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Lärmgegner geben nicht auf

Eine neue Aktion findet an einem denkwürdigen Tag statt. Politiker haben bereits ihr Kommen zugesagt

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© Thomas Kube

Von Philipp Siebert

Die lärmgeplagten Coswiger begehren wieder auf. Diesmal am 7. September am Bahndamm an der Lößnitzstraße. Für die Bahnlärmgegner ist das ein denkwürdiges Datum. Dann ertragen sie den 1.000. Bahnlärm-Tag im Elbtal – und die erste Demonstration gegen den Lärm in der Stadt jährt sich zum zweiten Mal.

Der Bahnlärm lässt seit 2010 viele Bürger in der Stadt, in Weinböhla und auch Radebeul nachts nicht mehr schlafen. Mit normaler Nachtruhe ist es vorbei, seit die Bahn mit ihren alten Güterzügen bei Tempo 120 über den von Bäumen und Sträuchern freigeräumten sanierten Bahndamm donnert. Bis zu 100 Dezibel Krach lässt den Anwohnern keine Ruhe. Deshalb wollen die Betroffenen ab 16 Uhr ihrem Ärger Luft machen. Unter dem Motto „1.000 Kinderhände für ein leises Elbtal“ wollen die Protestler Kinderhände farbig auf Papier bringen und sammeln. Diese sollen dann an Vertreter aus der Politik übergeben werden.

Wie schon im April dieses Jahres vor dem Coswiger Rathaus hoffen die Organisatoren der Aktion um Michael Krebs auf viele Unterstützer. Der Coswiger war einer der Ersten, der den Weg aus seinem zugelärmten Haus am Anne-Frank-Weg in die Öffentlichkeit fand. Das ist gut drei Jahre her. Seitdem fand die Bürgerinitiative (BI) „Bahnemission Elbtal“ ungeheuren Zuspruch. Die Petition gegen den Bahnlärm brachte die BI vor knapp zwei Jahren im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages ein.

2.500 Unterschriften aus Coswig und Umgebung machten den Ernst der Lage in Berlin deutlich – mit einem Achtungserfolg. Der Petitionsausschuss kam im April nach Coswig, hatte im Sommer über die Lärmbeschwerde beraten und letztlich dem Anliegen einstimmig zugestimmt. Die Abgeordneten sprechen sich unter anderem für die geforderte Verringerung der Geschwindigkeit in den Nachtstunden und die kurzfristige Errichtung einer Lärmschutzwand im Bereich des Coswiger Fachkrankenhauses aus. Das ist ein erster Schritt. Jetzt muss der Bundestag über den Vorschlag des Beschwerdeausschusses beraten. Eine solche Entscheidung gab es bisher jedoch noch nie in Deutschland. „Für uns ist es ein Meilenstein“, sagt Krebs.

Doch das reicht den Anti-Lärm-Aktivisten noch nicht. Für ihren Protest wollen sie auch die Politik wieder mit ins Boot holen. „Wir sind ja nicht vordergründig gegen etwas, sondern wollen etwas erreichen, mit der Politik“, beschreibt Krebs den Ansatz. Deshalb haben sie zu ihrer inzwischen fünften Demonstration wieder hochrangige Politiker geladen.

Darunter den Bundestagsabgeordneten und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU), Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU), Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) sowie Umweltminister Frank Kupfer (CDU). Von denen läge bisher aber noch keine Reaktion vor.

Fest zugesagt hat dagegen die Landtagsabgeordnete der Grünen Eva Jähnigen und Coswigs Oberbürgermeister Frank Neupold (parteilos). Mit dabei sein wird auch der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Radebeuler Bundestagskandidat für die FDP, Jan Mücke. Zum Wahlkampfauftakt der Liberalen in der Lößnitzstadt versprach er bereits, dass es in den nächsten Jahren schrittweise durch die Einführung der Trassenmaut leiser werden könnte.

Das Ganze soll aber keinesfalls zu einer öden Ansprachen-Veranstaltung mitten im Wahlkampf werden. Den Politikern haben die Macher eine Podiumsdiskussion mit begrenzter Redezeit zugestanden. Man wolle mit den Menschen und den Politikern ausloten und besprechen, welche Möglichkeiten es gibt, das Lärmproblem zu lösen.

„Wir wissen, dass die Berliner Strecke in den nächsten Jahren immer mehr Verkehr aufnehmen muss und wird“, sagt Krebs. Umso wichtiger sei es, dass die Betroffenen intensiv vor dem Lärm geschützt werden. „Wir hoffen daher, dass sich viele an der Demo beteiligen, nur so können wir unseren Forderungen Gehör verleihen“, sagt der BI-Vorstand Krebs.

Die Demonstration unter dem Motto „1.000 Kinderhände für ein leises Elbtal“ findet am 7. September ab 16 Uhr am Bahndamm an der Lößnitzstraße in Coswig statt.