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Ladenschwund in Pirnas Innenstadt

Allein in der Schössergasse stehen acht Geschäfte leer. Das Citymanagement bemüht sich, gegenzusteuern.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. Die ältere Dame biegt zielstrebig in die Jacobäerstraße ein. Heute will sie Tulpen für ihre Enkelin kaufen. Doch sie steht bei dem Ladengeschäft mit der Hausnummer eins nur vor leeren Vitrinen. Den Blumenladen der Gärtnerei Zschieschang gibt es nicht mehr. Am 24. Dezember hatte das Geschäft zum letzten Mal geöffnet. „Schade, ich habe hier immer gerne eingekauft, denn man bekam auch frisches Gemüse“, sagt die Pirnaerin und geht weiter. Gewiss ist sie nicht die einzige, die die Aufgabe des Blumen- und Pflanzenladens bedauert.

Viele Läden in der Schössergasse haben derzeit diesen Aushang.
Viele Läden in der Schössergasse haben derzeit diesen Aushang. © Kristin Richter
Blumen gibt es in diesem Geschäft in der Jacobäerstraße nicht mehr.
Blumen gibt es in diesem Geschäft in der Jacobäerstraße nicht mehr. © Kristin Richter

Dabei hat sich Inhaberin Annette Zschieschang die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Ich musste lange überlegen, denn ich hatte einen festen Kundenstamm“, erklärt die Gärtnerin. Schließlich entschloss sie sich dennoch zur Geschäftsaufgabe. „Aus privaten Gründen“, wie sie gegenüber SZ sagt. Sie hofft, dass ihre Kunden aus der Altstadt den Weg nach Jessen finden, wo sie eine Gärtnerei betreibt und nach wie vor frisches Obst, Gemüse, Pflanzen und Schnittblumen verkauft. Allerdings ist die Blumenfiliale nicht das einzige Geschäft, das vor Kurzem in der Pirnaer Innenstadt zugemacht hat. Auch das Fahrradbekleidungsgeschäft Trikotexpress an der Ecke Dohnaische Straße/Schössergasse existiert nicht mehr. Zum 30. November schloss der Laden.

Zu den Gründen kann Augenoptikmeisterin Franka Reuscher nichts sagen. Ihrem Mann gehört das Haus, in dem sich der Eckladen befindet, der jetzt zur Neuvermietung steht. Generell möchte sie nicht von einem allgemeinen Ladensterben in der Innenstadt reden, sieht aber auch besonders in der Schössergasse viele leerstehende Läden. Tatsächlich scheint sich die Schössergasse immer mehr zur Problemstraße zu entwickeln. Aktuell stehen hier acht Geschäfte leer. Zuletzt zog das Reisebüro Junior Reisen aus und in die Barbiergasse um. Als Grund für den Standortwechsel nennt Mitarbeiterin Ina Schupmann die geplante Sanierung der Schössergasse. In diesem Jahr sollen hier die Hochwasserschäden von 2013 beseitigt und das Straßenpflaster erneuert werden. Mit einer Baustelle vor der Tür fürchten Ina Schupmann und ihr Team erhebliche Umsatzeinbußen. Allerdings sei das Büro in der Schössergasse auch sehr dunkel gewesen, sodass tagsüber das Licht eingeschaltet werden musste. „Mit den hellen Räumen in der Barbiergasse haben wir uns eindeutig verbessert“, meint die Angestellte.

Pirnas Stadtsprecher Thomas Gockel bestätigt, dass die Schössergasse von März bis Juni 2017 saniert wird. „Alle Läden werden jedoch auch während der Baumaßnahme erreichbar sein“, betont Gockel.

Trotz hoher Fluktuation wertet Citymanagerin Jana Türke die Situation der Geschäfte in der Innenstadt als „nicht dramatisch“. Konkrete Zahlen kann sie zwar nicht nennen, schätzt aber ein, dass der Laden-Leerstand in der Pirnaer Innenstadt bei maximal zehn Prozent liege. Im Vergleich zu anderen Kleinstädten stellt Türke fest: „In Pirna sind wir in einer komfortablen Lage.“ Die Kreisstadt habe den Vorteil einer sehr gut erhaltenen historischen Bausubstanz, verbunden mit einem umfangreichen kulturellen und gastronomischen Angebot. Die Citymanagerin weist darauf hin, dass viele Geschäfte lediglich umziehen und nicht komplett aus Pirna verschwinden. So geschehen in der Schössergasse, wo allein im Jahr 2016 drei Geschäfte ausgezogen sind, um in den Nachbargassen zu eröffnen. Außerdem kämen neue Geschäfte hinzu. Als Beispiel nennt Jana Türke einen orientalischen Lebensmittel-Laden in der Dohnaischen Straße sowie die Parfümerie in der Gartenstraße. Beide eröffneten im vergangenen Jahr.

Dennoch will sie die Augen nicht vor der Problematik leerstehender Geschäfte verschließen. Deshalb hat das Citymanagement bereits ein Konzept für ein Leerstandsmanagement ausgearbeitet. „Hauptsächlich geht es darum, leere Geschäfte schneller zu vermarkten und schöner ins Gesamtbild von Pirna zu integrieren“, erklärt Jana Türke. Außerdem plant das Citymanagement gemeinsam mit dem Stadtmarketing eine digitale Innenstadt-Karte. Die Vielfalt der Geschäfte und der Angebote soll künftig im Netz auf einer eigenen Internetseite dargestellt werden. „Zwar hat sich das Kaufverhalten geändert. Viele nutzen das Internet. Aber Pirnas Innenstadt hat viele Vorzüge. Diese gilt es noch stärker herauszuarbeiten, damit mehr Kunden in die Altstadt gelockt werden“, sagt Jana Türke.