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Kunst am Markt

Der von Joachim Zehme geschaffene Brunnen wurde jetzt eingeweiht. Er erinnert an ein Lommatzscher Heiligtum.

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© Gerhard Schlechte

Von Jürgen Müller

Lommatzsch. Wasser ist Leben. Und belebt werden soll die Lommatzscher Innenstadt. Deshalb entstand auf dem Markt jetzt ein Brunnen. Geschaffen hat ihn der Oschatzer Bildhauer Joachim Zehme. Eingeweiht wurde er schon im Oktober vergangenen Jahres anlässlich 500 Jahre Reformation und 500 Jahre Lommatzscher Pflege. Damals hatte der Brunnen aber noch eine Winterabdeckung. Jetzt ist das aus sächsischem Sandstein geschaffene Kunstwerk fertig. Zehme nennt ihn Glomuzi-Brunnen in Anlehnung an den gleichnamigen Paltzschener See, der seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr existiert und als heilig galt. In Überlieferungen heißt es, Glomuzi sei eine Quelle, die einen stehenden See bilde, der „wie die Eingeborenen behaupten und viele Augenzeugen bestätigen, häufig wunderbare Erscheinungen zeigt. So lange holder Friede die Bewohner des Landes beglückt, und der Boden die Frucht nicht versagt, erfüllt er, bedeckt mit Weizen, Hafer, Weizen und Eicheln, die Gemüter der zahlreich an seinen Ufern zusammengeströmten Nachbarn mit froher Lust. Sobald aber wilde Kriegsläufe drohen, gibt er durch Blut und Asche gewisse Kunde der Zukunft. Diesen Quell verehrt und achtet daher jeder Eingeborene mehr als die Kirchen.“

Wie der Brunnen aussehen wird, war bis zuletzt ein Geheimnis. „Wir wussten es auch nicht, haben dem Künstler jede Freiheit gegeben“, sagt Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP). Auch Bänke wurden aufgestellt, laden nun zum Verweilen ein. Gekrönt wird der Brunnen von der Venus von Lommatzsch. „Ich habe sie bis an die Grenze der Sittsamkeit geführt“, sagt Joachim Zehme, der den Brunnen als Mischung aus gegenständlicher und moderner Kunst sieht. Im Mittelpunkt des Brunnens, der auf einem goldenen Mühlrad errichtet wurde, stehe die Familie, aber auch der Tod werde verschlüsselt durch einen Engel dargestellt. „Es war ein Experiment, das anfangs keineswegs volle Zustimmung fand. Jetzt aber sind alle begeistert“, so die Bürgermeisterin. Der Künstler habe die Lommatzscher einbezogen, deren Ideen berücksichtigt. „Das Ergebnis ist die Bestätigung , dass man nicht Kunst über die Köpfe der Menschen hinweg machen kann“, sagt Bildhauer Joachim Zehme, der auch schon Brunnen und Oschatz und Mügeln geschaffen hat.