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Kurt Hähnichen tritt ab

Beim Neujahrsempfang des Handwerks wird über die Herausforderungen der Branche gesprochen. Und es gibt es eine personelle Überraschung.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Landkreis. Aus dem Händeschütteln kommt Kreishandwerksmeister Kurt Hähnichen beim jüngst abgehaltenen Neujahrsempfang der Handwerker des Kreises Meißen gar nicht mehr heraus. Im Romantikhotel Burgkeller auf dem Meißner Domplatz begrüßt der 67-Jährige jeden Gast – vom Bäcker über den Tischler bis hin zum Uhrenmacher – persönlich.

Dass es das letzte Mal ist, dass er in dieser Funktion Grußworte ausrichtet, ist zu diesem Zeitpunkt vielleicht nur engeren Bekannten und Freunden klar. „Aber es stimmt. Nach 21 Jahren werden mein Stellvertreter Ernst Kriesch und ich uns aus unseren Posten herauswählen lassen“, sagt Hähnichen. Beide wollten bei der Wahl im September oder Oktober 2016 für neue, jüngere Köpfe Platz machen. Damit endet im Herbst für Hähnichen auch die leidige Diskussion, die ihn als obersten Interessensvertreter der Handwerker in der Region Meißen infrage stellte. Der Grund ist das seit Juni 2013 laufende Insolvenzverfahren beim Riesaer Autohaus „Gute Fahrt“, als dessen Geschäftsführer und Kreishandwerksmeister Hähnichen in Personalunion aufgetreten war. Schon im Frühjahr 2014 hatte der Riesaer angedeutet, sich nach dem Verfahren neu zu orientieren. „Im Grunde bin ich dann ja auch im Rentenalter“, sagte Hähnichen damals.

Große Herausforderungen

Bevor er Ende des Jahres den Ruhestand antritt, galt es auf dem Neujahrsempfang mit Innungsobermeister Frank Opitz sowie dem Präsidenten der Handwerkskammer Dresden, Jörg Dittrich, über die Herausforderungen und Chancen des Berufsstandes zu diskutieren.

Alle drei kamen darin überein, dass die Zunft durch den Mindestlohn, Fachkräftemangel und nicht zuletzt durch die Veränderungen durch die Flüchtlingsströme nach Deutschland vor große Herausforderungen gestellt wird. „Wir müssen noch enger mit den Berufsschulen zusammenarbeiten und junge Leute für die verschiedenen Berufsbilder begeistern“, sagt Hähnichen. Hier gelte es auch, die Eingliederung von Flüchtlingen in diesem Jahr zu verbessern. Dazu müsse es mehr Flexibilität im Verlauf der Ausbildung geben, sodass auch Asylsuchende schnell ein Handwerk erlernen könnten.

Wichtig sei es außerdem Projekte wie den seit 13 Jahren existierenden Ausbildungskompass konsequent weiterzuführen und mit neuen Initiativen schon an den Schulen für einen handwerklichen Beruf zu werben, betont Frank Opitz. So etwas geht nur in enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis Meißen und dessen politischen Entscheidern. Diese sind auch beim wichtigsten Anliegen der hiesigen Kreishandwerkerschaft gefordert. „Unser größtes Problem ist die zunehmende Altersarmut im Handwerk. Damit Berufstätige nach einer langen, körperlich belastenden Tätigkeit auskömmliche leben können, haben wir mit der Handwerkskammer Dresden eine Resolution erarbeitet“, sagt Kurt Hähnichen.

Diese sei mit Erwartungen an Bund und Länder verknüpft: „Wir wollen flexiblere Übergänge in die Rente und Teilrenten flexibilisieren. Außerdem muss der Kreis der Beitragszahler in die gesetzliche Rente erweitert werden, etwa durch freiwillige Beiträge von Freiberuflern oder Parlamentariern“, nennt der Handwerksmeister nur zwei der vielen Forderungen. Ob die Resolution Erfolg hat, das Handwerk vielleicht sogar auf eine Konjunktur hoffen darf, wird sich erst in den kommenden Monaten herausstellen.