Merken

Ladenhüter Wechselburg

Bei einer Messe in München sollte das Schloss den Besitzer wechseln. Für nur einen Euro. Das hat nicht geklappt.

Teilen
Folgen
NEU!
© privat/Pater Maurus

Von Tina Soltysiak

Es war ein weiterer Versuch, das Barockschloss in Wechselburg zu verkaufen: Bei einer Immobilienmesse Anfang Oktober in München war es in einem Katalog inseriert worden. Lediglich einen Euro verlangt der Landkreis Mittelsachsen dafür. Doch im Hinblick auf die Messe habe sich, Stand Mittwoch, noch kein Interessent gemeldet, teilte Kreissprecher André Kaiser auf DA-Nachfrage mit. Das Landratsamt will keinen Verkauf um jeden Preis, sondern setzt andere Prioritäten. „Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass auch ein Nutzungskonzept und finanzielle Eckwerte von einem potenziellen Interessenten vorgelegt beziehungsweise genannt werden“, so Kaiser.

Das Barockschloss ist dem Landkreis seit Jahren ein Klotz am Bein. Woran liegt das? Warum will es niemand haben? Vor reichlich vier Jahren hatte der Döbelner Anzeiger die Gelegenheit, sich darin umzusehen. Schon damals war vom einstigen Glanz nur wenig übrig. Die Bausubstanz war schlecht, denn der Hausschwamm hatte sich ausgebreitet. Durch das Dach drang Wasser ein. Es ist vom Kreis gesichert worden.

Doch mehr Geld als für die Unterhaltungspflicht ist aufgrund der Haushaltssituation damals wie heute nicht möglich. So verlockend der Kaufpreis klingt, es ist viel mehr Geld notwendig, um das Haus wieder auf Vordermann zu bringen: Rund 14 Millionen Euro würde die Sanierung des Schlosses einer Schätzung zufolge kosten. „Bereits vorhandene Architekturleistungen und Nutzungskonzepte können bereitgestellt werden“, heißt es in der Anzeige für die Messe.

In elf Jahren nur ein Investor

So gab es die Überlegung, im Schloss Wechselburg eine Seniorenresidenz unterzubringen. Aufgrund des demografischen Wandels wäre das in der Tat überlegenswert. Bei der letzten großen Bevölkerungsanalyse, dem Zensus 2011, zeigt sich für den Standort, dass rund 48 Prozent der damals 1990 Einwohner 50 Jahre und älter waren (947 Personen). Davon waren 451  Einwohner der Kommune 65 Jahre und älter.

Es ist ein ständiges Auf und Ab. Es gab diverse Anläufe, einen neuen Besitzer zu finden. Vor einigen Jahren wäre es fast gelungen. Es gab ein konkretes Angebot eines Investors. Aber dem Landkreis fehlte das Geld. Drei Millionen Euro auf sechs Jahre verteilt hätte er aufbringen müssen. Solch eine hohe Summe lehnten die Kreisräte ab. Maximal eine Million hätten sie bewilligt. Damit hatte sich die Hoffnung auf die Sanierung zerschlagen. Dabei hatte der Freistaat Fördermittel zugesagt. Doch nach diesem Kreistagsbeschluss zog der Freistaat sein Angebot zurück.

Und so steht das Gebäude seit elf Jahren leer. In den 1950er und 60er Jahren war es eine TBC-Heilstätte für Kinder, danach ein Kinderkrankenhaus. Nach der Wende wurde es bis 2005 als Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie genutzt.

Unter dem Strich lässt sich sagen: Es ist viel Arbeit notwendig, um dem Haus zu neuem Glanz zu verhelfen. Doch es sollte sich lohnen, schließlich sind die Gebäude rundherum, sprich die Basilika und das Kloster, saniert. Auch der Schlosspark ist sehenswert hergerichtet.