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Piwarz will 101. Oberschule erhalten

Am Standort Pfotenhauerstraße soll zusätzlich die Unischule gegründet werden. Die Eltern fordern eine Entscheidung.

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© Christian Juppe

Von Nora Domschke

Wie arbeiten Lehrer an einer Oberschule, in der Kinder aus 32 verschiedenen Nationen lernen? Darüber will sich Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Montagvormittag informieren. Mit seinem Besuch der 101. Oberschule an der Pfotenhauerstraße in der Johannstadt wirft er einen Blick in eine als Problemschule stigmatisierte Einrichtung.

Der Kultusminister scheint durchaus beeindruckt von dem, was Schulleiterin Juliana Dressel-Zagatowski ihm zeigt. Schulbibliothek und Lehrküche, eine Cafeteria, die von Schülern selbst betrieben wird, ein Nähkabinett mit 16 Nähmaschinen, an denen jeder Schüler ein halbes Jahr das Handwerk erlernt. Zudem gibt es spezielle Angebote über den Unterricht hinaus, zum Beispiel für muslimische Mädchen. Für sie sei die Gleichstellung der Frau hier in Deutschland eine Umstellung. „Wir helfen ihnen mit einem offenen Mädchentreff“, erklärt Dressel-Zagatowski. Der Großteil der Oberschüler käme aus Familien mit komplizierten sozialen und auch familiären Verhältnissen. Die Schulleiterin berichtet außerdem, dass die Sprache eine der größten Herausforderungen ist. Allerdings weniger bei den Schülern selbst. „Kinder aus ausländischen Familien lernen die deutsche Sprache recht zügig.“ Problematischer sei der Austausch mit den Eltern, die oft nur wenig Deutsch sprechen. Deshalb gebe es die Idee, die Elternbriefe auch in Arabisch, Persisch und Russisch zu formulieren.

Was Juliana Dressel-Zagatowski nicht öffentlich anspricht auf dem Rundgang, ist die ungewisse Zukunft ihrer Schule. Im August soll im Schulhaus der 101. Oberschule die Universitätsschule in städtischer Trägerschaft gegründet werden. In einer dreizügigen Grund- und Oberschule wollen Wissenschaftler der TU Dresden neue Unterrichtsmethoden und Zeitmodelle untersuchen. Weil sich nur wenige Familien dafür angemeldet haben, ist noch nicht entschieden, ob die Universitätsschule tatsächlich in diesem Jahr an den Start geht. An diesem Donnerstag soll es dazu erneut ein Treffen der Beteiligten geben, bei dem eine Entscheidung fallen soll. Das teilt die TU Dresden mit.

Darauf hoffen auch die Eltern, die ihre Kinder für den Schulversuch angemeldet haben. Carsten Walther ist für die Elterninitiative der Universitätsschule am Montag beim Schulrundgang dabei. „Wir erwarten, dass politische Beschlüsse umgesetzt werden“, sagt der Vater, dessen Tochter derzeit die erste Klasse einer staatlichen Grundschule besucht. Mit den traditionellen Lehrmethoden sei er nicht einverstanden. „Das Konzept der Universitätsschule gefällt uns besser, vor allem dass die Kinder ihren Lernbedarf selbst steuern dürfen.“

Fest steht schon jetzt: Für beide Schulen ist im Gebäude an der Pfotenhauerstraße perspektivisch kein Platz. Nun ist es Aufgabe der Stadtverwaltung, eine Lösung dafür zu finden. Christian Piwarz macht deutlich, dass er an der 101. Oberschule in der Johannstadt festhält. Die erfolgreiche Arbeit der Lehrer müsse fortgesetzt werden. „Sie ist keine Problemschule, sondern eine Schule, die sich um Probleme kümmert“, sagt Piwarz. Seine wichtigste Aufgabe sei es nun, für ausreichend Lehrer zu sorgen.

Carsten Walther von der Elterninitiative fordert eine schnelle Entscheidung für den Standort. „Ich habe das Gefühl, dass derzeit auf allen Seiten Frust herrscht.“ Weder die Lehrer der Oberschule noch die Eltern wissen, wie es weitergeht. Er hoffe, dass die TU Dresden an ihrem Konzept für die Universitätsschule festhalten.