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Kunst und Kuriositäten aus dem Automaten

Das Hinterzimmer der Kneipe Hebedas ist bekannt für seine alten Automaten. Einer davon ist besonders außergewöhnlich.

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Marie-Kristin Landes

Zehn Cent, zwanzig Cent, ein Euro – klimpernd wandert Kleingeld durch den Münzeinwurf. Die Betragsanzeige bestimmt, wann der Automat in der Kneipe Hebedas gesättigt ist. Erst dann setzt er sich rumpelnd in Bewegung und gibt seinen Inhalt preis. Dieser ist außergewöhnlich. Denn ab zwei Euro fallen hier anstatt Schokoriegeln und Gummibärchen, Ohrringe aus Glasperlen, mit Graffiti verzierte Postkarten oder Kurzgeschichten ins Auffangfach.

Schon seit 2006 steht der sogenannte Kunstwarenautomat in der Kneipe in der Rothenburger Straße 30. Bestückt ist er mit den Kreationen verschiedenster Dresdner Künstler. Doch kaum ein Gast kennt die Geschichte hinter ihm. Diese beginnt mit den Freunden Johannes Quade und Jan Fusten. Beide lernten sich während des Studiums an der TU Dresden kennen. Dort standen damals in der „Neuen Mensa“ zwei kaputte Snackautomaten zum Verkauf. Sie weckten das Interesse der beiden Studenten. „Wir dachten uns, es wäre doch verrückt, Dinge mit den Automaten zu verkaufen, die man so in ihnen nicht erwartet. Also schlugen wir zu“, erzählt der heute 35-jährige Quade.

Ganz neu war die Idee der Freunde allerdings nicht. Bereits 2001 gab es ein ähnliches Projekt in Potsdam. „Für uns war das nie ein Problem. Wir wollen ja auch keinen kommerziellen Erfolg, sondern betreiben den Automaten eher als Hobby“, sagt Quade, der zurzeit in Philosophie promoviert. Ihm und dem Architekten Jan Fusten geht es vielmehr darum, die Sicht auf das alltägliche Einkaufen zu ändern. Deshalb legen sie, neben Broschen aus Elektroschrott, auch mal eine Glühbirne für absurde fünfzehn Euro in den Automaten. In Zeiten von Energiesparlampen eine echte Rarität, doch als bloße Satire gedacht. Gekauft wurde sie trotzdem.