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Stern Combo nimmt Abschied

Der Mitbegründer der Art-Rock-Combo Norbert Jäger ist am Freitag verstorben. In Meißen wird der Musiker auch als begnadeter Rausschmeißer auf dem Weihnachtsmarkt in Erinnerung bleiben.

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© Archivbild: Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Lachfalten in den Augenwinkeln. Ein leises Lächeln, vom grau-weißen Bart verdeckt. Die Haare fallen in die Stirn. Dieses Bild, mehr noch seine Musik werden von Norbert Jäger in Erinnerung bleiben. Die Stern-Combo Meißen, eine der ältesten und noch aktiven deutschen Rockbands, hat am Sonnabend auf ihrer Internetseite mitgeteilt, dass der Mitbegründer, langjährige Kollege und Freund Norbert Jäger am Freitag die Trommelstöcke endgültig aus der Hand gelegt hat.

Wie es weiter heißt, war der letzte auch in Meißen wohnende Musiker der Band von 1964 bis 1979 bei der Stern-Combo sowie zum Comeback im Jahr 1996 mit von der Partie. Im Jahr 2011 zog sich der Schlagzeuger aus gesundheitlichen Gründen aus der Band zurück, blieb aber stets mit ihr verbunden. Regelmäßig trafen sich die Bandmitglieder bei ihm zu Hause. Ebenso beteiligte er sich nach seinem Ausstieg am künstlerischen Schaffen der Combo, unter anderem mit Texten zum Projekt „Bilder einer Ausstellung – The Rock Version”.

„Mit Norbert verlieren wir einen guten Freund, der viele Jahre mit uns gemeinsam musizierte, viele zeitlose und unvergessliche Songtexte, wie beispielsweise Weißes Gold, Die Sage und Der weite Weg, verfasste und der mit seinem ihm ganz eigenen Humor für viele fröhliche Momente in unserem Bandleben sorgte“, schreibt die Band auf ihrer Internetseite. Das tief empfundene Mitgefühl gelte in dieser schweren Stunde seiner Frau, seinen Angehörigen und seinen Freunden.

Wie so oft in der Rockmusik spielt der Zufall eine entscheidende Rolle bei der Geburt der Stern-Combo. Stern-Veteran Martin Schreier trifft Norbert Jäger an einem Steinbruch an der Niederauer Straße in Meißen, wo er im Jahr 1964 mit Freunden gern badet. „Da hörte ich immer aus einem Fenster in der ersten Etage laute Little-Richard-Musik“, erinnert sich Schreier. Little Richard war ein berühmter Rock ’n‘ Roll-Sänger aus den USA und damals Schreiers Favorit. Norbert Jäger spielt dazu bei schönstem Sommerwetter live am Klavier. Und irgendwann klingelt der junge Martin Schreier einfach an seiner Tür und fragt, ob er nicht bei ihnen mitspielen will. Er will. Die erste Besetzung der Stern-Combo Meissen steht.

Mit seiner Heimatstadt Meißen verband Jäger eine innige Liebe, wobei er ihre kleinen Fehler nie übersah, aber stets mit scharfem Witz zu kommentieren wusste. „Meißen ist meine Geburtsstadt und dann natürlich ganz wichtiger Bestandteil im Bandnamen Stern-Combo Meißen“, so der Percussionist in einem SZ-Interview. Daran habe die Band immer festgehalten, selbst wenn es zwischendurch etwas antiquiert klang. Mit dem Album „Weißes Gold“ habe die Combo dann Mitte der 70er-Jahre ihrer Gründungsstadt eine ganz direkte Reminiszenz erwiesen. Das Album verkaufte sich bis nach Japan und Finnland.

In Meißen wird der Musiker auch als begnadeter Rausschmeißer auf dem Weihnachtsmarkt in Erinnerung bleiben. In Nachtwächterart drehte er dort seine Runden. Anfang der 2 000er-Jahre dichtete er: „Hört ihr Leute, lasst euch sagen! Wir woll’n uns heute nicht länger plagen. Und machen jetzt die Buden dicht. Geht brav heim, fürchtet Euch nicht. Das Leben gleicht ’ner Hühnerleiter: Total beschissen, morgen geht’s weiter.“