüsse selbst werden aber nicht verändert. Mit dieser technischen Lösung kann Glashütte für nahezu alle Haushalte des Stadtgebietes ein Internet mit einer Bandbreite von 30 bis 50 Mbit pro Sekunde schaffen. Dazu müssen keine Straßen aufgebrochen werden. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung ist, dass künftig ohne weitere bauliche Veränderungen eine weitere Bandbreitensteigerung möglich ist, erklärt Dreßler. Das wäre über das sogenannte Vectoring möglich. Dazu wird in den grauen, am Straßenrand stehenden Verteilerkästen ein Gerät installiert, das die Störsignale aus den Kupferkabeln eliminiert, die zu den Häusern führen. Doch das ist Zukunftsmusik. Zunächst werden die Kupferkabel vom Hauptverteiler zu den Verteilern in den Ortsnetzen durch Glasfaserkabel ersetzt. Mit diesen Arbeiten möchte Glashütte im Dezember beginnen.

Die Umrüstung des Netzes soll das Jahr darauf abgeschlossen werden. „Das müssen wir auch, um die Fördermittel abzurechnen“, sagt Frau Girlich. Über diese Aussichten wird sich nicht nur Heiko Rothe freuen.