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Kundschaft aus aller Welt

Maschinen schickt die ECT-Kema GmbH nach Japan, China und Vietnam. Am Computer entstehen sie neuerdings in Girbigsdorf.

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© Nikolai Schmidt/nikolaischmidt.de

Von Constanze Junghanß

Jetzt kommen erst einmal die Japaner. Die Engländer waren schon da in diesem Jahr und auch die Chinesen. Seit Januar 2017 geben sich im Schöpstaler Ortsteil Girbigsdorf Vertreter von Großkonzernen aus dem Ausland die Klinke in die Hand. Es werden im Laufe des Jahres noch mehr werden. Ihr Ziel: das Werk II in der Holtendorfer Straße 31. Dorthin verlegte zum Jahresbeginn die ECT-Kema GmbH ihren Geschäftssitz. Der Umzug vom Görlitzer Demianiplatz und der Wechsel in der Geschäftsführung gingen ohne großes Tamtam über die Bühne. Selbst Schöpstals Bürgermeister Bernd Kalkbrenner bekam erst nach einigen Tagen mit, welches Unternehmen da in seiner Gemeinde Fuß gefasst hat. Und natürlich freut sich der Bürgermeister über diese Neuansiedlung.

Die ECT-Kema GmbH gilt seit vielen Jahren als einer der namhaftesten Anbieter von Sondermaschinen zur Herstellung von technischer Keramik. International gehört die Firma mit zu den Marktführern. Produziert wird für Standorte weltweit. 2012 allerdings stand die Kema auf der Kippe. Eine Insolvenz zwang sie in die Knie. Harte Zeiten für die Mitarbeiter, die den Kopf aber nicht in den Sand steckten. Nur kurze Zeit später konnte gemeinsam mit dem nun involvierten Partner ECT aus Mühlacker eine Neugründung gestartet werden – mit Erfolg. Die beim Schöpstaler Maschinenbau, beim BMS Stahlbau Görlitz und in Stuttgart produzierten Maschinen sind mittlerweile auf allen Kontinenten dieser Erde zu finden. Das von Frank Händle gegründete Unternehmen führte von 2014 bis zum Vorjahresende Hans Josef Berchtold.

Nun haben junge Leute die Nachfolge angetreten. Torsten Seidel, 42-jähriger Maschinenbauingenieur und Vertriebsleiter, entwickelte die ECT-Kema bereits auf nationalen und internationalen Märkten weiter und ist Technischer Geschäftsführer. Ihm zur Seite steht seine Cousine Fanny Seidel, Betriebswirtin und Kaufmännische Geschäftsführerin des Unternehmens. Die 26-Jährige hat ebenfalls Erfahrung im kaufmännischen Bereich und als Leiterin vom Personalwesen gesammelt. 13 Mitarbeiter gibt es im Moment am Standort. Und das Unternehmen stellt sich auf Wachstum ein: „Gesucht werden Konstruktionsassistenten, und wir planen langfristig die Verjüngung unseres Teams, da ein Teil unserer Mitarbeiter in einigen Jahren in Rente gehen werden“, sagt Torsten Seidel. Im Büro der jungen Geschäftsführung sind Tafeln mit asiatischen Schriftzeichen zu entdecken. Vorbereitungen auf Gäste, die jetzt über 9 000 Kilometer bis nach Girbigsdorf reisen. Die Japaner bringen nicht nur Aufträge für die ECT-Kema GmbH mit. „Sie übernachten auch in den hiesigen Hotels, wir zeigen ihnen die Görlitzer Altstadt und unsere Region“, sagt Fanny Seidel.

Die Infrastruktur sei auch einer der Gründe gewesen, das Unternehmen in Schöpstal anzusiedeln. Zwei Hotels gibt es, die Nähe zu Görlitz punktet. „Wir haben hier einfach bessere Bedingungen, auch für unsere Lieferanten“, sagt der Geschäftsführer. Lager- und Montagemöglichkeiten sind vorhanden. Dazu komme die mit rund 250 Quadratmetern größere Bürofläche als in Görlitz. Und die Ruhe, die gerade für die Konstrukteure wichtig sei: Im beschaulichen Girbigsdorf ist das Verkehrsaufkommen bedeutend geringer, als in innerstädtischer Lage. Unterstützung der Görlitzer Wirtschaftsförderung hat sich das Unternehmen für die Suche nach dem neuen Standort nicht gesucht. „Wir haben das in Eigenregie gemacht, und so hat das alles schnell und unkompliziert in Schöpstal geklappt“, sagt Fanny Seidel. Die Auftragsbücher wären gut gefüllt. Und die Aussichten sind bestens: Maschinen zur Herstellung von Partikelfiltern werden für Diesel-Pkw, Schiffe, Lkw und stationäre Antriebe überall gebraucht.

Mit einem besonders hohen Bedarf rechnet Torsten Seidel in China. Das ferne Land wird momentan auf die Abgasnormen Euro 5 und Euro 6 vorbereitet. Zwei Monteure der GmbH sind bereits für Vorbereitungsarbeiten im Lande. Der Chef reist außerdem bald nach Vietnam. Eine Presse für Isolatoren wird in Görlitz gebaut und kommt per Schiff in den südostasiatischen Küstenstaat. „Dort sind auch weitere Anlagen von uns geplant“, so Torsten Seidel.

Kundschaft gibt es außerdem auch in Russland, EU-weit und bis hin nach Neuseeland. Für die Gemeinde Schöpstal ist die Ansiedlung mit solch einem internationalen Flair auf jeden Fall ein großer Gewinn: Denn die Gewerbesteuer wird im Ort bleiben, bestätigen die beiden Geschäftsführer.