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Kunst macht Schule

Normalerweise zeigt die Galerie Budissin Arbeiten bekannter Künstler. Jetzt gibt sie dem Nachwuchs eine Bühne.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Mit einem zarten, fast hingehauchten Bleistiftstrich hat Johann Olenitsch den Apfel aus dem weißen Papier gegraben. Prall hebt sich die Frucht von der Zeichnung. „Es ist toll, dass mein Bild in der Ausstellung hängt“, sagt der 15-Jährige. Seine Arbeit ist wie viele andere aus der Malschule von Heike Dittrich derzeit in der Galerie Budissin zu sehen. Neben der behutsamen Grafik sind auch kraftvolle Tusche-Werke, schimmernde Aquarelle und farbenprächtige Ölbilder ausgestellt.

Johann Olenitsch betrachtet seine ruhige Zeichnung. „Eigentlich bin ich kein Freund der Stille“, sagt der Gymnasiast. Seit einem Jahr malt er unter der Anleitung der Bautzener Künstlerin Heike Dittrich. Schon als Sechsjähriger ließ er sich von einem Profi anleiten, doch dann änderten sich erst einmal die Interessen. Inzwischen ist die Sehnsucht nach Farben, Pinsel, Bleistift und Kohle zurückgekehrt. Am liebsten arbeitet der begeisterte Kino-Fan mit Rot, weil die Farbe Zuneigung und Hass gleichermaßen assoziiert.

Lieblingsfarbe Rot

Außerdem passt sie gut zu seinen Lieblingsregisseuren Alfred Hitchcock und Quentin Tarantino. Der Altmeister des Thrillers ließ seine Hauptdarstellerin „Marnie“ im gleichnamigen Film vor Rot ängstigen. Der US-Kult-Filmemacher Tarantino lässt in seinen Filmen immer Unmengen Blut fließen. Von diesen cineastischen Erlebnissen erzählt Johann Olenitsch auch gern während des Malunterrichts, während die anderen Teilnehmerinnen des Jugendkurses schweigend vor sich hin arbeiten. Nebenbei träumt er davon, einmal selbst hinter der Kamera zu stehen.

Den Blick durch eine Linse würde auch Amalia Dittrich interessieren. Allerdings würde sie lieber als Astronomin in Weltall schauen. Vorerst bleibt der Gymnasiastin aber neben ihrer Leidenschaft für Sterne und fremde Galaxien beim Zeichnen auf dem Boden der Tatsachen. „Ich habe schon als Kind viel gemalt, am liebsten Fabelwesen“, sagt die 16-Jährige. Doch irgendwann verlor sie die Lust. Erst vor einem halben Jahr kehrte sie in den Malkurs ihrer Mutter zurück. Der Kunstunterricht hatte ihr wieder die einst bekannte Welt geöffnet. In der Ausstellung hängt von ihr eine Interpretation eines Bilds von Peter Paul Rubens.

Immer ein Geburtstagsgeschenk

Auch Pauline Natusch arbeitet gern nach Vorlagen. „Ich finde es spannend genau zu beobachten und möglichst genau abzuzeichnen“, sagt die 18-Jährige. Ihr Ausstellungsblatt entstand nach einem Bild von Michelangelo. Bleistift und Aquarell kommen auf dieser Zeichnung zusammen. Sie hätte anders als die Kursleiterin eine andere Zeichnung ausgesucht. Denn besonders gern betrachtet die Bautzenerin Menschen, um sie dann zu malen. Ihre Freunde hält sie so auf Papier fest. „Und ich brauche mir nie Gedanken über Geburtstagsgeschenke zu machen“, sagt Pauline.

Von Luzie Richter hängt eine Landschaft in Tusche in der Ausstellung. Sie zeigt eine ungewöhnliche Blickrichtung auf die Bautzener Altstadt. „Da haben wir mitten in der Natur gesessen, keiner kam vorbei“, sagt sie. Ein bisschen strahlt diese Ruhe ihr Bild aus. Seit fünf Jahren geht sie regelmäßig zum Zeichenunterricht bei der Bautzener Malerin. 50 bis 60 Arbeiten sind in dieser Zeit bereits entstanden. Besonders gern arbeitet sie mit Acrylfarben. Das Aufeinanderschichten fasziniert sie.

Schon genügend Bewerbungsmaterial

Doch die 17-Jährige nutzt ihre Zeichenkunst noch für mehr als Bilder. Am liebsten entwirft sie Schnittmuster für Mode. „Ich würde gern auch ein Designstudium in diese Richtung machen. Allerdings gibt es das nicht in Deutschland“, sagt sie. Wenn es nicht klappt, will sie es mit einem Studium der Malerei und Grafik versuchen. Genügend Bewerbungsmaterial liegt schon in ihrer Mappe. Bis zu dieser Entscheidung ist noch mehr als ein Jahr Zeit.

Bei der Gemeinschaftsausstellung in der Galerie Budissin werden mehr als 30 Arbeiten präsentiert. „Sie zeigt die ganze Bandbreite der Malschule vom Porträt über das Stillleben bis zur Landschaftszeichnung mit den unterschiedlichsten Stilmitteln. Es ist schön, dass statt namhafter Künstler die Schüler hier eine Bühne bekommen“, sagt Heike Dittrich. Seit knapp zehn Jahren unterrichtet die Künstlerin Nachwuchs in ihrer Malschule. Gerade für die jungen Schüler ist diese Schau noch mehr. Zum ersten Mal präsentieren sie ihre Bilder einem breiten Publikum. „Dass unsere Arbeiten an der Wand hängen, macht uns zwar noch nicht zu Künstlern. Toll ist es trotzdem“, sagt Amalia Dittrich. Die Schau ist bis 13. Februar zu sehen.

Galerie Budissin, Schloßstraße 19, in Bautzen

Öffnungszeiten: dienstags bis sonnabends von 14 bis 18 Uhr, Telefon: 03591 42223

www.kunstverein-bautzen.de