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Kunst aus Müll

Schüler der Neukircher Lessing-Grundschule sind kreativ. Viele von ihnen hatten beim Gestalten ein Aha-Erlebnis, das nachwirkt.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch. Seine Tochter schaue jetzt zu Hause genauer hin, wie der Müll getrennt wird. Als ihr ein Vater kurz vor den Osterferien das sagte, konnte sich Silke Richter, die Leiterin der Lessing-Grundschule Neukirch, bestätigt fühlen. Ziel erreicht!

Den ganzen März lang beschäftigten sich die Mädchen und Jungen der Klassen eins bis vier mit dem Thema Müll. Schon in den Winterferien hatten sie zu Hause alles gesammelt, was sonst im Abfalleimer landet: leere Joghurtbecher, Tetrapacks, Papprollen, Flaschendeckel oder Kartons ... Alles das brachten sie nach den Ferien mit in die Schule. Dort wurden die Müllberge erst mal in den Klassenzimmern ausgeschüttet und der Abfall sortiert. Gleichzeitig überlegten Lehrer und Schüler, wie sich der Müll zu einer Plastik verarbeiten lässt. Skizzen wurden angefertigt, in den Klassen diskutiert. Entstanden sind wahre Müllobjekte, die in Fachkreisen schon als Kunst, Trash-Art genannt, durchgehen könnten: sieben Stück, eins für jede Klasse. „Der Kreativität wurden dabei keine Grenzen gesetzt“, sagt die Schulleiterin. Es entstanden unter anderem ein großes Schiff aus Kartons, ein Zauberbaum und die Erde, die an Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch immer schwerer zu tragen hat. Die Plastiken sind jetzt im Schulhaus zu sehen. Dort können sie nach den Osterferien ab dem 9. April vormittags auch Besucher besichtigen.

Fächerübergreifendes Projekt

Das einmonatige Schulprojekt war fächerübergreifend eingebunden, sagt Silke Richter. Unterstützung kam vom Naturschutzzentrum „Oberlausitzer Bergland“ Neukirch. Dessen Umweltpädagoginnen führten interessante Projekte mit den Kindern durch und gingen mit ihnen zum Thema „Müll in unserer Umwelt“ in Neukirch auf Entdeckungsreise. Gefundene Materialien wurden anschließend weiterverarbeitet. Ziel ist es, die Schüler für eine saubere Umwelt zu sensibilisieren, erklärte die Schulleiterin. Dabei gehe es nicht nur darum, Abfälle sauber voneinander zu trennen, sondern schon im Vorfeld darauf zu achten, möglichst wenig Müll zu „produzieren“, zum Beispiel beim Einkaufen auf Verpackungsmaterial zu verzichten, das nicht unbedingt notwendig ist.

Das Thema Müll ist Teil des Lehrplanes an Sachsens Grundschulen. „Wir beschäftigen uns in jedem Jahr damit. Doch in diesem Jahr haben wir erstmals einen ganzen Projektmonat dazu durchgeführt, indem wir den gesamten Unterrichtsstoff zu diesem Thema bündelten“, sagt Silke Richter. Nicht nur bei den Kindern, auch bei deren Eltern kam die auf Nachhaltigkeit zielende Aktion sehr gut an, wie die Bemerkung des eingangs zitierten Vaters zeigte.

Doch damit nicht genug. Zum Neukircher Frühjahrsputz, der in diesem Jahr zum zweiten Mal gemeindeweit stattfindet, werden die Grundschüler ihren Teil beitragen. „Wir machen das Schulgelände sauber“, sagt Silke Richter. Schulhof, Sport- und Spielanlagen, Schulgarten und die anderen Außenanlagen rund um die Grundschule wurden dafür in Planquadrate aufgeteilt. Jede der sieben Klassen erhielt ihren Bereich, den sie nach den Osterferien sauber machen wird. Der schulinterne Frühjahrsputz soll die Themenwochen „Müll“ abrunden. Umweltschutz beginnt da gewissermaßen vor der Haus- bzw. vor der Schultür.