Merken

Kuschel-Fahrrad sorgt für Aufsehen

Das bunte Gefährt aus Wolle ist zurzeit das Gesprächsthema Nummer eins im Dorf. So kam es von Großenhain nach Weißig.

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Weißig am Raschütz. Der Anblick ist kurios. An der Laterne vorm ehemaligen Wettiner Forsthaus lehnt ein Fahrrad, das vollständig mit Wolle eingehäkelt ist. Der Rahmen ist grün-weiß, der Sattel rot, der Gepäckträger blau, der Lenker bunt. Die Reifen sind vollständig mit Wolle überzogen. „Sogar die Ventile sind eingehäkelt“, sagt Schmiedemeister Lutz Bauer begeistert.

Es ist zurzeit die Attraktion in Weißig am Raschütz: das komplett eingehäkelte Fahrrad.
Es ist zurzeit die Attraktion in Weißig am Raschütz: das komplett eingehäkelte Fahrrad. © Klaus-Dieter Brühl

Er hat das Kuschelfahrrad vor etwa zwei Wochen selbst an die Laterne angeschlossen. Natürlich mit einem Fahrradschloss, das eingehäkelt ist. „Das war ein Oster-Gag“, erzählt Lutz Bauer. Passend zur „Eierstraße“. So haben er und andere Mitstreiter der Interessengemeinschaft Weißig am Raschütz die Straße „Am Forsthaus“ scherzhaft umbenannt. Die Bäume auf dieser kleinen Allee wurden mit 1 800 Ostereiern geschmückt, worüber die Sächsische Zeitung auch berichtete.

Gisela Billhardt hatte den Artikel in ihrer Heimatzeitung gelesen. Der Großenhainer Rentnerin gehört das eingehäkelte Fahrrad. Sie hatte die Idee, es den Weißigern als weiteren bunten Farbtupfer für ihre „Eierstraße“ zu leihen. Da ihre Tochter Heike mit Lutz Bauers Frau Katrin befreundet ist, wusste Gisela Billhardt auch, wen sie dafür ansprechen könnte.

Ein Kunstwerk aus Wolle

Katrin Bauer sagte sofort „ja“, als die Rentnerin ihr das Kuschelrad anbot. Es soll zusammen mit den geschmückten Bäumen über die Osterfeiertage die Attraktion im Dorf gewesen sein. Ständig seien Leute die „Eierstraße“ entlang gefahren, berichtet Lutz Bauer. Das ist schon erstaunlich. Denn sonst gilt die hiesige Nebenstraße als eher ruhig und wenig befahren.

Gisela Billhardt hatte das Fahrrad selbst eingehäkelt. Ursprünglich für den Tag der Sachsen 2014 in Großenhain. Sie hatte dafür extra ein altes, klappriges Rad erworben. Es sollte nur das Beiwerk für eine Strohpuppe werden. Doch es wurde ein Kunstwerk aus Wolle daraus, das schon damals von ihren Nachbarn im Preuskerviertel bestaunt wurde.

„Da guckt überhaupt kein Metall heraus“, sagt Gisela Billhardt stolz. Auch die Fahrradkette und die Speichen sind eingehäkelt. Genauso wie der Fahrraddynamo, den sie entsprechend der Vereinsfarben von Dynamo Dresden mit schwarz-gelber Wolle versah. Die lila Pedale stehen für den FC Erzgebirge Aue und der grün-weiße Rahmen für den Freistaat Sachsen.

Wie viel Zeit sie für diese kleinteilige Arbeit gebraucht hat, vermag sie nicht zu sagen. „Ich habe das Fahrrad nicht hintereinanderweg eingehäkelt, sondern so, wie ich Zeit hatte“, erzählt die Rentnerin. Während dieser Zeit stand das Fahrrad im Kinderzimmer und war jederzeit griffbereit.

Nach dem Tag der Sachsen wurde Gisela Billhardt immer wieder darauf angesprochen, was aus ihrem tollen Häkel-Fahrrad geworden ist. Ihrer Nichte aus Meißen lieh sie es als Dekoration zum dortigen Weinfest. Manche hätten ihr auch den Tipp gegeben, das einmalige Vehikel im Internet zum Verkauf anzubieten. Doch zum Glück hat sie es bisher nicht getan.

Nächstes Jahr noch mehr Eier

Das finden auch die Macher der „Eierstraße“, die auf eine Idee des Weißiger Ortschaftsrates Bernd Schimmelpfennig zurückgeht. Im nächsten Jahr sollen dort noch mehr Plasteeier vor Ostern aufgehängt werden. „Die nächsten tausend Eier sind schon gekauft“, sagt Katrin Bauer. „Schließend werden die Bäume ja immer größer.“