Merken

Laden nur für Fortgeschrittene

Tesla-Fahrer Oliver Opitz kommt regelmäßig mit dem Elektroauto nach Dresden. Hier beginnen seine Schwierigkeiten.

Teilen
Folgen
© René Meinig

Von Kay Haufe

Dresden feiert sich gern für jede neue Ladestation für Elektroautos – so wie gerade erst an der VW-Manufaktur. Mittlerweile gibt es 31 in der Stadt. Paradiesische Zustände für die gerade mal rund 190 elektrisch angetriebene Fahrzeuge, die hier zugelassen sind, könnte man meinen. Doch wenn es um konkrete Nutzung und Service geht, steht Dresden auf der Leitung.

Diese Erfahrung macht Oliver Opitz fast alle zwei Wochen. Dann macht sich der gebürtige Dresdner, der seit 1989 in der Nähe von Stuttgart lebt, auf den Weg in seine Heimatstadt. Mit seinem weißen Tesla Model S sorgt er überall für Aufsehen. Doch Opitz hat sich nicht nur wegen windschnittiger Kurven, breitem Grill und Haifisch-Lampen für das Elektroauto entschieden. „Es hat im Gegensatz zu den anderen Modellen eine große Reichweite und bietet Komfort“, sagt der 49-Jährige. Nur so kann der Dynamo-Fan problemlos zu den Heimspielen seines Vereins fahren. Rund 300 Kilometer schafft der Tesla bei Tempo 130 bis 140 auf der Autobahn mit einer Ladung. „Meist fahre ich bis Nossen, wo Tesla eine Supercharger-Ladestation aufgebaut hat. An der benötige ich lediglich 45 Minuten, um das Fahrzeug aufzuladen“, sagt er.

Dass es auch weitaus komplizierter sein kann, erlebt der 49-Jährige bei jedem Aufenthalt in Dresden. Oft stellt er das Auto am Pirnaischen Platz ab, wo die Drewag eine Ladesäule betreibt. „Am Wochenende sind die beiden Stromladeplätze aber fast immer von herkömmlichen Autos blockiert. Ich habe noch nie erlebt, dass die mal ein Knöllchen an der Scheibe hatten.“ Und wenn der Elektriker denn einen Platz bekommt, beginnt ein komplizierter Vorgang mit dem Smartphone und dem Handyticket der DVB, bei der das Stromticket hinterlegt ist. Alles dreht sich um Anforderungsnummern, Tarifbestätigung und Tan-Nummern. „Es kommt schnell mal zu einem Zahlendreher, vor allem, wenn es kalt ist. Dann beginnt die ganze Prozedur von vorn“, sagt Opitz. Ihn ärgert diese umständliche Ladevariante, denn er weiß, dass es viel einfacher geht: mit einer Ladekarte. „Viele europäische Länder bieten die an. Ich habe sie mir für den Urlaub aus Frankreich, England, Norwegen und Irland schicken lassen“, sagt er. Die hält man lediglich vor die Ladesäule. Entweder wird die Summe von der Kreditkarte abgebucht oder der Nutzer bezahlt am Monatsende.

Diese Variante hat sich Opitz auch von der Drewag gewünscht. Doch der Energieversorger lehnt ab und verweist wieder auf das Stromticket. Gegen eine Ladekarte würden die hohen Betriebskosten und die technischen Umrüstkosten sprechen. Drewag-Sprecherin Gerlind Ostmann sagt jedoch, dass die Weiterentwicklung der Infrastruktur und der Systeme geplant ist. Wann sich etwas ändert, bleibt offen.

Auch mit dem Problem der begrenzten Ladezeit von maximal zwei Stunden wird Opitz in Dresden weiter leben müssen. Sein Auto benötigt bei 16 Ampere Stromstärke mindestens sechs Stunden zum Vollladen. „Ich würde die Begrenzung ja verstehen, wenn sich hinter mir lange Schlangen bildeten“, sagt Opitz. Doch meist ist er der Einzige. Laut Drewag seien die Säulen nur zum kurzen Nachladen gedacht, da meist Zuhause oder auf Arbeit vollgeladen werde. Inzwischen denkt der Energieversorger aber über Schellladesysteme nach.

Für seinen Tesla musste Opitz tief in die Tasche greifen. 89 000 Euro hat er 2014 für den Jahreswagen bezahlt. Schon ein Jahr später hat er über 3 500 Euro gespart im Vergleich zum Auto mit Verbrennungsmotor. Für jede Tour nach Dresden zahlt er 56,78 Euro, früher waren es 116,44 Euro. Die deutschen Strompreise sind europaweit fast die höchsten. Zu Hause fährt Oliver Opitz übrigens Fahrrad.