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Kunstcamp ohne Küsschen

Die erste von zwei Ferienwochen im Kloster ging mit dem Stück „Robin Hood“ zu Ende. Aus dem Vorjahr wurden Lehren gezogen.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Klosterbezirk Altzella. Ein bisschen schmunzeln muss der freischaffende Künstler Camillo Fischer schon, wenn er an das vergangene Jahr denkt. Beim damals zehnten Kunstcamp des Nossener Kulturvereins Kuno im Kloster Altzella war er zum ersten Mal dabei. „Als Verantwortlicher für die Theatergruppe kümmerte ich mich um die Dramaturgie und den Ablauf eines Stücks“, sagt der Frankenberger.

Als klar gewesen ist, dass für die 9- bis 15-jährigen Schüler „Romeo und Julia“ geprobt und am fünften und letzten Tag vor den neugierigen Verwandten aufgeführt werden sollte, konnte er sich vor Anfragen für die Hauptrollen – besonders von weiblicher Seite – kaum retten. „Dass aber auch ein kleiner Kuss zwischen den beiden Protagonisten auf dem Programm stand, das sorgte dann für Rücktritte vom Rollenwunsch und empörte Gesichter bei den Kindern“, sagt Fischer lachend. Letztlich wurden die Rollen aber besetzt und die Eltern waren zu frieden.

„Trotzdem wird es in diesem Jahr keinen Kuss geben“, beugt er Missverständnissen vor. Gleichwohl haben insgesamt 27 Schüler aus Nossen, Meißen, Dresden, Roßwein, ja selbst Leipzig und Gera in der vergangenen Woche ein Stück eingeprobt, in dem die Liebe nicht zu kurz kommt: Robin Hood. Lady Marian alias Luise Brand aus der Nähe von Lommatzsch und Robin alias Moritz Adam aus Rockau bei Nossen besetzen unter anderem die kurzweilige Geschichte vom „Helfer der Armen“.

Dabei kommen sich beide durchaus näher. Aber eben ohne Schmatz auf die Lippen. „Ich bin schon zum zweiten Mal beim Kunstcamp dabei und finde die Woche vergeht total schnell“, so der 13-jährige Moritz. Kunstcamp-Neuling Luise zeigt sich von den Theaterproben unter Anleitung von Camillo Fischer und Gymnasiast Pascal Ofiera begeistert. „Es ist toll, dass wir sogar alle Requisiten selber machen und unseren Eltern und Bekannten am Ende der Woche vorführen können, was wir uns erarbeitet haben.“

Für die Teilnehmer des elften Kunstcamps muss es aber nicht unbedingt ums Theaterspielen gehen. „Wir arbeiten auch in Schreib- und Requisitengruppen zusammen“, erzählt die Nossener Künstlerin Susann Starke. Hinzu komme eine Vielzahl an Instrumenten wie Flöten, Cellos, Trommeln oder Keyboards, die die Schüler unter Anleitung nutzen können. Im Kloster Altzella stehen für alle Jugendlichen genügend Möglichkeiten offen. Und es gibt mehr als genug Platz.

„Während in der Scheune etwa für das Theaterstück geprobt wird, haben die Schüler im ehemaligen Fröhnerhaus ihre Schlafräume und Zugang zu weiteren Gebäuden auf dem Klosterareal“, sagt Pädagogin Angelika Diedrigkeit aus Döbeln. Sie kümmert sich mit drei Helfern sozialer Einrichtungen um die Sorgen und Nöte der Jugendlichen außerhalb der Kunst. „Da gibt es für uns eine Menge zu organisieren. Ob das die Vorbereitung vor dem Camp ist, gutes Zureden bei Heimweh, schnelle Hilfe bei Insektenstichen oder Geschirrspülen nach dem Essen. Es fällt genug an“, sagt die Organisatorin. Spaß mache es aber auch.

Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass Diedrigkeit schon zum zehnten Mal beim Kunstcamp dabei ist. „Die Zusammenarbeit mit dem Kuno Nossen und den Mitarbeitern des Klosters läuft sehr gut. Sonst wäre dieses Camp nicht möglich.“ In diesem Jahr bezahlen Eltern für Übernachtung und Verpflegung 145 Euro für eine Woche. Ohne Zuschüsse des Kulturvereins Nossen, der dazu auch Einnahmen aus dem alljährlichen Weinfest einsetzt, ginge es nicht.

„Und die Klosterleitung kommt dem Kunstcamp entgegen, verlangt mit Sicherheit weniger als üblich für einzelne Räume“, vermutet die Pädagogin. Zum Vergleich: Die private Übernachtung im Fröhnerhaus kostet zwischen 35 und 120 Euro pro Nacht. Die Schüler aus der Region dürfte das Entgegenkommen freuen.

Dem ersten Schwung in der vergangenen Woche folgt ab kommendem Montag die zweite Gruppe. Ob „Robin Hood“ auch dann ohne Küsschen davonkommt?