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Kunstwerke aus Bienenwachs

Imker Volker Schmidt wird in der Weihnachtssaison kreativ. Ab Januar muss er sich wieder um seine Insekten kümmern.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Schmiedeberg. Volker Schmidt lässt seine Bienen arbeiten. Rund 40 Völker besitzt der Naundorfer, die er in Ständen in der Umgebung von Schmiedeberg hält. Nun sind Bienen ja fleißige Tierchen, die für den Imker Honig, Wachs und Blütenstaub einsammeln. Aber damit ist die Arbeit nicht abgeschlossen. Viele weitere Handgriffe sind erforderlich, bis die Kunden ein Glas Honig öffnen oder zum Fest eine Wachskerze anzünden können. Der 42-jährige Volker Schmidt ist über seinen Vater zur Imkerei gekommen und er hat dieses Hobby mit zwei weiteren Standbeinen zu seinem Hauptberuf ausgebaut. Er verarbeitet erstens die Bienenprodukte weiter und bietet sie auf Märkten und im eigenen Laden an. Zweitens betreibt er einen Fachhandel für seine Imkerkollegen mit allem, was für die Bienenhaltung erforderlich ist. Und er hat auch eine eigene Produktion. Er stellt aus Wachs Mittelwände her. Das sind Wachsplatten, auf denen das typische sechseckige Wabenmuster aufgeprägt ist. Diese Platten werden in den Bienenstock eingehängt, und darauf bauen die Bienen ihre Waben. In manchen ziehen sie ihre Jungen heran, in manchen lagern sie Honig ein. Deren Herstellung kommt im Januar und Februar auf ihn zu. Denn die Natur dem gibt dem Imker einen klaren Jahresrhythmus vor.

In solche Formen gießt der Imker das heiße Wachs. Sie werden von Gummiringen zusammengehalten. Nach dem Abkühlen können sie geöffnet werden.
In solche Formen gießt der Imker das heiße Wachs. Sie werden von Gummiringen zusammengehalten. Nach dem Abkühlen können sie geöffnet werden. © Egbert Kamprath
Nach den Feiertagen beginnt Schmidt mit der Produktion von Mittelwänden für Bienenstöcke. Deutlich ist hier das Wabenmuster zu erkennen.
Nach den Feiertagen beginnt Schmidt mit der Produktion von Mittelwänden für Bienenstöcke. Deutlich ist hier das Wabenmuster zu erkennen. © Egbert Kamprath

Der Dezember stand im Zeichen der Weihnachtsmärkte. Schmidt war in Olbernhau, Lößnitz sowie Lauchhammer unterwegs, und weil er am vierten Adventswochenende noch Luft hatte, organisierte er seinen eigenen kleinen Weihnachtsmarkt in Naundorf bei Schmiedeberg.

Seine Bienenvölker bereiten ihm in der kalten Jahreszeit kaum Arbeit. Sie bleiben in Winterruhe in ihrem Stock und leben von den Zuckervorräten, welche der Imker ihnen im Frühherbst gefüttert hat. Schmidt hat daher in den kommenden Wochen Zeit, sich um Mittelwände zu kümmern. Dabei verarbeitet er das Bienenwachs, das ihm seine Imkerkollegen zuliefern. Er schmilzt es ein, reinigt es und gießt daraus die Wände. Wie viele Platten er im Frühjahr benötigt, das weiß er vorher nie. „Wenn es ein gutes Jahr ist und viele Bienen über den Winter kommen, ist der Bedarf groß. Imker, die über den Winter viele Völker verloren haben, kaufen dann entsprechend weniger ein“, ist seine Erfahrung.

Volker Schmidt hat sich schon als Junge zusammen mit seinem Vater um die Bienen gekümmert. Der hatte zu DDR-Zeiten sogar zwei Wagen, mit denen er von einem günstigen Standort zum anderen gewandert ist. Die Möglichkeit zur Ausbildung gab es früher in Schwedt. Die ist aber mit der Wende geschlossen worden. Daher hat Schmidt sich das Fachwissen als Imker selbst beigebracht und viel von seinem Vater gelernt. Der offizielle Lehrberuf heißt heute nicht mehr einfach Imker, sondern „Tierwirt mit Fachrichtung Imkerei“. 1997 hat Volker Schmidt sein Gewerbe angemeldet und lebt seither von der Arbeit mit den Bienen. Die Wanderimkerei hat er aufgegeben. Er hält seine 40 Völker an drei festen Standorten in Schmiedeberg und Umgebung.

Wenn dann das Frühjahr kommt, muss er sich um die Bienenvölker kümmern. Er schafft genug Platz, wenn ein starkes Volk wachsen will. Er beobachtet, ob alle Völker gesund sind. Wenn die Bienen dann zum ersten Mal genug Honig gesammelt haben, schleudert er ihn aus den Waben. Das ist sozusagen seine Ernte. In der Natur ist der Honig aber als Wintervorrat für die Bienen vorgesehen. Der fehlt ihnen nach dem Schleudern. Im Ausgleich dafür füttert der Imker im Spätsommer eine Zuckerlösung. Die dient den Insekten jetzt in der kalten Jahreszeit als Nahrung.

Wenn dann im Herbst die ersten Fröste kommen, ist das Bienenjahr wieder vorbei. Volker Schmidt hat dann wieder mehr freie Zeit für seine handwerkliche Betätigung. Diese nutzt er beispielsweise, um Wachs in Formen zu gießen, beispielsweise für Kerzen, damit er auf den Weihnachtsmärkten wieder etwas anzubieten hat. So schließt sich der Jahresreigen mit seinem Wechsel von Verkauf, handwerklicher Produktion, der Honigernte und dem Einfüttern der Bienen, alles im Rhythmus der Natur.